Kirchhellen - „Wir fordern, dass die Johanneskirmes weiter durchgeführt wird”, sagt Albert Ritter, erster Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Schaustellerverbände in NRW bei einem offenen Bürgergespräch. „Warum die Entscheidung, die Kirmes abzuschaffen, gefallen ist, ist für uns nicht nachvollziehbar.”

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Doch der Grund ist einfach: Bottrop muss sparen! Denn im Rahmen des Stärkungspaktgesetzes muss die Stadt beweisen, dass sie auch ohne finanzielle Unterstützung einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen kann. Im vergangenen Jahr wurde deshalb ein Sparplan entwickelt und diesem Sparplan ist die Johanneskirmes zum Opfer gefallen – Zum Ärger der Schausteller. Wir sind erstaunt, dass hier einer Berufsgruppe ihr Arbeitsplatz genommen werden soll”, sagt Albert Ritter. Die Johanneskirmes hat als kleine Nachbarschaftskirmes eine lange Tradition, deshalb verstehen die Schausteller nicht, dass sie nun nicht mehr stattfinden soll.
Die Abschaffung der Johanneskirmes gründet sich auf eine politische Entscheidung der Bezirksvertretung Kirchhellen und des Rats, denn durch die Abschaffung der Kirmes wurde laut Pressesprecher der Stadt Bottrop, Andreas Pläsken, ein Einsparpotenzial von 5.000 Euro jährlich errechnet. „Wir sind seit eineinhalb Jahren im Gespräch mit den Regierungsvertretern, um diese Kirmes zu retten”, sagt Albert Ritter. Schuld an dem Kirmesverbot sei die Unterdeckung der Johanneskirmes. „Unser erster Vorschlag war, dass wir diese Differenz übernehmen oder uns um Dinge wie das anschließende Fegen und die Straßensperrung selbst kümmern oder die Kirmes sogar auf den Marktplatz begrenzen.” Dieser Vorschlag brachte allerdings nicht den gewünschten Erfolg. „Unser zweiter Vorschlag war deshalb, dass wir die Kirmes privat veranstalten”, führt Albert Ritter weiter aus. So würden der Stadt keinerlei Kosten mehr entstehen und „damit wäre der Versagungsgrund aufgelöst, aber trotzdem bleibt es bei dem Verbot der Kirmes.” Für eine privat veranstaltete Kirmes würde ein Sicherheitskonzept benötigt, „aber bei der Johanneskirmes ist seit Jahrhunderten nichts passiert”, betont Albert Ritter. Er versteht nicht, wieso die Kirmes nicht stattfinden kann, wenn der Stadt Bottrop dadurch keine Kosten entstehen.
Aber das Sicherheitskonzept ist eine von mehreren Rahmenbedingungen, die erfüllt werden müssen, damit eine solche Veranstaltung stattfinden könne, sagt Andreas Pläsken. „Seit der Loveparade in Duisburg kann so eine Veranstaltung nicht einfach mal eben so durchgeführt werden. Bei allem, was wir als Verwaltung tun, müssen wir uns an die gesetzlichen Vorgaben halten und es müssen wesentliche organisatorische Dinge geklärt werden.” Und die Kosten für so ein Sicherheitskonzept sind nicht zu unterschätzen. „Die Karnevalisten überlegen bereits, ob sie den Rosenmontagsumzug noch durchführen können, da die Kosten für das Sicherheitskonzept so hoch sind”, erzählt Andreas Pläsken. Wenn die Johanneskirmes wieder stattfinden soll, bedürfe das einer ganz neuen politischen Durchsicht und Bewertung. „Der politische Prozess müsste neu angestoßen werden und in dieser Frage müsste man sich an den zuständigen Dezernenten Paul Ketzer oder die Bezirksvertretung Kirchhellen wenden”, sagt Andreas Pläsken.
Hinzu kommt die Frage, ob die Johanneskirmes von den Einzelhändlern in Kirchhellen und den Kirchhellener Bürgern überhaupt noch gewünscht ist oder nicht, denn über einen Mangel an Veranstaltungen können sich die Kirchhellener nicht beklagen. Bei dem offenen Bürgergespräch kam auch Ulrich Scharun, erster Vorsitzender der Werbegemeinschaft Kirchhellen, zu Wort. „Straßensperren sind für das Gewerbe in Kirchhellen natürlich beeinträchtigend und es liegt nicht im Interesse der Werbegemeinschaft, dass die Straße eine Woche lang gesperrt ist, aber wenn der Verkehr weiter laufen kann, befürworten wir natürlich auch, diese Tradition aufrecht zu erhalten.“ Daraufhin merkt Albert Ritter an: „Wir können bei der Kirmes gerne die Schaufenster freilassen und den Verkehr weiter laufen lassen, denn wir wollen das Miteinander.“ Er will weiter für den Erhalt der Kirmes kämpfen. „Wir haben uns entschlossen, das nicht mehr wie der begossene Pudel hinzunehmen und fordern, dass der Beschluss gefasst wird, dass die Kirmes stattfinden kann.” go