Dabei bin ich eigentlich gar keine gebürtige Kirchhellenerin! Ich weiß... schockierend! Man sagt, dass Zugezogene es nicht einfach haben in so einem eingeschworenen Dörfchen. Anschluss zu finden, kann eine Herausforderung sein.
Ich bin mit 16 Jahren nach Kirchhellen gezogen, aber weiterhin auf eine Bottroper Schule gegangen. Keine sehr guten Voraussetzungen für meinen Start in der Kirchhellener „High Society“, aber ich hatte das Glück, bereits mein erstes „Kirchhellen Attribut“ beim Einzug zu erhalten: Meine Mutter ist damals mit mir direkt in die Vogelsiedlung gezogen. Nicht schlecht für den Anfang! Denn jeder Kirchhellener hat schon selbst in der Vogelsiedlung gewohnt oder kennt jemanden, der dort wohnt oder gewohnt hat.
Die ersten Weichen waren also schon einmal gestellt. Mein anderes großes Glück war, dass genau in diesem Jahr das Schützen- und Brezelfest stattgefunden hat! Eine Gelegenheit, die man sich als aufstrebende Kirchhellenerin natürlich nicht entgehen lassen darf.
Am ersten Festtag hatte ich noch keine Freunde im Dorf gefunden, aber das sollte sich jetzt ändern. Ich ging also zum Festzelt und beobachte das Geschehen. Man konnte schnell einen Unterschied ausmachen zwischen den alteingesessenen Kirchhellenern und den zugestoßenen Partymenschen. Denn es war bereits 18 Uhr und die Dorfmenschen konnten immer noch aufrecht stehen, während die zugewanderten Städter schon nicht mehr gerade sitzen konnten.
Ich beobachtete die kleinen Gruppen, die halbwegs in meinem Alter waren und ahnte schon ein Muster zu erkennen. Ich schnappte mir eine Flasche Bier und ging selbstbewusst auf eine Gruppe zu! Ich stellte mich in eine kleine Lücke und versuchte mich erst einmal unauffällig am Gespräch zu beteiligen, aber ich wurde schnell entdeckt! „Hi, ich bin eine Kollegin vom Fockenberg“, sagte ich. Es schien, als hätten alle das sofort akzeptiert. Ich kannte gar keinen Fockenberg! Aber als echter Kirchhellener sollte man wenigstens mal mit einem Mitglied einer Kirchhellener Ur-Familie das Glas erhoben haben!
Einmal drin, war es gar nicht so schwer, ein Teil des Teams zu sein! Wir lachten, tranken und ich versuchte so gut es ging zu verbergen, dass ich so überhaupt keine Ahnung hatte, wovon alle redeten... Der Tag war unglaublich und wurde zu eine meiner liebsten Erinnerungen! Ich ging nach Hause und fiel völlig K.O., aber super glücklich, ins Bett. Ich hatte es tatsächlich geschafft Freunde zu finden.Ein paar Tage später traf ich einen der Jungs aus der Gruppe an der Bushaltestelle des SB16 wieder. Ich grüßte ihn ganz freudig und wünschte ihm einen guten Morgen. Er schaute mich nur verwirrt an. Da wurde es mir klar... Nach einer echten Kirchhellener Party können wohl Gedächtnislücken entstehen.
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