Foto: Julia Schmidt

Mammutprojekt Europabrücke vor dem Ende

Mit der Sanierung der Europabrücke leistete sich die Stadt ein Bauprojekt in jüngst unbekanntem Ausmaß – Doch sowohl Bauzeit wie Kosten blieben im Rahmen

Gladbeck - Mit dem Fahrrad fährt Bürgermeister Ulrich Roland regelmäßig zur Europabrücke. Schließlich ist es nur ein „Katzensprung“ vom Rathaus zur wohl größten Baustelle auf Gladbecker Boden seit Jahrzehnten. Während der zweijährigen Bauzeit hat sich das Stadtoberhaupt so immer wieder von den Fortschritten der Sanierung überzeugen können. Mit Beginn des neuen Schuljahres ist es nun vollbracht. Die Europabrücke ist in beiden Richtungen wieder zweispurig befahrbar, Radfahrer und Fußgänger können Nord- und Südseite wieder uneingeschränkt nutzen.

Fast zum zweiten Wohnzimmer ist die Brücke wohl für Bauleiter Lars Neubauer geworden. Der Ingenieur ist seit 2005 für die Stadt Gladbeck tätig, erlebt aber mit der Sanierung der Europabrücke sein erstes Bauprojekt in solch einer Größenordnung. „Bei einem Volumen von sechs Millionen Euro sind schlaflose Nächte natürlich vorprogrammiert“, gesteht er ein. Zwar wird bei einem solchen Projekt nur eine große Baufirma beauftragt. Die wiederum benötigt aber Unterstützung und hat in den zwei Jahren Bauzeit rund 30 bis 40 weitere Firmen unterschiedlicher Gewerke involviert. „Als Stadt mussten wir die Bauschritte natürlich detailliert überwachen. Die Arbeiten an einer Brücke sind zudem witterungsabhängig, so dass nicht immer alles reibungslos läuft“, erklärt der Bauleiter mit Verweis auf zwei harte Winter. Auch für Ingenieuramtsleiterin Sabine Brinkmann war die Bauzeit aufregend. „Jeder Schritt, jede Bohrung in die 45 Jahre alte Brücke hätte Überraschungen zu Tage fördern können, mit denen wir nicht gerechnet haben“, sagt die Amtsleiterin. Daher sei man froh, so genau im Zeitund Kostenrahmen geblieben zu sein, betont Bürgermeister Ulrich Roland.

Aber nicht nur für die Stadt Gladbeck war das Riesenprojekt völliges Neuland. Mit der Sanierung einer großen Betonspannbrücke, wie die Europabrücke eine ist, hat man in Deutschland nur wenig Erfahrung. Deshalb holte man sich den Rat von Wissenschaftlern, vor allem von Professor Martin Mertens von der Hochschule Bochum. Das Interesse für Lehre und Forschung war groß: zahlreiche Delegationen waren zu Gast in Gladbeck. Von Bauwerksprüfseminaren bis hin zu Promotionsgelegenheiten leistete die Großbaustelle so auch einen pädagogisch wertvollen Beitrag.

Die Instandsetzung der Infrastruktur ist aber mit der Europabrücke nicht beendet. Es gibt im städtischen Besitz rund 90 Brücken, viele davon sind in die Jahre gekommen. Die Brücken auf der Burgstraße, der Bülser Straße und der Beethovenstraße sind nur drei Beispiele. Wie bei der Sanierung der Europabrücke wird die Stadt aber auf Förderungen von EU, Bund und Land verzichten müssen. „Für die Instandsetzung von Brücken gibt es so gut wie keine Fördertöpfe“, sagt Sabine Brinkmann. Da kommen noch Kostenpunkte auf die Stadt zu, die im nächsten Stadtplanungs- und Bauausschuss diskutiert werden müssen. js

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