Gladbeck
Einer der Zugänge zur ZNA über dem Parkplatz des St. Barbara-Hospitals.Fotos: Nicole Gruschinski

Was passiert eigentlich in der Notaufnahme?

Departmentleiter Klaus Limberg erläutert die Abläufe in der ZNA bei einem Vortrag des Kneipp-Verein - Bei der Triage werden die Patienten nach Schweregrad eingeteilt

Gladbeck -

Was geschieht, wenn man in die zentrale Notaufnahme muss? Wie rasch erfolgt die Versorgung dort, und was versteht man unter einer Triage? Diese Fragen hat sich wohl jeder schon einmal gestellt. Klaus Limberg, der Departmentleiter der Zentralen Notaufnahme im St. Barbara Hospital und St. Marien- Hospital in Buer, beantwortete diese Fragen während eines vom Gladbecker Kneipp-Verein organisierten Vortrags.

Der Beginn einer Behandlung im St.-Barbara-Hospital findet häufig in der Zentralen Notaufnahme statt. In diesem Jahr wurden dort schon 18.000 Patienten behandelt, und bis zum Jahresende erwartet man dort etwa 24.000 Fälle – rund 2000 mehr als im Vorjahr. Das bedeutet circa „1920 bis 2100 triagierte, also echte Notfälle“ pro Monat, so Klaus Limberg. Den Patienten wird dabei von Anfang an die bestmögliche Behandlung gewährleistet.

Doch wie läuft die Versorgung in einer Notaufnahme ab?

Zuerst erfolgt die Triage der Patienten. War das Wort noch während der Corona-Pandemie ein Schreckensgespenst, hat sich diese Vorgehensweise allerdings mittlerweile in den Notaufnahmen bewährt. Anhand der Schwere der Erkrankungen oder Verletzungen werden die Patienten farblich klassifiziert. Rot steht für akute Lebensgefahr; diese Patienten werden in der Regel per Rettungsdienst eingeliefert und erhalten eine sofortige Behandlung. Die Ankündigung des Rettungsdienstes für einen "roten“ Patienten im Krankenhaus löst einen Alarm in der ZNA aus. Die alarmierten Spezialisten versammeln sich im Schockraum, um den Verletzten oder Kranken zu empfangen. "Wir sind bereits vor Ort, bevor der Patient eintrifft", so Klaus Limberg. So können alle notwendigen Untersuchungen und Behandlungen direkt und ohne Verzug durchgeführt werden, d.h. beim Schlaganfall zum Beispiel würde ein Gerinnsel schon im CT aufgelöst werden.

„Grüne und gelbe Patienten“ stellen den Großteil der Patienten in der Notaufnahme dar und müssen gemäß dem Fünf-Stufen-System zwischen 30 und 90 Minuten auf eine Weiterbehandlung warten. „Blau“ dagegen kennzeichnet Patienten mit leichteren Beschwerden, die bis zu 240 Minuten warten können „Wir versuchen dabei natürlich schneller als diese 240 Minuten zu sein. Das gibt immer die maximale Zeitspanne bis zum Erstkontakt vom Arzt an“, relativiert der erfahrene Mediziner. Das Ziel ist es, die Wartezeit auf unter 120 Minuten zu reduzieren, was allerdings nicht immer machbar ist. Die Triage muss gesetzlich vorgeschrieben innerhalb von 10 Minuten erfolgen

Fachklinik für Reanimation

Die Zentrale Notaufnahme verfügt über 31 Pflegekräfte, die durch einen Internisten, einen Unfallchirurgen und einen Neurologen, die ständig vor Ort sind ergänzt werden. Diese stets anwesenden Spezialisten sind das, was das St.-Barbara-Hospital von anderen Krankenhäusern unterscheidet. „Wir haben hier in Gladbeck eine innerhalb der regulären Arbeitszeit, eine sehr starke fachärztliche Präsenz. Die werden sie sonst in Notaufnahmen so gut wie nirgends finden“, so der Departmentleiter.

