Fotos: aureus GmbH - Aileen Kurkowiak

Schermbecker haben zu Grundschulsituation abgestimmt

Ein Ende der Diskussionen um die Grundschulen in Schermbeck scheint mit dem Ergebnis des Ratsbürgerentscheids in greifbarer Nähe – Oder etwa doch nicht?

Schermbeck - Nachdem die drei Privatpersonen Manuel Schmidt, Marc Overkämping und Timo Gätzschmann im Dezember 2019 ein Bürgerbegehren zur Thematik der Grundschule in Schermbeck auf den Weg gebracht hatten, gab es nun einen Ratsbürgerentscheid. Die Frage an die Schermbecker lautete: „Sind Sie für den Neubau eines Bildungszentrums an der Weseler Straße/Ecke Waldweg, in dessen Kern eine vereinte fünfzügige Grundschule mit Dreifachsporthalle steht?” 74,77 Prozent der Schermbecker Bürger stimmten für Nein. Was dahinter steckt und wie es nun weitergeht, lesen Sie hier.

Die Problematik

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Grundlage des Entscheidungsprozesses war eine beauftragte Machbarkeitsstudie, in der die verschiedenen Möglichkeiten und Alternativen für eine zukunftsfähige und moderne Grundschullandschaft in Schermbeck ausführlich geschildert wurden. In diese Machbarkeitsstudie wurden bereits die Meinungen, Anregungen, Wünsche und Vorschläge der Eltern und Lehrer berücksichtigt, um sämtliche relevanten Punkte für eine zukunftsfähige Grundschule in Augenschein zu nehmen. Aus dieser 136 Seiten langen Studie ergaben sich folglich zwei Alternativen, die man als geeignet für den Schermbecker Standort ansah. Die erste Variante beinhaltete einen Neubau an einem neuen Standort, nämlich auf der grünen Wiese, das ein Bildungszentrum und eine neue Dreifachsporthalle einschließen würde. In der zweiten Variante würde das Grundstück der Gemeinschaftsgrundschule inklusive Erweiterungsflächen genutzt werden, um eine vier- bis fünfzügige Grundschule und eine zusätzliche Zweifachsporthalle zu bauen. Der Pavillon aus den 1970er Jahren und die bereits vorhandene Zweifachsporthalle an der ehemaligen Maximilian-Kolbe-Schule würden erhalten bleiben. Aus dem Rathaus hieß es zu der Thematik: „Beide Varianten haben zum Ziel, die Grundschullandschaft in Schermbeck neu zu ordnen und unseren Kindern die besten räumlichen Voraussetzungen, die die Herausforderungen unserer Zeit wie Digitalisierung, Barrierefreiheit und die Betreuung und Versorgung unserer Kinder nach Beendigung der Unterrichtszeit in einer offenen Ganztagsschule, zu bieten.“ Eine weitere Gemeinsamkeit beider Varianten ist die neue bauliche Lösung für die OGS und die Mensa sowie der Einbezug von Eltern, Lehrern, der Politik und verschiedenen Experten für ein optimales Raumkonzept, das als Grundlage für den späteren Bau der jeweiligen Schule dienen soll.

Doch wo liegt nun die Problematik und wieso haben die beiden Varianten für so viel Diskussionsstoff gesorgt? Vor der Durchführung des Ratsbürgerentscheids hat sich der Rat bereits für die Neubauvariante auf dem aktuellen Grundstück ausgesprochen. Viele Befürworter der zweiten Alternative schoben diese Wahl auf die geminderte finanzielle Belastung bei einer Beibehaltung des Grundstücks an der Weseler Straße und betonten die Wichtigkeit eines Neuanfangs mit einem neuen Bau auf dem benachbarten Feld. Man könne hier die Nutzung von Räumlichkeiten für die VHS und beispielsweise den Instrumentalunterricht der Musikschule Einklang an einem neuen Standort von vornherein besser einplanen und umsetzen. Die Entscheidungsfindung und die Diskussion über viele Aspekte, die hier eine Rolle spielten, weiteten sich im Laufe des Jahres 2020, sodass sich für jede der beiden Varianten eine Vielzahl an Argumenten aufzählen ließe. Schlussendlich wurde den Schermbecker Bürgern die Entscheidung selbst überlassen, indem sie bis zum 26. Juli ihre Stimme abgeben konnten.

