Prostitution im Schatten der Marienkapelle

Die Stadt Bottrop hat bereits reagiert und die Prostitution auf dem Parkplatz an der A31 unterbunden

Seit neun Jahren wird Prostitution nicht mehr als sittenwidrig gesehen und dennoch ist das Anbieten der Liebesdienste auf öffentlicher Fläche weder gestattet, noch erwünscht. Auch nicht in Kirchhellen. Da wunderte sich manch Kirchhellener wohl zu Recht, welch reges Treiben auf dem Pendlerparkplatz an der A31, Abfahrt Kirchhellen-Nord, herrschte. Genau hier hatte sich zum Ende des vergangenen und Anfang dieses Jahres ein Treffpunkt der Prostitution etabliert. „Wir haben erst spät erfahren, was hier vor unserer Kindergartentür vor sich geht“, sagt Rebecca Duckheim, Leiterin des Kindergartens Ekel, der sich gegenüber des Pendlerparkplatzes befindet. Mehr durch Zufall sei man auf die zeitweilige Nachbarschaft aufmerksam geworden. „Anfang Januar wurde in unseren Kindergarten eingebrochen. Zudem haben wir immer wieder leere Bierflaschen auf unserem Gelände gefunden“, sagt die Kindergartenleiterin. So habe man schließlich die Eltern und Anwohner um Hinweise zur Aufklärung dieses Vandalismus gebeten. „Die Anwohner haben uns zwar im Fall des Einbruchs nicht weiter helfen können, dafür haben sie uns darauf aufmerksam gemacht, dass auf dem gegenüberliegenden Parkplatz Prostituierte ihre Dienste anbieten würden.“ Freitags, Punkt 16 Uhr waren Vivien 18, Candy 19, Celina 21 und Co., die sich im Internet als Parkplatzladys präsentieren auf dem Pendlerparkplatz an der A31 Abfahrt Kirchhellen-Nord anzutreffen und boten hier im Schatten der Marienkapelle ihre Dienste an. Während zur gleichen Zeit im gegenüberliegenden Kindergarten Ekel die letzten Kinder von ihren Eltern oder Geschwistern in Empfang genommen wurden. Doch nicht nur der Kindergartenleitung, auch den Anwohnern stießen die Vorgänge auf dem Parkplatz sauer auf. „Ich konnte gar nicht glauben, wie viel Zulauf die Damen hatten. Aber der Parkplatz war zu den Zeiten wirklich voll“, berichtet ein Anwohner. Vor allem die Tatsache, dass der Parkplatz durch die jüngst gefällten Bäume besonders einsichtig ist und sich hier gleichzeitig die Marienkapelle befindet, die vor allem von den Kindergartengruppen häufig besucht wird, sorgte bei Anwohnern, Eltern und Erziehern für Empörung.

Rebecca Duckheim verständigte schließlich die Stadt und diese schickte zum nächsten Termin der Parkplatzladys gleich das Ordnungsamt vorbei. „Wir haben den Damen unmissverständlich klar gemacht, dass sie hier nicht erwünscht sind“, sagt Stefan Pietz vom Ordnungsamt der Stadt Bottrop. Ebenso wie aufdem Bottroper Parkplatz an der A42, auch hier waren die Parkplatzladys regelmäßige anzutreffen. „Wir haben das Problem schnell in den Griff bekommen und denken, dass es hier keine Vorfälle mehr geben wird“, sagt Stefan Pietz. Trotzdem wird das Ordnungsamt ein Auge auf den Kirchhellener und Bottroper Parkplatz haben. Einen Sperrbezirk zu veranlassen stehe allerdings nicht zur Diskussion. Vielleicht überlegt sich aber die Bezirksvertretung Kirchhellen ja eine entsprechende Regelung.

Schließlich ist es zum Schutz der Jugend oder des öffentlichen Anstands möglich, Prostitution in bestimmten Gebieten durchs Rechtsverordnungen zu verbieten.
gk


INFO:
Runder Tisch Prostitution
Laut Schätzungen arbeiten rund 36.000 Frauen in NRW als Prostituierte. Zwischen 60 und 70 Prozent haben eine Migrationsgeschichte. Nur etwa ein Prozent aller Prostituierten besitzen einen Arbeitsvertrag. Kranken- und Renten versicherung sind zwar häufiger vorhanden, aber bei weitem nicht aus reichend. Im Januar diesen Jahres richtete die Landesregierung einen runden Tisch der Prostitution ein, um Prostituierte nicht länger zu stigmatisieren und aus der Grauzone herauszuholen.

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