Innerhalb kürzester Zeit fanden sich aus dem Brezelvorstand einige Damen, die sich bereit erklärten, nicht nur heißen Kaffee, sondern damals auch Beschütkes und Waffeln anzubieten. „Kaum jemand weiß heute noch, was Beschütkes sind“, schmunzelt Gründungsmitglied Mia Weikämper. „Dabei handelt es sich um kleine Zwiebäcke.“ Im März 1983 trafen sich die Frauen zum ersten Mal bei der damals abdankenden Brezelkönigin Waltraud Schweitzer. Und die „Dörper Beschütkes und Waffelbäckerinnen“ waren geboren.
Das einzig wahre Waffelrezept
Nach der ersten Ideenfindung folgten weitere Treffen. Es wurde diskutiert und ausprobiert, die Waffeleisen liefen heiß: „Welches ist denn nun das beste Waffelrezept?“, fragten sich die zehn Frauen. Sie fanden das eine. „Und das haben wir in den vergangenen 40 Jahren nie verraten und nie verändert“, sagt Waltraud Schweitzer. Passend zum 100-jährigen Jubiläum der Brezelaner hat die Truppe erstmals am Brezelfest in ihrer Funktion als Waffelbäckerin teilgenommen. Für den Anlass kleideten sie sich in altbackenen, aber besonders schicken weißen Schürzen und schwarzen Kluften.

Im Laufe der Jahre veränderten sich nicht nur die Kluften der Damen, die heute mit ihren roten Tüchern und langen roten Schürzen sofort erkannt werden. „Eigentlich wollten wir lediglich alle drei Jahre beim Brezelfest helfen. Immer wieder wurden wir für Veranstaltungen angefragt. So nahm die Geschichte ihren ganz eigenen Lauf“, erinnert sich Maria Dehling, die ebenfalls seit dem ersten Tag dabei ist. Dass die berühmt berüchtigten Waffeln zu einem Mythos im Dorf wurden, kam auch für die Frauen überraschend.
Exklusive Gesellschaft
Ob beim Wintertreff oder dem Wochenmarkt in Bottrop, auch über die Dorfgrenzen hinaus sind die Waffeln der Kirchhellener Frauen beliebt. Sie backen für sich, für das Dorf und oft auch für den guten Zweck. Sogar auf den Hochzeiten einiger Kinder der Frauen kamen Abgesandte und haben die Gäste mit Waffeln und Kaffee versorgt. Und so oft sie auch nach dem Rezept gefragt werden, sie verraten es nie.

Im Laufe der Jahre sind einige Mitglieder verstorben und neue Frauen kamen hinzu. „Wir freuen uns immer sehr, wenn eine Königin abdankt und anschließend zu uns kommt“, sagt Weikämper. Denn der Club der Waffelbäckerinnen ist vor allem deswegen so sagenumwoben, weil nicht jeder Teil davon sein kann. Weiterhin werden nur Frauen aus dem Brezel-Vorstand, ehemalige Königinnen und auch die Frauen der Könige aufgenommen.
Fortbestand gesichert
So regelt sich der Nachwuchs quasi von ganz allein. Die Chancen stehen also gut, dass es die Waffelbäckerinnen in 40 Jahren immer noch geben wird. Grund dafür ist auch die Gemeinschaft, die sich in der Gruppe gefunden hat. „Witzigerweise liegen zwischen dem ältesten und jüngsten Mitglied genau 40 Jahre Unterschied“, lachen die Frauen. Der Altersunterschied sei aber nie ein Problem, denn alle verstehen sich gut und unterstützen sich.
Einmal im Monat treffen sich die aktuell 17 Frauen, gehen gemeinsam Essen, unternehmen lustige Dinge und erfreuen sich an der gemeinsamen Zeit. In diesem Jahr geht es sogar wieder gemeinsam nach Wien. Vergangene Woche kamen die Waffelbäckerinnen zusammen, um ihr 40. Jubiläum zu feiern. „Das war gleichzeitig unser Startschuss für das Festjahr. Jetzt geht es mit den Planungen für den Wagen und allem anderen los“, sagen die Frauen und können sich vor Vorfreude auf das langersehnte Brezelfest kaum halten.