Wenn man sich und die Welt langsam vergisst

Der Runde Tisch Demenz bemüht sich um Aufklärung und Hilfestellung für Angehörige von demenziell Erkrankten

Gladbeck - Wenn Frau Müller nicht mehr nach Hause findet, Herr Meyer sich mit dem Küchenmesser die Haare kämmt oder Frau Schmidt ihre eigene Tochter nicht mehr erkennt, dann denken die meisten Menschen sofort an ein Wort: Demenz.

In der heutigen Zeit und gerade in den vergangenen paar Jahren wurde dieses Thema immer präsenter und öffentlicher. Keine Familie, in der nicht irgendein Fall von Demenz bekannt ist; keine Woche, die vergeht, ohne das bekannt wird, dass eine bekannte Persönlichkeit an Demenz erkrankt ist. Teilweise wird diese Krankheit sogar schon in Vorabendserien thematisiert. Man spürt bei vielen älteren Menschen eine große Unsicherheit oder sogar Angst auch an Demenz zu erkranken. Wie Bodo Dehmel vom Seniorenbeirat berichtet, hat die Zahl der Ratsuchenden bei den Beratungsterminen deutlich zugenommen. „Viele Menschen sind verunsichert, wie sie mit ihren Angehörigen umgehen sollen, haben juristische Probleme und fühlen sich überfordert.“ Ähnliche Erfahrungen machte auch Martina Kleemann von der Demenzberatung der Arbeiterwohlfahrt. Immer mehr Menschen suchen nach Hilfe und Unterstützung bei der schwierigen Aufgabe der Versorgung dementiell veränderter Menschen.

Dabei ist zum Beispiel die Tagespflege eine gute Entlastung für die pflegenden Angehörigen. Hier können, wie beispielsweise im Haus Küster in Gladbeck, auch Demenzkranke tagsüber versorgt werden, wodurch eine große Entlastung der Pflegenden zu Hause erfolgen kann. Als eine andere Möglichkeit der Versorgung, wenn es in der eigenen Wohnung nicht mehr funktioniert, sind die Einrichtungen für Senioren in Gladbeck präsent. Auch hier hat man sich schon seit längerem auf von Demenz betroffene Menschen spezialisiert. Wobei der Chefarzt der Klinik für Neurologie im Barbara-Hospital Dr. Oelmann Wert auf die Feststellung legt: „Nicht immer ist eine Demenz der Auslöser von Verwirrtheit oder Vergesslichkeit, oft gibt es andere Demenzen als die Alzheimererkrankung mit behandelbaren Ursachen – im Zweifelsfall sollte man sich immer testen lassen – das ist zum Beispiel auch bei uns in der Klinik möglich.“

Das Thema Demenz ist also in der Gesellschaft angekommen und wird sie in den nächsten Jahren auch entscheidend beeinflussen, sind sich viele Experten sicher. „Es wird entscheidend darauf ankommen, besonders in Fällen leichter und beginnender Demenz eine Sensibilität der Öffentlichkeit zu erreichen. Nur durch Verständnis und Unterstützung im Umfeld können die Betroffenen auch noch längere Zeit zu Hause leben“, so Bodo Dehmel vom Seniorenbeirat. Daher ist es wichtig in der Gesellschaft für Aufklärung zu sorgen. Dies hat sich auch der Runde Tisch Demenz zum Ziel gesetzt. Der Runde Tisch wurde 2008 gegründet. Hier treffen sich regelmäßig alle in diesem Bereich tätigen Fachleute zu einem Gedankenaustausch. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen (Ärzte, Senioreneinrichtungen, Seniorenbeirat, Therapeuten) in Gladbeck versucht man eine optimale Aufklärung und Unterstützung der Demenzerkrankten und ihren Angehörigen zu erreichen. Momentan arbeitet die Redaktionsgruppe des Runden Tisches
an einer Neuauflage des „Wegweiser Demenz“. Eine Ratgeber-Broschüre mit nützlichen Informationen, Angeboten und Ansprechpartnern in Gladbeck zum Thema Demenz.

Am 12. September 2012 ist eine Informationsveranstaltung im Fritz-Lange-Haus geplant, bei der Rechts- und Versicherungsfragen rund um Demenz geklärt werden sollen. So sollen Unsicherheiten abgebaut und Lösungswege gefunden werden. Die neue Broschüre zum Thema Demenz mit allen wichtigen Informationen und Ansprechpartnern erscheint nach den Ferien.
gk

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