Gladbeck - Bis Ende 2018 kommen 75 deutsche Städte und Gemeinden in den Genuss des Bundesprogramms „Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier“, kurz: BIWAQ. Gespeist wird das Bundesprogramm aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Bundesbauministeriums. Insgesamt stehen in drei Jahren Fördergelder in Höhe von rund 95 Millionen Euro zur Verfügung. Auch die Gladbecker Stadteile Mitte, Butendorf und Brauck dürfen sich über eine Förderung freuen, da die Stadt Gladbeck hier vier Projekte ins Leben rufen konnte.
„BIWAQ fördert Projekte zur Integration in Arbeit und zur Stärkung der lokalen Ökonomie“, erklärt Maria Jost von der Wirtschaftsförderung Gladbeck im Gespräch mit der LebensArt. Bereits seit 2008 legt BIWAQ als Partnerprogramm des Städtebauförderungsprogramms „Soziale Stadt“ den Schwerpunkt bewusst auf benachteiligte Stadt- und Ortsteile. Mit dieser Sozialraumorientierung erreicht die Unterstützung die Menschen, die sie benötigen. Die Projekte entwickeln wirksame Instrumente für die konkreten Bedürfnisse in den Soziale-Stadt-Gebieten. Sie sind verknüpft mit städtebaulichen Investitionen und kooperieren eng mit den Partnern vor Ort – zum Beispiel der Wirtschaftsförderung.
„Durch den offenen Förderansatz bei BIWAQ entscheidet die Stadt Gladbeck selbst, welche Maßnahmen in den betroffenen Quartieren zur Integration in Arbeit und zur Stärkung der lokalen Ökonomie in Ergänzung zu vorhandenen Angeboten passgenau und bedarfsgerecht sind“, betont Maria Jost und führt fort: „Diese Maßnahmen orientieren sich an den Zielen der integrierten Stadtentwicklung vor Ort.“ Im Zuge des Förderprogramms führt die Stadt Gladbeck mit ihren Kooperationspartnern der rebeq GmbH, der Gladbecker Agentur C4C creative GmbH und Dr. Siegbert Panteleit seit Oktober 2015 bis September 2018 vier Teilprojekte durch, die im Folgenden vorgestellt werden.
Bei Fragen zum gesamten Förderprogramm steht Maria Jost gerne zur Verfügung:
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Maria Jost
Stadt Gladbeck
Referat Wirtschaftförderung und Kommunikation
Telefon: 02043 99 20 35
E-Mail: maria.jost@stadt-gladbeck.de

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1. Startklar für den Arbeitsmarkt
„BIWAQStartklar“ ist ein Projekt zur Verbesserung der Chancen für den beruflichen (Wieder-) Einstieg für arbeitssuchende Menschen in Gladbeck. Um die Chancen arbeitssuchender Menschen langfristig zu verbessern, hat die Stadt Gladbeck gemeinsam mit der rebeq GmbH das Projekt gestartet. Die rebeq GmbH bündelt als Tochterunternehmen der Arbeiterwohlfahrt langjährige Erfahrungen im Bereich der beruflichen Förderung und kooperiert mit Unternehmen und Betrieben der Region. Im Zuge des Projektes arbeitet die rebeq eng zusammen mit dem Jobcenter. „Wir vom Jobcenter sprechen die Kunden gezielt an, die für das Projekt in Frage kommen. Auf freiwilliger Basis können sie dann teilnehmen“, erklärt Dorothea Aldick vom Jobcenter. „Unsere Aufgabe ist es, in den drei Jahren etwa 25 Prozent der 120 Bewerber in den Arbeitsmarkt zu integrieren.“ Eine große Herausforderung, wie auch Rudolf Schaar von der rebeq GmbH betont. Doch blicken beide zuversichtlich auf das Projekt. „Seit dem Start im Oktober 2015 konnten wir bereits 17 Arbeitssuchende in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen unterbringen“, weiß Dorothea Aldick zu berichten. Das ist zu großen Teilen auch das Ergebnis der gut abgestimmten Zusammenarbeit der rebeq GmbH und dem Jobcenter.
Ziel des Projekts ist eine dauerhafte Integration in den Arbeitsmarkt. Um das zu erreichen, beinhaltet die Teilnahme Einzelberatung, Arbeit in Kleingruppen sowie intensives Jobcoaching. Experten zeigen den Teilnehmern, wie Bewerbungsanschreiben und Lebensläufe verfasst werden und eine Stellenakquise richtig angegangen wird. „Gemeinsam mit den Teilnehmern besuchen wir außerdem Unternehmen vor Ort wie Dölken, Pieper oder Rockwool“, erklärt Rudolf Schaar. „Schön ist es natürlich, wenn wir hier auf ehemalige Teilnehmer treffen, die eine Arbeit in dem Betrieb gefunden haben, und den Teilnehmern von ihren Erfahrungen erzählen können.“
Um die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für Migranten, die zusätzlich mit einer Sprachhürde zu kämpfen haben, zu verbessern, hat das rebeq-Team ein Sprachcafé eingerichtet. Hier werden gemeinsam Umgangsformen geübt und gefestigt.
