Alternative Variante
Deshalb will die Bürgermeisterin nun in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Umwelt, Klimaschutz und Mobilität am 5. Juni eine alternative Variante der Politik zur Entscheidung vorlegen, um im besten Fall mit einem breiten politischen und gesellschaftlichen Konsens die bestehende Problematik zu lösen: Parkraum könnte im Bereich des Mittelstreifens geschaffen werden, um den bisherigen Parkstreifen am Fahrbahnrand für die Radverkehrsführung herzurichten. „Es ist aus unserer Sicht die einzig tragfähige Alternative zum Mischverkehr, die zwar Kompromissbereitschaft erfordert, aber letztlich die Situation für alle auf der Buerschen Straße verbessern würde“, erklärt die Bürgermeisterin. Damit würden alle Verkehrsteilnehmer ihren eigenen Fahr- und Gehbereich bekommen, sich nicht mehr gegenseitig behindern und gefährden. Zugleich könnte Parkraum erhalten bleiben. Auch Dr. Volker Kreuzer, Stadtbaurat und Erster Beigeordneter, unterstreicht: „Wir haben die Situation intensiv geprüft und es gibt ansonsten keine Alternative zum bisher beschlossenen Mischverkehr, die einerseits eine höhere Sicherheit bietet und Konflikte minimieren würde, die andererseits auch kurzfristig umsetzbar sowie rechtlich und wirtschaftlich tragbar wäre.“
Um kurzfristig in den Austausch mit allen Akteuren zu gehen, schlägt Bürgermeisterin Bettina Weist vor, im Mai das Thema im Rahmen des „Runden Tisches nachhaltige Mobilität“ zu behandeln. Hierfür wird die Verwaltung den Vorschlag ausarbeiten. Nach einem positiven Signal aus der Politik könnte die Verwaltung eine Umsetzung der Mittelstreifen-Variante schnellstmöglich vorantreiben und im Laufe des Jahres realisieren. Sollte die Politik dem Vorschlag nicht folgen können, wird die aktuelle Situation im Mischverkehr verfestigt. „Der Mischverkehr ist keine Ideallösung – aber im Moment wäre er ansonsten unter den aktuellen Gegebenheiten die einzige Lösung, die rechtlich Bestand hat“, betont Dr. Volker Kreuzer.
"Mischverkehr ist keine ideale Lösung"
Zur Erinnerung: Der Verkehrsversuch wurde im Sommer 2023 durchgeführt, weil die Verkehrsführung auf der Buerschen Straße nicht mehr regelkonform war. Im April 2024 beschloss die Politik mehrheitlich den vorzeitigen Abbruch des Verkehrsversuchs und die Umsetzung der Variante „Mischverkehr“ – also die gemeinsame Nutzung der Fahrbahn durch Auto- und Radverkehr. „Der Verkehrsversuch bot optimale Bedingungen für den Radverkehr, fand aber aufgrund der fehlenden Parkmöglichkeiten keine Akzeptanz in der Bevölkerung. Der Mischverkehr hat die komfortable Parkplatzsituation zwar wieder hergestellt, aber dies sorgt dafür, dass Radfahrer sich unsicher fühlen, der Verkehrsfluss stellenweise zäh ist und es zu neuen Konflikten zwischen Autofahrenden, Radfahrenden und Fußgängern kommt“, so die Bestandsaufnahme von Dr. Kreuzer.
Die Stadtverwaltung hat sich in den vergangenen Monaten intensiv mit alternativen Verkehrsführungen beschäftigt, auch mit denen, die von Politik und Interessensverbänden immer wieder ins Spiel gebracht wurden. „Es sind alles Vorschläge, die von der Verwaltung
bereits geprüft wurden. Nach Bewertung aller Varianten mussten wir jedoch feststellen, dass keine dieser Alternativen eine höhere Verkehrssicherheit bieten würde und zugleich kurzfristig umsetzbar oder rechtlich zulässig ist“, so Dr. Kreuzer. Besonders die Forderung eines gemeinsamen Geh- und Radweges ist unter anderem aufgrund des Straßenquerschnitts ausgeschlossen, zudem würde es zu neuen Konflikten zwischen Fußgänger und Radfahrer führen. „Für Kinder ist es übrigens bis zum 10. Lebensjahr ohnehin erlaubt, sicher auf dem Gehweg zu fahren – bis zum 8. Lebensjahr müssen Sie auf dem Gehweg fahren. Ihre Eltern dürfen sie dann auch begleiten.“, merkt Dr. Kreuzer an.
Vollumbau unmöglich bei aktueller Haushaltslage
Der Einrichtung eines Radweges auf dem ungenutzten Mittelstreifen wird ebenfalls eine Absage erteilt: Ohne einen Vollumbau der Kreuzungen und des Mittelstreifens selbst ist diese Variante nicht realisierbar. Auch die Verlagerung der Verkehrsführung mit Rad- und Parkstreifen auf der einen, KfZ-Verkehr auf der anderen Seite des Mittelstreifens ist zwar eine sinnvolle Vision für die Buersche Straße, aber nur mit einem Vollumbau aller Kreuzungen umzusetzen. Beide Varianten sind vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltslage sowie in Verbindung mit einem hohen Planungsaufwand, der eine Lösung frühestens in mehreren Jahren in Aussicht stellen würde, keine Option. Hinzu kommt: Ein zur Einhaltung der rechtlichen Normen notwendiger Komplettumbau der Buerschen Straße wäre langfristig gesehen ohnehin nicht wirtschaftlich, da der Neubau der Brücke ab der zweiten Hälfte der 2030er-Jahre ohnehin auf der städtischen Agenda steht.
„Ich kann den Wunsch nach einer komfortableren und sichereren Lösung für den Radverkehr absolut nachvollziehen“, so die Bürgermeisterin weiter. „Wir wünschen uns für alle Verkehrsteilnehmer, insbesondere für Kinder und ältere Menschen sichere Wege – und das werden wir angehen.“ Im Rahmen des Mischverkehrs bitten Verwaltung und Bürgermeisterin bis zu einer Entscheidung und der möglichen Umsetzung baulicher Maßnahmen um Geduld, Verständnis und um gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr.
Die Stadt wird die Entwicklung auf der Buerschen Straße aufmerksam beobachten und will im Dialog mit Polizei, Kreis und Interessenverbänden bleiben. Um die Verkehrssicherheit in diesem Übergangszeitraum weiter zu verbessern, plant die Stadt begleitende Maßnahmen, wie Informationskampagnen zum richtigen Verhalten im Mischverkehr sowie die Ausweisung von Alternativrouten, und will erneut gezielte Verkehrskontrollen durch die Polizei anregen.