Foto: aureus GmbH - Aileen Kurkowiak

Videogottesdienste in Corona-Zeiten aus Schermbeck

Auch Glaubensgruppen mussten während der Kontaktsperre auf einiges verzichten – Die Evangelische Kirchengemeinde Schermbeck hat sich etwas Besonderes ausgedacht

Schermbeck - Für viele ist der Glaube – egal welcher – fest im Leben verankert und ein großer Teil des Alltags. Im Zuge der Corona-Pandemie wurden auch sämtliche Moscheen, Synagogen, Kirchen und Häuser anderer Glaubensrichtungen geschlossen und es konnten keine gemeinsamen Messen und Gottesdienste abgehalten werden. Wir haben mit dem Pfarrer der evangelischen Kirche in Schermbeck darüber gesprochen, welche Alternativen in dieser Zeit gefunden wurden. Der regelmäßige Kirchgang am Sonntag konnte seit einigen Wochen nicht stattfinden und vielen Menschen hat dieses wöchentliche Ritual stark gefehlt. Für Gläubige ist der Besuch eines Gotteshauses allerdings nicht nur eine übliche Routine, sondern ein wichtiger Teil des Lebens. Auch die Priester und Pfarrer in Schermbeck haben in den Gesprächen mit ihren Glaubensbrüdern und -schwestern festgestellt, dass diese Lücke in der Corona-Zeit gefüllt werden muss. So haben sie sich überlegt, anstatt der Messen und Gottesdienste regelmäßige Videogottesdienste und Liveübertragungen im Internet zu veröffentlichen, um zumindest einen kleinen Ersatz zu schaffen. Pfarrer Dieter Hofmann von der Evangelischen Kirchengemeinde Schermbeck hat es sich zur Aufgabe gemacht, regelmäßige Videogottesdienste auf der Homepage der Kirche hochzuladen.

Eine schöne Alternative

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„Wir haben mit den Videogottesdiensten während der Corona bedingten Kontaktsperren begonnen. Im Rahmen des Kirchenkreises Wesel arbeitet unsere Gemeinde eng mit der Kirchengemeinde Drevenack zusammen. So wechseln wir uns nun nicht mehr nur wie zuvor mit den Gottesdiensten ab, sondern auch mit der Produktion der Videogottesdienste. Abwechselnd lassen sich dann 15- bis 20-minütige Gottesdienste auf den jeweiligen Internetseiten der Gemeinden finden. Seit Pfingsten können auch endlich wieder die „Präsenz-Gottesdienste“ beginnen, ich selber darf das Risiko aus ärztlicher Sicht und durch eine Verfügung des Landeskirchenamts nicht eingehen und arbeite deshalb weiterhin an den Videogottesdiensten.

Aufgrund des Alters darf ich also vor Ort keine Gottesdienste abhalten und kümmere mich bis Ende August um die Videos. Diese Arbeit macht mir auch wirklich sehr großen Spaß und ich lasse mir immer etwas neues einfallen“, erzählt Pfarrer Dieter Hofmann im Gespräch mit der LebensArt.

In jedem Videogottesdienst ist alles enthalten, was auch bei einem „normalen“ Gottesdienst nicht fehlen darf – nur eben in Kurzform. Jedes Video beinhaltet eine Lesung aus der Bibel, zwei Gebete und auch für eine musikalische Untermalung ist gesorgt, obwohl die üblichen Kirchengesänge leider entfallen müssen. Mit stimmungsvoller Orgelmusik, und manchmal sogar einer Sängerin, ist der Videogottesdienst jederzeit und überall flexibel online abrufbar. Das Ganze hat also auch seine Vorteile gegenüber einem Gottesdienst vor Ort. „Und die Resonanz aus der Gemeinde ist wirklich toll“, freut sich Pfarrer Hofmann. „Ich kann in die Videogottesdienste auch kreative Ideen einbringen und sie umsetzen, denn auch den Videoschnitt übernehme ich selbst. Manchmal biete ich auch eine Alternative zu den üblichen Gottesdiensten und schlüpfe in die Rolle des Detektiven Philip Marlowe. Früher habe ich sehr gern die spannenden Geschichten von Raymond Chandler gelesen und habe mir stets gewünscht, in diesem Stil einen Gottesdienst abhalten zu können. Nun hatte ich in diesem Rahmen die Möglichkeit dazu und konnte eine Geschichte rund um die Zukunft der Kirche, eingebettet in die Detektiv-Thematik erzählen. Die Lösung der Frage nach der Zukunft der Kirche ist, dass die Zukunft der Kirche bereits begonnen hat, denn wir selbst, wir Menschen, sind die Zukunft der Kirche. Eine schöne Moral im Sinne des Zusammenhalts in diesen schwierigen Zeiten.“

Einschränkungen bei Gottesdiensten

Nun kann es für die körperlich gesunden Gläubigen aber auch zurück in die Kirche gehen. Seit Pfingsten finden wieder Gottesdienste in den Kirchen statt, die allerdings mit vielen Auflagen und Sicherheitsvorkehrungen verbunden sind: Die Platzzahl in der Georgskirche ist auf 20 Plätze beschränkt, auf jedem Platz können allerdings zwei Menschen desselben Haushalts sitzen. Eine vorherige Anmeldung des Besuchs im Gemeindebüro wird von der Gemeinde erbeten. Auf Gesang und Abendmahlsfeiern muss verzichtet und die üblichen Hygienebestimmungen mit Abstandsregelungen und dem Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sollen unbedingt eingehalten werden. Möchte man all diese Schutzmaßnahmen allerdings nicht im Gotteshaus umsetzen, gibt es ja immer noch den flexiblen Videogottesdienst. Aufgrund der Kürze der Videos eignen sind die Filme auch prima für Kinder, die während eines Gottesdienstes Schwierigkeiten mit der anhaltenden Ruhe haben. Ein schöner Anlass, sich am Wochenende mit der Familie zusammenzufinden und den kreativen Ideen der Schermbecker Pfarrer zuzuschauen. // ak

Die Schermbecker Videogottesdienste der Evangelischen Kirchengemeinde finden Sie unter www.kircheschermbeck.de und die katholische Gemeinde St. Ludgerus veröffentlicht unter www.sankt-ludgerus.de sowohl Live-Videos von Gottesdiensten als auch Videogottesdienste.

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