„Die Besonderheit an dem Projekt ist es, dass wir keinen Druck auf die Teilnehmer aufbauen oder sie in eine bestimmte berufliche Ecke drängen. Wir möchten viel mehr durch individuelle Teilnehmergespräche die Stärken des Einzelnen herausfiltern“, betont Rudolf Schaar. Die Teilnahme an dem Projekt dauert in der Regel neun Monate. In dieser Zeit finden drei Termine pro Woche statt. Die Fahrtkosten zu Schulungen übernimmt außerdem das Jobcenter. So entstehen keine zusätzlichen Kosten für die Teilnehmer.
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Rudolf Schaar
rebeq GmbH Gladbeck
Telefon: 02043 95 71 15
E-Mail: schaar@rebeq.de

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2. Gewerbecheck – Professionelle Beratung für Gladbecker Unternehmen
Marketing und Werbung sind besondere Erfolgsfaktoren für jedes Unternehmen, um Kunden gezielt anzusprechen und sich im Markt erfolgreich zu präsentieren. Ob ein Unternehmen sich und seine Produkte oder Dienstleistungen richtig inszeniert und darüber hinaus passend mit der Zielgruppe kommuniziert, sollte regelmäßig überprüft werden – am besten von Handels- und Marketingberatern. Und genau da knüpft der „Gewerbecheck Gladbeck“ an. Mit diesem aktuellen Projekt bietet die Stadt Gladbeck ein kostenloses und vor allem qualitativ hochwertiges Beratungsangebot für kleine und mittlere Unternehmen an.
„Insgesamt können etwa 30 Unternehmen die intensive Marketingberatung in Anspruch nehmen und sich dadurch professioneller im Wettbewerb aufstellen“, erklärt Nadine Seelig von der begleitenden Gladbecker Agentur C4C. „Bis jetzt haben sich bereits 20 Unternehmer für den Gewerbecheck angemeldet. Interessierte sollten sich also beeilen und sich kurzfristig bei uns melden.“
Für die teilnehmenden Unternehmen mit einer maximalen Größe von 50 Mitarbeitern aus den Branchen Dienstleistung, Handel, Handwerk und Industrie stehen bis zu drei Beratertage zur Verfügung. Während dieser Tage erweitern Marketing- und Werbevorträge das vorhandene Wissen. In den anschließenden Individualberatungen werden spezielle Umsetzungsstrategien und Maßnahmen entwickelt, um das Unternehmen kundenorientiert aufzustellen. Gewerbetreibende erhalten hier die Gelegenheit, marketingspezifische Fragen mit externen Experten zu diskutieren und Wege für mehr Erfolg zu finden. Relevante Fragen sind hier etwa: Sind die eingesetzten Werbemedien noch zeitgemäß? Haben sich Kunden oder Werbekanäle verändert? Sind Internet und Social Media für das Unternehmen relevant und wie können sie erfolgreich genutzt werden? Und vor allem: Passt das Angebot noch, muss etwas verändert werden und wenn ja, was? „Hier können die Unternehmer auch gerne eigene Schwerpunkte setzen und Ideen vorstellen. Die Beratung ist sehr vielschichtig. Wer aber nur an einer Marketingsprechstunde teilnehmen möchte, kann dies auch tun. Wir sind in unserem Beratungsangebot flexibel“, weiß Nadine Seelig.
Voraussetzung für eine Individualberatung ist immer die Teilnahme an einem der Vorträge und einem halbtägigen Seminar, die im Rahmen dieser Reihe regelmäßig angeboten werden. Die erste Veranstaltung findet am 8. Februar um 17 Uhr im Neuen Rathaus, Raum 61 statt. Die Vortrags- und Seminarveranstaltungen sind für die angemeldeten Unternehmen kostenfrei. Details finden Interessierte auch auf der Webseite www.gewerbecheck-gladbeck.de.
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Nadine Seelig
C4C creative GmbH
Telefon: 02043 92 11 225
E-Mail: nadine.seelig@c4c.com

3. Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft
Ziel der Fördermaßnahme ist es, die Kultur- und Kreativwirtschaft in Gladbeck erfolgreich weiterzuentwickeln. Um Unternehmen der Kreativwirtschaft dauerhaft an Gladbeck zu binden und neue Kreative anzusiedeln, ist diese vernetzte Struktur eine gute Chance. Unter der Marke „kreativAmt“ soll in Gladbeck ein kreativwirtschaftliches Zentrum etabliert werden, das positive Auswirkungen auf die Stadt hat. „Zunächst haben wir uns natürlich die Frage gestellt, welche Berufsgruppen unter dem Namen Kreativwirtschaft alle erfasst werden müssen“, erklärt Sebastian Volk von der C4C aus Gladbeck. „Daraus ist eine heterogene Gruppe entstanden, die von Galeristen über Literaten bis hin zu Webdesignern führt.“ Außerdem hat sich herausgestellt, dass die Branche insbesondere durch Kleinstunternehmen geprägt ist. „Deshalb braucht es für größere Projekte eine gute Vernetzung und die wollen wir gemeinsam mit den Künstlern bis September 2018 schaffen“, betont Sebastian Volk.
