Angst vor Gift im Wasserschutzgebiet

In Hardinghausen liegen Sondermüll und Fässer unbekannten Inhalts offen in der Natur

Kirchhellen - Keine 300 Meter vom idyllischgelegenen Golfplatz Kirchhellen in Hardinghausen entfernt, schlummert eine möglicheZeitbombe mitten im Wasserschutzgebiet.  Was Anwohner schon vor 15 Jahrenhinterfragt haben und bereits in einem Verfahren vor dem Verwaltungsgerichterörtert wurde, könnte auf absehbare Zeit zum Gau führen - ein schon 1973 vonSeiten der Stadt als illegal eingestufter Schrottplatz für Schrottautos undAlteisen präsentiert sich heute beim Spaziergang durch das Wasserschutzgebietals offene Lagerfläche für Altöle, Autoreifen, Kühlschränke, Nachtspeicheröfen,Propangasflaschen, Dämmwolle, Lacke und anderen Sondermüll, den der Laie nichtnäher erkennen kann.


Dazu gesellen sich nicht identifizierbare Fässer, Bauwagenund Schrottelemente, die entweder ganz oder zu einem großen Teil im Erdreichbegraben liegen.


Der zuletzt unterverpachteteSchrottplatz wurde vor einigen Monaten von Polizei und Ordnungskräften derStadt geräumt. In der vergangenen Woche sind die BEST und die Feuerwehr aktiv gewordenund entfernten erste potenzielle Gefahrfässer von dem Grundstück und führtendiese der Entsorgung zu. Stadt-Pressesprecher Ulrich Schulze kommentierte dazu:„Wir haben durch die Maßnahme in der Vorwoche die aktuelle Gefahr erst einmalbeseitigt“.

Bereits vor fünf Jahren gab eseine große Räumungsaktion, nach deren Abschluss man beim Umweltamt davonausgegangen war, dass sich das Problem erledigt habe. In der Folgezeit aberwurde das Grundstück illegal untervermietet. Ein holländischer Betreiber führtedort einen regen Handel mit Kupfer. Dieser wurde jüngst unterbunden.

Seitdem „ruht“ die Fläche. Dieaktuellen Funde von Sportlern und Spaziergängern aber haben die Behörden wiederauf den Plan gerufen. Derzeit ist die städtische Umweltbehörde mit denVorgängen rund um das Gelände an der Gahlener Straße/Alter Postweg befasst.Thomas Müller, beim Umweltamt mit dem Bereich Altlastenerkundung, -sanierungund -überwachung betraut, sagt dazu: „Wir prüfen derzeit die aktuellenHinweise. Bereits vor Jahren wurden Grundwassermessstellen errichtet, die beiBedarf entsprechende Proben liefern. Die aber haben bislang keine negativenErgebnisse geliefert, die zu einem Eingreifen unsererseits hätten führenmüssen.“ Mit neuen Messwerten ist in der nächsten Zeit zu rechnen.

Deren Ergebnisse bestimmen dasweitere Vorgehen der Behörden, denen eine konkrete Handhabe zum Vorgehen fehlt.„Wir können lediglich bei Gefahr im Verzug oder falls eine Bedrohung vorliegt,tätig werden. Ansonsten greift der gesetzliche Eigentümerschutz“, erklärtStadt-Pressesprecher Ulrich Schulze. „Wir können dem Bürger nicht ohne vor demGesetz handfesten, ausreichenden Gründen die Freiheiten an seinem Grundstücknehmen; eine Enteignung ist nicht möglich.“

 
Bernhard Mues, KirchhellenerRechtsanwalt und mit dem Fall vertraut, hat die Geschichte rund um denSchrottplatz schon in den vergangenen Jahren verfolgt und ist überzeugt: „DasGrundwasser ist nicht unbelastet. Ich vertraue darauf, dass die städtischenBehörden hier schnellstmöglich Klarheit schaffen. Schon im Interesse derMenschen in dem betroffenen Gebiet müssen Fakten auf den Tisch gelegt werden,die den Anwohnern entweder die Sorgen nehmen oder mit dazu beitragen, dass dasim wahrsten Sinne des Wortes angehäufte Gefahrenpotenzial in absehbarer Zeitbeseitigt wird.“ Mehrheitlich beziehen die Anwohner in dieser Region ihrTrinkwasser über hauseigene Brunnen, so dass bei einer Verseuchung desGrundwassers eine akute Gesundheitsgefahr für die Menschen entstehen könnte.

Diese mögliche Gefahr zuerkennen und abzuwenden haben sich die zuständigen, mit dem Fall beschäftigtenStellen auf die Fahne geschrieben.

LebensArtwird - auch tagesaktuell im Internet unter www.lebensart-regional.de - dieArbeit der Behörden begleiten und über die neuesten Entwicklungen berichten,gleichzeitig aber auch hinterfragen, ob nicht zu einem früheren ZeitpunktMaßnahmen hätten ergriffen werden können, um die Aktivitäten rund um denillegalen Schrottplatz schon vor Jahren zu unterbinden?



(November 2007)

Zurück