Gladbeck
So glücklich machen nicht alle Welpen ihren Start ins Leben.Foto: PicsbyFran auf Pixabay

Hundeleid statt Hundeglück

Preiswerte und große Auswahl an Welpen kommt nur durch viel Leid zustande

Gladbeck -

Viele Menschen lieben Tiere, das ist in Gladbeck nicht anders. Ganz oben auf der Liste steht dabei natürlich der Hund als  vierbeiniger Begleiter. Insbesondere bei Familien mit Kindern kommt irgendwann der Wunsch nach einem Haustier auf.

Bei der Auswahl seines neuen Familienmitgliedes gibt es viele Möglichkeiten. Entweder geht man zu einem Züchter, auf der Suche nach einer bestimmten Rasse, besucht ein Tierheim oder schaut beim Tierschutz. Das ist der „ordentliche“ Weg an einen Freund mit Fell zu kommen.

Geiz ist nicht immer geil

Eine weitere (schlechte) Möglichkeit sind die zahlreichen "Welpenstuben" die mittlerweile häufiger zu finden sind, auch in der Nachbarstadt Dorsten. Tanja Zimmer vom Tierschutzverein Gladbeck ist entsetzt, „dass dieses “Ding“ überhaupt noch existieren darf“. Schon seit vielen Jahren kämpft der Tierschutzverein gegen diese Form der Vermarktung und der Tierschützerin kann man  Unverständnis und Wut mehr als deutlich anmerken. „Die Leute sind trotz Google immer noch so naiv“, ist Tanja Zimmer entsetzt „ denn dort kann man so viel Negatives über die „Welpenstube“ lesen“. Doch oft gilt die „Geiz ist Geil-Mentalität, wenn man die Möglichkeit hat, einen Welpen günstig zu schießen“, so die engagierte Tierschützerin aus Schultendorf.

Als Tierliebhaber sollte man sich ernsthaft fragen, woher die zu jeder Zeit und in großen Mengen verfügbaren Welpen vieler Rassen stammen. Oft kommen diese Tiere aus Osteuropa oder mittlerweile auch häufig  aus unserem Nachbarland Belgien. Die dortigen Tierschutzgesetze erlauben es, an Hundewelpen als Geschäftsmodell gut zu verdienen. Die Tiere, besonders die Muttertiere, sind nur eine Ware, die es solange wie möglich auszuschlachten gilt. „Zudem betrachtet man Hunde in den Niederlanden und Belgien als Wegwerfware. Die Tierheime dort sind voll mit Rassehunden. Nach 14 Tagen werden sie dann getötet, wenn sie bis dahin kein neues Zuhause gefunden haben“, so Tanja Zimmer.

Leid der Tiere ist groß

Doch kaum einer denkt an das große Tierleid beim Anblick der putzigen Welpen. Die Tiere stammen nämlich ganz oft aus sogenannten "Tierfabriken" die dort im großen Stil aufgebaut sind. Die Vermehrerhündinnen dort werden unter schlimmsten Bedingungen gehalten und bekommen nur das Notwendigste zum Überleben. Tageslicht, Wald, Wiese und anderes kennen sie in ihren kleinen Käfigen nicht. Dank Hormongaben sind sie in der Lage zweimal im Jahr Nachwuchs zu "produzieren" und das über Jahre hinweg. Auch die Welpen bekommen nur das Minimum an Versorgung und der „Überschuss wird, wenn nicht verkauft, wie Müll entsorgt“, gibt Tanja Zimmer zu bedenken.

 

Foto: Tierhilfe Belgien

Das Ganze ist für die Vermehrer und die Händler natürlich ein einträgliches Geschäft. Aufgrund der Massenproduktion und dem Minimum an Versorgung können sie den Preis gering halten. Allerdings ist dabei zu bedenken, dass viele der Welpen aufgrund der unzureichenden Versorgung krank sind. Oft bedeutet es, dass manch ein günstig erstandener Hund, sich am Ende als finanzielles "Fass ohne Boden" entpuppt, häufig mit tödlichem Ausgang. Der süße Welpe, der beim Verkäufer noch agil gewirkt hat, sitzt nach einigen Tagen apathisch in der Ecke und ist so krank, dass nur noch die Euthanasie das Leiden beenden kann. Das sollte man bedenken, wenn man sich für einen Kauf dort entscheidet und die Qualen der Muttertiere dabei im Hinterkopf behalten.

Kein Tier unterm Weihnachtsbaum

Vereine, wie die Tierhilfe Belgien oder der Tierschutzverein Gladbeck versuchen einige der Tiere, Vermehrerhündinnen wie auch "Überschusswelpen", zu retten. Das lassen sich die Vermehrer in Belgien natürlich auch gut bezahlen. Doch wer seine Tierliebe beweisen möchte, sollte sich lieber an solche Vereine (oder die hiesigen Tierheime) wenden, statt das Elend der Vermehrerhunde zu unterstützen.

Und natürlich gilt im Hinblick auf das nahende Weihnachtsfest: Keine Tiere unter den Weihnachtsbaum.

Zurück

Nicole Gruschinski

Nicole Gruschinski

n.gruschinski@aureus.de

Diesen Artikel teilen