
Der Räumdienst kam im Dezember kaum nach, Streusalz ist knapp und auch Schneeschieber waren lange Zeit Mangelware.
Da gibt es kaum noch etwas schön zu reden. Der Winter hatte die Kirchhellener Straßen im Dezember fest im Griff. Eis und Schneemassen, wohin man sah. Mehr schlittern als fahren war daher angesagt. Autofahrer und Anwohner ärgerten sich vor allem darüber, dass sie so selten ein Streu- oder Räumfahrzeug zu Gesicht bekamen. So war die Bottroper Straße zeitweise beinahe unbefahrbar, überzogen von eisiger Glätte. Dabei suchten sich die Autofahrer vor allem hier ihren Weg, wenn morgens im Berufsverkehr auf der A31 nichts mehr ging. Nicht nur einmal kam der Verkehr in Kirchhellen so zum Erliegen, den Massen an Schnee und Autos war das Dorf einfach nicht gewachsen. „Wir arbeiten, wo wir nur können, aber auch wir können nicht überall gleichzeitig sein“, sagt Carsten Sußmann vom Vorstand der Bottroper Entsorgung und Straßenreinigung, kurz BEST, zuständig für den Winterdienst in Kirchhellen. Nach Meinung vieler Kirchhellener Bürger gibt die BEST aber eben nicht ihr Bestes, zumindest im Winterdienst. Dabei sind die 25 Mitarbeiter des Winterdienstes an Schneetagen fast pausenlos im Einsatz. Aus dem strengen Winter 2009 habe man schließlich gelernt und bereits Konsequenzen gezogen. So sind die Streubezirke neu aufgeteilt worden. „Die Straßen sind in drei Stufen unterteilt. Priorität beim Winterdienst haben die Straßen der Stufe eins. Als letztes werden die Straßen der Stufe drei geräumt.“ Hinzu kommen die Straßen, die keiner Stufe angehören und somit nicht gestreut werden.
Fünf Großfahrzeuge, zwei kleinere Räumwagen und fünf Handkolonnen der BEST sind an Wintertagen ab 3 Uhr im Einsatz, um die Straßen und Wege zu räumen. Dabei setzt die BEST bei ihrer Kontrolle auf ein GPS-System, das genau anzeigt, wo wie viel Salz gestreut wurde. Doch bei dem dichten Schneefall waren viele Straßen wieder schneller zugeschneit
als die Winterdienstler arbeiten konnten. „Bei den Schneemassen, die wir im Dezember hatten, war es kaum möglich, eine so genannte Schwarzdecke zu bekommen“, sagt Michael Heitland. Er ist seit 13 Jahren bei der BEST tätig und seit vier Jahren für die Organisation des Winterdienstes zuständig. Mit solchen Schneeverhältnissen wie im Dezember hat er nicht gerechnet.

Und dann ging auch noch das Streusalz zur Neige, dabei hatte der Betrieb auch hier nach eigenen Angaben aufgestockt. „In einem normalen Winter benötigen wir 500 Tonnen Streusalz“, sagt Carsten Sußmann. 300 Tonnen werden daher in den eigenen Silos gelagert. „In diesem Jahr hatten wir 200 Tonnen zusätzlich eingelagert.“ Doch auch das reichte bei Weitem nicht aus. „Wir haben bisher 1.000 Tonnen Salz und 250 Tonnen Split verbraucht“, sagt Carsten Sußmann. Und ein Ende des Winters ist noch nicht in Sicht. Anfang Januar sah es ganz mau aus mit den Salzvorräten. „Wir haben daher begonnen, Salz mit Split und Granulat zu vermischen.“ Die Verteilung des Streusalzes an die Kommunen hat mittlerweile Straßen.NRW übernommen. „Wir melden hier stets unseren Lagerstand und bekommen dann entsprechend neues Streusalz zugeteilt“, sagt Carsten Sußmann. Mit der Nachfrage steigt aber auch der Preis. Lagen die Kosten pro Tonne vor dem Wintereinbruch bei 50 bis 60 Euro, hat sich der Preis in den vergangenen Wochen verfünffacht.
In den Supermärkten schrumpfen da sogar die Vorräte an Speisesalz und tatsächlich sieht man immer mehr Kirchhellener, die damit ihre Stufen und Gehwege streuen. Selbst Schneeschieber sind mittlerweile Mangelware. Und das liegt nicht nur am Wetter allein, wie Heiner Schenke vom Raiffeisen-Markt erklärt: „Im September ist die große Stielfabrik Schmid in Ofterdingen abgebrannt und ohne Stiel kein Schneeschieber. So kam es, dass wir auch nur etwa zwei Drittel der georderten Menge an Schneeschiebern bekommen haben.“ Streusalz ist auch hier ebenfalls Mangelware, doch der Raiffeisen-Markt setzt nun auf ein salzfreies Granulat, das auch an Flughäfen verwendet wird. „Dieses Granulat ist als Streumittel oder Flüssigenteiser einsetzbar und dabei viel ergiebiger, effizienter und auch umweltschonender als Streusalz“, so der Fachmann.

Die BEST hat erneut eine Lehre aus diesem Winter gezogen und wird die Salzvorräte für den Winter 2011/2012 noch einmal aufstocken. „Zudem werden wir unsere Fahrzeuge mit Schneeketten ausrüsten.“ So will das Unternehmen auch an schneereichen Tagen zum Beispiel die Müllabfuhr gewährleisten. „Wir hatten im Dezember zwei Tage, an denen unsere Fahrzeuge nicht ausrücken konnten, denn dann geht die Sicherheit unserer Mitarbeiter vor.“ Der Müll wurde zum nächstmöglichen Termin abgeholt.
gk
INFO:
Gebühren für den Winterdienst
Die Gebühren für den Winterdienst richten sich nach der jeweiligen Straße. Bei Straßen der Stufe 1 liegt die Gebühr des laufenden Meters bei 45 Cent. Bei Straßen der Stufe 2 bei 41 Cent. Straßen der Stufe 3 sind nicht gebührenpflichtig. Übrigens, auf der Internetseite www.best-bottrop.de findet sich ein Straßenverzeichnis, in dem die Straßen den einzelnen Stufen zugeteilt sind.