Schermbeck - Äußerlich gleichen sie sich wie ein Ei dem anderen und sind nur bei genauerem Hinsehen zu unterscheiden. Mittlerweile ist Amrs Zwillingsbruder Ahmed zu Gast bei der Familie Große Brinkhaus in Schermbeck. Im vergangenen Schuljahr lebte hier noch Amr Atta aus dem ägyptischen Kairo als Gastkind. Nun besucht sein Zwillingsbruder Ahmed Atta Frank und Andrea Große Brinkhaus und lernt wie sein Bruder im vergangenen Schuljahr die hiesige Kultur und Sprache kennen.

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Andrea und Frank Große Brinkhaus erklärten sich gerne dazu bereit, auch Amrs Zwillingsbruder Ahmed bei sich aufzunehmen. „Wir machen das aus Freude an der Gastfreundlichkeit. Wir haben ein Zimmer frei, denn unsere Kinder sind bereits aus dem Haus“, erklärt Andrea Große Brinkhaus. Wie bei seinem Zwillingsbruder wird auch Ahmeds Deutschlandaufenthalt über den Verein AFS Interkulturelle Begegnungen e. V. organisiert. AFS ist ein gemeinnütziger Verein für den Jugendaustausch und interkulturelles Lernen. Das Schüler- und Gastfamilienprogramm des Vereins ermöglicht Schülern und Gasteltern über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken, eine andere Kultur kennenzulernen und soll damit zur Völkerverständigung beitragen.
Bei der Familie Große Brinkhaus läuft diese Völkerverständigung einwandfrei, denn mittlerweile haben sie schon das zweite Kind aus der ägyptischen Familie Atta bei sich aufgenommen. Bereits seit September lebt der 16-jährige Ahmed bei Andrea und Frank Große Brinkhaus und besucht die Gesamtschule in Schermbeck. Ahmed hat seinen Zwillingsbruder Amr fast fließend abgelöst, denn dieser war bis Juli vergangenen Jahres noch in Deutschland. „Wir sind nur in den Urlaub gefahren und dann kam schon der nächste“, erzählt Andrea Große Brinkhaus lachend. Ahmed hat gegenüber seinem Bruder allerdings einen Vorteil, denn er kannte seine Gasteltern bereits von einem Besuch bei seinem Bruder, bevor er hierher kam.

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Doch auch Ahmed lernt in Deutschland viel Neues und Anderes kennen, zum Beispiel tanzte er hier beim Oktoberfest, feierte Halloween und verbrachte das Weihnachtsfest mit Andrea und Frank Große Brinkhaus und ihrer Familie. Als Moslem feiert Ahmed mit seiner Familie in Ägypten kein Weihnachten, deshalb war dies für ihn eine ganz neue Erfahrung. Das Besorgen der Weihnachtsgeschenke für seine Gastfamilie stellte Ahmed vor eine Herausforderung. „Das war schon ein bisschen schwierig“, gibt er zu. Damit Ahmeds erstes Weihnachten etwas Besonderes ist, machte die Familie einen deutsch-ägyptischen Brunch und danach trug jeder etwas vor. Ahmed durfte deutsche Weihnachtsgeschichten vorlesen. Mittlerweile spricht er schon gut Deutsch, was aber auch daran liegt, dass er die Sprache vier Jahre lang in der Schule in Kairo gelernt hat.

Das deutsche Essen ist für Ahmed auch etwas Neues. „Es ist lecker, aber fast alles ist mit Kartoffeln“, erzählt er. „In Ägypten sind Reis und Brot das, was die Kartoffeln hier sind.“ An Deutschland mag Ahmed besonders den Regen und die Kälte. „Das ist anders als Zuhause, wo es sehr warm ist, da wird man schneller müde“, erklärt er. Besonders toll findet Ahmed - wie auch sein Bruder Amr - den Schnee. „Ich wünsche mir, dass ich morgens aufwache und Schnee liegt.“ Immerhin ein bisschen Schnee hat ihm dieser Winter schon beschert. Ahmed ist froh, dass Andrea und Frank Große Brinkhaus ihn als Gasteltern so herzlich aufgenommen haben. Denn es ist gar nicht so einfach in Deutschland eine Gastfamilie zu finden. „Nicht viele Deutsche sind bereit, einen Gastschüler für ein ganzes Schuljahr aufzunehmen, dabei steht und fällt das ganze Projekt damit, Gastfamilien zu finden“; betont Andrea Große Brinkhaus. Um einen Gastschüler aufzunehmen, braucht man nur ein freies Bett. Auch Einzelpersonen können Schüler bei sich aufnehmen und so am Austausch der Kulturen teilnehmen. Andrea und Frank Große Brinkhaus sind jedenfalls überzeugt, dass dieser Austausch eine Bereicherung für beide Seiten ist. go
Weitere Informationen zum Gastfamilienprogramm erhält man telefonisch unter (040) 39922290, per E-Mail unter gastfamilie@afs.de oder auf der Internetseite www.afs.de.