Foto: Gaby Eggert

Wurstjäger in Schermbeck unterwegs

Lange Tradition wird auch in diesem Jahr von den Junggesellen der Region fortgeführt

Schermbeck - In Schermbeck und Umgebung geht es in den ersten Wochen des Jahres um die Wurst. Nicht im übertragenden Sinne. Nein, es wird tatsächlich Wurst gesammelt. Wie in jedem Jahr gehen die Junggesellenvereine Besten, Östrich-Hardtberg, Gahlen und Üfte auf die Jagd. Wir haben zwei Gruppen begleitet.

Nicht nur um die Wurst, natürlich auch um den Korn, dreht sich alles bei den 23 Junggesellen aus Besten, die als erste losziehen. Denn seit vielen Jahren wird die Tradition gepflegt, für ein gemeinsames Fest zwischen Jung und Alt Würste einzusammeln. Und dafür gibt es dann einen Korn – für den Spender und den Sammler. In diesem Jahr freuen sich die Junggesellen über acht Neuzugänge. Sven Röding geht dagegen auf Abschiedstour. Denn dieser wird im Laufe des Jahres 30 und hat damit das Ausschlusskriterium erreicht.
 

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Auch der Dorstener Bürgermeister Tobias Stockhoff (4. v. l.) begleitete die Wurstjäger.
Foto: Gaby Eggert

Ein spätes Frühstück

Auf ihrer Tour werden die Wurstjäger mit Frühstück und Mittagessen versorgt. An diesem Wochenende Mitte Januar ist es ein spätes Frühstück. Erst gegen 11 Uhr treffen die jungen Männer auf dem Hof von Egon und Elisabeth Stuhldreier ein. Bei Frank Abelt haben sie sich vorher verquasselt, was grundsätzlich nicht selten passiert.
Bei Stuhldreiers wartet ein reichlich gedeckter Frühstückstisch und herrlich duftender Kaffee auf die Truppe. „Meine Schwiegermutter Hedwig hat vor Jahrzehnten angefangen, die Jungs mit Brötchen zu versorgen“, berichtet Elisabeth Stuhldreier, die die Tradition ihrer Schwiegermutter weiterführt. Erst sei es nur ein trockenes Brötchen gewesen, was sie den Wurstjäger am „Milchwagen“, der seinerzeit parallel zu den Wurstjägern am Hof eintraf, spendierte. Im Jahr darauf waren es schon belegte Brötchen, die auf die hungrigen und dankbaren Männer warteten, heute ist es ein komplett gedeckter Tisch.
Verabschiedet wird bei der Party am Abend Markus Matthes. Dieser nahm im vergangenen Jahr seinen Abschied und bekommt traditionsgemäß in diesem Jahr seinen Erinnerungskrug. „Das war schon schwer, nicht mehr mitzulaufen, sondern die Wurstjäger nur an der Tür zu empfangen“, so Markus am Abend. Am Vorabend haben mehr als 20 Mädchen einen Zentner Kartoffeln fürs Essen geschält. Die unverheirateten Damen sind auch für die Versorgung der Gäste bei der Party zuständig. Um Mitternacht gibt es eine Tombola mit vielen Preisen, der Hauptpreis ist ein Tablet. Das Wurstjagen wird von der Volksbank Schermbeck mit 500 Euro gesponsert.

Auch in Östrich geht es zur Wurstjagd

Eine Woche später ziehen die Junggesellen aus Östrich los. Bereits um 7 Uhr morgens heißt es für die drei Gruppen Abmarsch. Würste und auch Eier werden auch hier gesammelt. „Diese Tradition gibt es schon seit über 100 Jahren“, erzählt Wurstjäger Sven Olbrich. „Damals wurden zum Kartoffelschälen die Mädchen eingeladen, damit man sich gegenseitig kennenlernt. Die Mädchen schälten dann Freitagabends die Kartoffeln, die Jungs zogen am Samstag los, um Würste und Eier zu sammeln und am Abend kommt man dann zusammen, um gemeinsam zu feiern.“ So will es die Tradition immer noch im Jahr 2018.

Die meisten Östricher sind gut vorbereitet und erwarten die Wurstjäger an diesem Tag bereits. Manch einer kennt diese Tradition schon seit vielen Jahren und lädt die Jungs zu einem kleinen Umtrunk zu sich ein. „Ich war damals selbst Junggeselle in Gahlen und deswegen ist das für mich eine Selbstverständlichkeit, dass man die Leute reinlässt und gemütlich einen Schnaps zusammen trinkt“, erzählt Andreas Wischerhoff, der an seinem Hauseingang die Wurstjäger mit einem Wacholder begrüßt.
 

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Foto: Gaby Eggert

Party bis tief in die Nacht

Den ganzen Tag sind die Junggesellen unterwegs und verteilen auch die Karten für die Party am Abend. Denn nach der langen Tour folgt eine lange Nacht. Bei Schult steigt das große Wurstessen. Dort werden die gesammelten Würste und Eier für das Abendessen verwendet. Es wird aus Sauerkraut, Mettwurst und Kartoffeln zubereitet und ist für die Gäste kostenlos. Und auch ein unterhaltsames Bühnenprogramm wird den Gästen geboten. Auf der Bühne geben die Junggesellen nochmal alles. Sogar Troy und Gabriela aus den High-School-Musical Filmen geben sich die Ehre. Anschließend wird bis Tief in die Nacht gefeiert. Und natürlich wird die Ausbeute des Tages gemeinsam verspeist. js/ge

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