Besonders stolz ist Klaus Limberg auf die Auszeichnung des Gladbecker Hauses als Fachklinik für Reanimation, als sogenanntes Cardiac-Arrest-Centrum. Der vom Deutschen Rat für Wiederbelebung (GRC) erstellte Anforderungskatalog für ein Cardiac Arrest Center definiert spezialisierte Einrichtungen für die Akutbehandlung von Patienten nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand. Ein entscheidendes Kriterium ist die Verfügbarkeit von Fachabteilungen wie der Kardiologie inklusive eines Herzkatheterlabors und die intensive strukturierte Kooperation mit der Klinik für Akut- und Notfallmedizin. "Das ist unsere besondere Spezialität", sagt der Leiter der ZNA. Das Krankenhaus hat das Zertifizierungsverfahren erfolgreich abgeschlossen. Limberg erklärt, dass statistisch gesehen in einer zertifizierten Klinik nicht unbedingt mehr Patienten überleben, aber die Überlebenden weniger schwere Folgen eines Herzstillstands erleiden, da sie von Anfang an optimal betreut werden. Dafür werden die Mitarbeiter regelmäßig im fünften Stock des Krankenhauses in Reanimation geschult.

Ein wichtiges Hilfsmittel bei der Behandlung von Notfallpatienten ist das Thoraxkompressionsgerät, kurz Corpuls CPR, das etwas martialisch aussieht, aber laut Klaus Limberg „ein ganz tolles Gerät“ ist. Dieses Gerät wird bei Patienten mit Herzstillstand angewendet. Es übt mit einem großen Stempel kontinuierlich Druck auf den Brustkorb aus. Im Vergleich zur menschlichen Reanimation hat es den Vorteil, dass es nicht ermüdet, mit optimaler Geschwindigkeit arbeitet und die ideale Tiefe erreicht. Es kann sogar eingesetzt werden, wenn der Patient umgelagert oder durch ein Treppenhaus bewegt werden muss.

Notarzt entscheidet

Das viele Patienten die Notaufnahme aufgrund von Bagatellen aufsuchen, ist nach Erfahrung von Klaus Limberg gar nicht so häufig. Er vermutet, dass etwa acht Prozent der Behandlungen nicht in die Notaufnahme gehörten. Allerdings weist der erfahrene Departmentleiter darauf hin, „dass das Unbehagen vieler Patienten oft mit Ängsten einhergeht. Könnte das Kribbeln in den Händen ein Anzeichen für einen Schlaganfall sein? Sind heftige Kopfschmerzen Symptome eines Hirntumors?“ Daher möchte er jene Menschen nicht verurteilen, bei denen sich später zeigt, dass ein Besuch der Notaufnahme unnötig war.

Zahlreiche Fragen hatten die Zuhörer im Anschluss an den Experten aus dem St.-Barbara-Hospital. Wer entscheidet, in welches Krankenhaus ein Patient eingeliefert wird? Und kann man dabei ein Wörtchen mitreden? „ Jein“, so die Antwort von Klaus Limberg. „Die Entscheidung über das Zielkrankenhaus obliegt grundsätzlich dem Notarzt. In Ausnahmefällen könne auch dem Wunsch des Patienten entsprochen werden – aber nicht dann, wenn er in ein Hospital weiter entfernt gebracht werden wolle. Notarzt und Rettungswagen dürfen nicht über Maßen belegt werden. Zumal im absoluten Notfall die schnelle Einlieferung in ein Krankenhaus überlebenswichtig sein kann.“

Wer übrigens zu Fuß ins Krankenhaus kommt, kann sich über den Haupteingang anhand des roten Bandes an der Wand Richtung ZNA orientieren oder über den Seiteneingang am Parkplatz.

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Nicole Gruschinski

Nicole Gruschinski

n.gruschinski@aureus.de

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