Kirchhellen
Foto: Valerie Misz

Birgit Lauer über den Totalausfall der E-Rezepte: „Zugang zum Gesundheitssystem defekt“

Seit Anfang des Jahres sind E-Rezepte verpflichtend, doch es geht drunter und drüber - Der Bottroper Apothekensprecherin Birgit Lauer fehlen die Worte

Kirchhellen -

Die Kirchhellenerin und Bottroper Apothekensprecherin Birgit Lauer führt die Glückauf Apotheke mitten im Dorf und bekommt am Mittwochvormittag (13.2.) live und in Farbe den nächsten Vorfall rund um das elektronische Rezept mit. Es funktionierte nichts mehr. Wer Arzneimittel auf Rezept in der Apotheke abholen wollte, bekam sie nicht, denn: Es gab einen Fehler im System, im Winter, in der Erkältungs- und Grippezeit. Ein Unding, wie die Apothekerin findet.

Häufige Störungen

Die Idee ist gut und hat durchaus viele Vorteile, wenn sie funktioniert. „Wenn sie funktioniert“, so Lauer. Seit dem 1.1.2024 sind Ärzte mit Kassenzulassung dazu verpflichtet, verschreibungspflichtige Medikamente als elektronisches Rezept auszustellen. Das Ganze funktioniert für den Verbraucher so: Die E-Rezepte werden nach der digitalen Ausstellung durch die Arztpraxis automatisch im sogenannten E-Rezept-Server abgespeichert. Auf diesen Server können Apotheken ebenfalls zugreifen.

Doch seit der Einführung gibt es ständig Probleme: „Es wird ja schon viel länger daran gearbeitet“, betont Birgit Lauer. Recht hat sie, denn die Frist des 31. Dezembers 2023 war lediglich ein letzter Schubs, um alle Beteiligten zur Nutzung zu verpflichten. „Es hieß, es sei eine zentrale Störung in der Gematic Infrastruktur, man solle auf das klassische Muster 16 zurückgreifen“, erklärt die Apothekerin. Heißt: kurzzeitig ist das klassische rosa Rezept zurückgekehrt. Die Einführung des E-Rezeptes sei ständig Problem behaftet, sagt sie und nennt beispielhaft: „Kürzlich hat ein Update die Arztpraxen der halben Republik lahmgelegt.“ In solchen Momenten ist Ausharren angesagt, denn die Apotheker und Patienten dürfen sich dann in der Regel überraschen lassen, wann und wie es weitergeht.

Foto: ABDA

Schlechter Zeitpunkt

„Die staatliche Infrastruktur ist in einem ähnlichen Zustand wie die Straßen in NRW – es holpert und ruckelt“, vergleicht Birgit Lauer. „Wenn ein Stau aus welchen Gründen auch immer auftritt, brauchen Sie deutlich länger zum Ziel, aber irgendwann kommen Sie an. Wenn das hier nicht funktioniert, stehen hier Patienten ohne Arzneimittelversorgung“, malt sie ein düsteres Bild.

Es sei auch einfach ein schwieriger Zeitpunkt, das E-Rezept nachdrücklich einzuführen. Mitten im Winter, während sich viele Leute erkälten oder mit einem grippalen Infekt zu tun haben, Ärzte und Apotheker ohnehin völlig überlastet sind und sowieso Lieferprobleme haben. „Warum nicht zum Beispiel Ende Mai“, fragt sich Lauer.

„Wenn es denn funktioniert und sich alle daran gewöhnt haben, kann das E-Rezept das ganze System entlasten. Doch aktuell belastet es das System, weil es eben nicht funktioniert“, betont die Kirchhellenerin. In solchen Fällen wie am Mittwochvormittag funktioniere schlichtweg der Zugang zum Gesundheitssystem nicht.  

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Aileen Kurkowiak

Aileen Kurkowiak

aileen.kurkowiak@aureus.de

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