Der Ratsbürgerentscheid

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Bei einer ungefähren Beteiligung von 32 Prozent der Schermbecker haben von diesen 25,23 Prozent für einen Neubau an einem neuen Standort gestimmt und 74,77 Prozent sprachen sich dagegen aus. Entsprechend kann die vom Rat bevorzugte Variante in die Tat umgesetzt werden.

„Mit 2869 Stimmen der Schermbecker Bürgerinnen und Bürger wurde der Ursprungsbeschluss des Rates der Gemeinde Schermbeck, nämlich die Bildung eines zentralen Schulstandortes an der Weseler Straße, bestätigt. Somit wird in der nun bestätigten Neuausrichtung ein nahezu kompletter Neubau entstehen, der unter Beteiligung von Fachleuten ein neues Raum- und Digitalisierungkonzept entstehen lassen wird. Ebenfalls werden die sich ändernden Bedarfe in der Betreuung der Schülerinnen und Schüler im Rahmen der Offenen Ganztagsschule und der damit einhergehenden Versorgung (Mensa), komplett neu gedacht und planerisch mitberücksichtigt. Dies gilt auch für den Bau einer neuen Zweifachsporthalle. Ich möchte mich bei allen Beteiligten, den Antragstellern, den im Rat vertretenen Fraktionen und Ratsmitgliedern und den Bürgerinnen und Bürgern für die Sachlichkeit der Diskussion bedanken. Natürlich ist das Thema Bildung und Kinder eines der zentralen Zukunftsthemen unserer Gemeinde. Dazu noch ein hoch emotionales Thema. Als Vater von fünf Kindern, wo bei zweien selbst noch die Grundschulzeit bevorsteht, kann ich die unterschiedlichsten Sichtweisen sehr gut nachvollziehen und allen Argumenten positive, wie auch negative Seiten abgewinnen. Mit dem nun durchgeführten Ratsbürgerentscheid hat die Mehrheit der Teilnehmenden in einem höchst demokratischen Prozess eine Entscheidung getroffen. Ich hoffe nun, dass wir schnellstmöglich mit der Umsetzung des Projektes zum Wohle unserer Kinder und unseres Lehrerkollegiums beginnen können”, erklärt Bürgermeister Mike Rexforth in einer offiziellen Stellungnahme.

Ein Statement aus dem Rathaus

Unsere Redaktion hat die Belange der Bürger gehört und die sich noch stellenden Fragen, welche relevant für die Allgemeinheit sind, an das Schermbecker Rathaus weitergegeben. Lesen Sie hier einen Auszug daraus:

Welche Vorteile sehen Sie, abgesehen von der Kostenfrage, bei der Beibehaltung des ursprünglichen Standortes und dessen Modernisierung?
Die Gemeinde Schermbeck ist im Besitz eines Großteils der benötigten Flächen für den (Teil-)Neubau.


Wird sich durch den erfolgreichen Verlauf eines geordneten Bürgerentscheides in Zukunft ein solcher Prozess bei anderen Fragen öfter wiederholen?
Wir müssen unterscheiden zwischen einem Ratsbürgerentscheid und einem Bürgerentscheid. Der nun durchgeführte Ratsbürgerentscheid war schon eine Besonderheit und sicherlich zum einen der Corona-Situation geschuldet. Dieser hat die Initiatoren ja davor bewahrt, zunächst einmal ungefähr 1.100 Unterschriften für die Durchführung eines Bürgerentscheides zu sammeln. Diese Hürde ist nicht unerheblich und soll ja auch dafür sorgen, dass der Rat einer Kommune als gewählter Vertreter der Bürgerschaft, zentrale Entscheidungen treffen kann.


Daher wird es sicherlich in Ausnahmefällen bei zentralen Fragen der Gemeindeentwicklung zukünftig möglich sein, dass ein Bürgerentscheid angestrebt wird. Dies wird aber sicherlich die Ausnahme in unserem demokratischen System sein. // ak

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