Schermbeck - Wenn am zweiten Wochenende im Juli die Straßen in Grün-Weiß geschmückt sind, kann das nur bedeuten, dass wieder Kilian in Schermbeck ist. Es ist schwierig, Außenstehenden zu erklären, was das Besondere an Kilian ist. Es ist mehr als nur ein Schützenfest mit Vogelschießen, Blaskapelle und TamTam. Kilian in Schermbeck ist ein Volksfest für alle, ein Treffpunkt für Freunde, ein generationsübergreifendes großes Miteinander. Alte Freunde wieder treffen – einmal im Jahr kehren auch Abtrünnige zurück ins Dorf – immer dann, wenn Kilian ist!

Foto: Egon Maier
„Kilian ist mehr, da sind die Leute anders, sie kommen mehr aus sich heraus“, sagt auch Bernd Holtmann, amtierender König der Schermbecker Kilianer. „Das ist toll“, schwärmt er und möchte immer besonders auch Neubürger dazu motivieren, an den drei tollen Tagen im Ort teilzunehmen. „Das Fest verbindet“ habe er als Zugezogener selbst erfahren.
Dennoch sind für ihn und seine Königin Kerstin Hoppe die Tage der Regentschaft schon wieder gezählt. „Eigentlich ist das ganze Jahr bisher ein Fest gewesen“, erzählt das Paar rückblickend. Mindestens einmal im Monat gab es einen Grund der fröhlichen Zusammenkunft.
Auch die Alt-Schermbecker Gilde steht bereits in den Startlöchern. Vorzubereiten gibt es genug, wie Vorstandsmitglied Thorsten Buchholz erklärt. Doch im Team ist alles möglich und „es läuft Hand in Hand“. Auch hier werden Brauchtumspflege und Tradition groß geschrieben ohne altbacken zu sein. Die vielen jungen Schützen beweisen das. Es werden wieder mehr als 1.000 Eintragungen erwartet. Nachdem für das Fest 2014 ein neuer Kugelfang gebaut und das Stufenpodest am Antreteplatz erneuert wurde, musste für dieses Jahr keine große Baumaßnahme erfolgen.
Dennoch gibt es etwas Neues: Die Kilianer in Alt-Schermbeck möchten transparenter werden. „Es herrschen so viele Halbwahrheiten und Mythen über das Königssein, da möchten wir vom Vorstand jetzt mit aufräumen. König zu sein bedeutet weder den finanziellen Ruin, noch jagt ein Termin den anderen.“ Pflichttermine gebe es lediglich eine Hand voll, der Rest ist das, was der Thron daraus macht. Und stets kann sich ein Thronpaar auf die volle Unterstützung des Vorstands verlassen. Das steht auch in einem Flyer, der in den nächsten Tagen verteilt wird. So sollen mehr Schermbecker angeregt werden, König oder Königin zu werden.

Foto: Privat
Doch bis es soweit ist, dass ein neuer König gekürt wird, gibt es noch eine Menge zu tun. Das passiert weitgehend hinter den Kulissen – vom Sicherheitskonzept, über die Fahnen bis hin zu den Kutschen samt Blumenschmuck – für alles wird gesorgt und keiner merkt´s.
Derweil schwelgt das Schermbecker Königspaar noch immer im Rausch seiner Amtszeit. Im letzten Jahr König zu werden, dafür habe es eigentlich keinen besonderen Grund gegeben, sondern das habe einfach in die Stimmung gepasst. Und Königin Kerstin Hoppe sei da nicht ganz unbeteiligt gewesen. Sie wollte schließlich immer schon Königin werden, nachdem sie im Jahr 2011 an der Seite ihres Ehemanns Andreas Hoppe Ehrendame war. Ein bisschen darauf vorbereitet waren die Damen – die Kleider hingen bereits im Schrank und als Kerstin Hoppe sah, dass Bernd Holtmann am Montag beim Schießen die Ohrstöpsel nicht mehr entfernte, habe sie ihm den Euro für den Königsschuss gebracht. Und dann fiel der Vogel und der Jubel war groß. „Wir haben uns riesig gefreut“, so Königin Kerstin. Für das Fest sind sie in diesem Jahr natürlich perfekt vorbereitet, schließlich geht die Party weiter. Wann sie endet? Niemand weiß es, aber alle hoffen insgeheim, dass sie nie vorbeigeht. Denn: „Das Fest verbindet“, so König Bernd Holtmann. gj