Gemeinsam gegen Einsamkeit
„Eierlikör“ ist ein kleines Detail der Adventszeit, welches einem Bewohner im Seniorenheim besonders wichtig. Für viele mag es eine Kleinigkeit, gar eine Selbstverständlichkeit sein, die man gerne in der Vorweihnachtszeit genießt. Doch leider haben viele Senioren, die auf Hilfe angewiesen sind, nicht die Möglichkeit, die Adventszeit ganz nach ihren Wünschen zu gestaltet.
Dass jeder auf seine Kosten kommt, ist dem Team im Haus St. Johannes besonders wichtig. „Die Adventszeit gestalten die Hausgemeinschaften selbst“, erklärt Magdalene Witt, Leiterin für soziale Betreuung in der Kirchhellener Einrichtung der Caritas. Gemeinsam mit den Alltagsbegleiterinnen und den ehrenamtlichen Helfern werden Flure, Küche und Aufenthaltsräume dekoriert und gestaltet. In der Vorweihnachtszeit spielen Traditionen eine wichtige Rolle, so wollen viele eine festliche Mahlzeit zu Weihnachten nicht missen und auch gemeinsames Singen, Backen, Tannenbaumschmücken und eben ein kleines Eierlikörchen dürfen nicht fehlen.
„Roten Baumschmuck hatten wir auch immer zuhause“, erzählt eine Bewohnerin, woraufhin die Nachbarn aus einer der insgesamt acht Hausgemeinschaften einstimmen: „Klassisch ist am besten.“ Den Christbaum mitzuschmücken, wenn man eben körperlich dazu in der Lage ist, gehört ein Stück weit zur Selbstständigkeit, meint Alltagsbegleiterin Brigitte Dorminger. Und die muss es wissen, schließlich ist sie seit Eröffnung des Hauses 2008 mit dabei und seitdem Feuer und Flamme für ihre Tätigkeit.
Festliches Weihnachtsmenü
Unbedingt zum Fest dazu gehört außerdem ein richtiges Weihnachtsdinner. Der große Vorteil der Einrichtung: Jede Hausgemeinschaft darf sich einmal die Woche wünschen, was auf dem Essensplan landen soll – natürlich auch zu Weihnachten. Kartoffelsalat mit Würstchen haben sich die Bewohner wie eigentlich jedes Jahr traditionell gewünscht, weiß die Alltagsbegleiterin. An den beiden anderen Feiertagen wird es noch festlicher, denn dann wünscht sich der „Kastanienhof“, so heißt ihre Wohngemeinschaft, erst Ente und dann Rouladen.
„Volles Programm zur Adventszeit mit vielen Besuchen von Chören und anderen Aktionen“, das schätzt die 97-jährige Bewohnerin Anneliese Us an der Vorweihnachtszeit im Seniorenheim St. Johannes.
An Heiligabend gibt es von 14 bis 17 Uhr eine Schließzeit in der Einrichtung. „Das sorgt für Ruhe am Heiligen Abend und kein ständiges Kommen und Gehen durch Angehörige an diesem Tag, davor und danach ist Besuch natürlich gerne gesehen“, erklärt Magdalene Witt. An den beiden Weihnachtstagen werden manche Bewohner von ihren Familien abgeholt oder bekommen noch einmal Besuch – der sich im Übrigen in der großen Cafeteria oder auch in den Gemeinschaftsräumen immer gerne hinzugesellen darf.
Für viele ältere Menschen gehört natürlich auch ein Gottesdienst zur Weihnacht unbedingt hinzu. „Das macht die Gemeinde auch immer möglich“, so Witt. „Dieses Jahr besucht uns Pastor Bösing, der eine Messe in unserer kleinen Kapelle abhalten wird.
Nicht zuletzt lässt ein selbstgemachter Adventskalender mit einer Süßigkeit für jenen Besucher, der mit seinem Türchen dran ist, und einem Gedicht für alle, auf das Weihnachtsfest hinfiebern. Das wollte der Bewohner allerdings nicht in unserem Beisein öffnen, denn dieser besondere Moment gehört ihm ganz allein – und der sei ihm auch von ganzem Herzen gegönnt.