Bereits bei der Auftaktveranstaltung im Oktober kamen rund 30 Akteure der Kultur- und Kreativwirtschaft zusammen. „Hier haben wir Fragen gestellt, was in Gladbeck gut läuft und wo Verbesserungen vorgenommen werden sollten“, erzählt Sebastian Volk. „Der nächste Schritt ist nun, Projektvorschläge zu sammeln, die wir gemeinsam in der Zeit umsetzen können. Dabei geben wir keine Strukturen vor. Die Projektentwicklung ist ein Prozess, der durch die Künstler selbst vorangetrieben wird.“ An vielseitigen und einfallsreichen Ideen scheint es hier nicht zu fehlen. Neben einem Lichterfest können sich die kreativen Köpfe auch vorstellen, den Eingangsbereich der Stadt umzugestalten. Ob am Ende ein oder mehrere Projekte entstehen, ist auch offengelassen. „Wir sind immer auf der Suche nach kreativen Menschen, die sich bei der Projektfindung und anschließenden Projektrealisierung einbringen möchten. Gerne können sich Interessierte einfach bei mir melden“, sagt Sebastian Volk.
Auf lange Sicht hin betrachtet, soll ein Kreativ-Quartier für alle Kunstschaffenden entstehen, das von den Künstlern selbst organisiert wird. Durch größere gemeinsame Projekte soll das Interesse weiterer Kreativer an Gladbeck geweckt werden.
Kontakt
Sebastian Volk
C4C creative GmbH
Telefon: 02043 92 11 229
E-Mail: sebastian.volk@c4c.com

4. Mit innovativen Ideen den mobilen Handel stärken
Das vierte Projekt im Rahmen der BIWAQ-Förderung beschäftigt sich mit dem mobilen Handel. Ziel ist es, die Markthändler bei ihrer Unternehmensentwicklung, neuen Geschäftsideen und neuen Vertriebswegen zu unterstützen.
Um die Situation für Gladbeck genau zu ermitteln und bei Bedarf Verbesserungen der Wochenmärkte vorzunehmen, wurde ein Entwicklungsteam um Wochenmarktexperte Dr. Siegbert Panteleit beauftragt, das Projekt zu unterstützen und die Wochenmärkte in Gladbeck-Mitte und Brauck genau unter die Lupe zu nehmen. „In den letzten sechs bis acht Jahren schrumpfen die Märkte bundesweit teilweise um bis zu 50 Prozent. Die Gründe sind vielschichtig: Demografischer Wandel, die klassischen Händlerfamilien sterben aus, starke Konkurrenz durch Discounter“, weiß Dr. Siegbert Panteleit. Insbesondere in der Woche fehlt vielen Berufstätigen einfach die Zeit. Doch besteht nach wie vor der Wunsch nach Märkten mit regionalen und qualitativ hochwertigen Waren.
Deshalb muss das Konzept des mobilen Handels an die veränderten Lebensbedingungen der Menschen angepasst werden, um langfristig bestehen zu können. Mit dem Feierabendmarkt gibt es in Gladbeck bereits ein Angebot, das sich an diese Veränderungen angepasst hat. Und auch der Wochenmarkt in Gladbeck-Mitte ist gut frequentiert. „Bei einer Umfrage vor Ort kam heraus, dass sowohl Käufer als auch Standbetreiber sehr zufrieden sind mit dem Wochenmarkt in der Gladbecker Mitte“, erzählt Dr. Siegbert Panteleit. „Es ist einer der erfolgreichsten Märkte der Region, auch im Vergleich zu umliegenden Städten.“ Ein sehr gutes Ergebnis. Doch auf dem Erfolg dürfen sich die Unternehmer nicht ausruhen.
„Man muss hart arbeiten, um die Kundenzufriedenheit zu halten. Dahingehend unterstützen wir die Markthändler und entwickeln neue Ideen“, erklärt der Experte. In Gladbeck-Brauck hat der Wochenmarkt eine schwierigere Stellung. Hier möchte das Experten-Team das Konzept von Grund auf neu überdenken. „Wir würden gerne das Thema Regionalität aufgreifen und gemeinsam mit regionalen Anbietern arbeiten. Dafür sind wir immer auf der Suche nach Unternehmern, die unsere Ideen aufgreifen möchten.“ Regionale, qualitativ hochwertige Ware zu fairen Preisen sollen hier in Zukunft angeboten werden.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist es, eine bessere Vernetzung der Akteure untereinander zu ermöglichen. Hier werden nicht nur die mobilen Händler mit einbezogen, sondern auch die stationären Unternehmen. „Wir möchten neue Wege gehen und neue Formate suchen. Dabei sind wir gerade in der Pilotphase, um zu testen, was nehmen die Kunden an und was nicht“, erklärt Dr. Siegbert Panteleit. kb