Der ambulante Kinderhospizverein kümmert sich um Familien mit lebensverkürzten, schwerkranken Kindern. Dazu müssen die Ehrenamtler im Vorfeld einen Kurs über neun Monate absolvieren. Wenn man diesen besteht, gibt es ein Zertifikat, betroffene Kinder und deren Familien zu begleiten. Die Ehrenamtler begleiten die Kinder oft über viele Jahre, daher muss die Chemie zwischen den Begleitern und den Familien stimmen. Ulrike Lenz begleitet seit vielen Jahren bereits Claudio, der 24 Stunden Rund-um-Betreuung durch einen Pflegedienst benötigt. Wenn sie ihn besucht, werden drei Stunden gekuschelt, Lieder vorgesungen oder Toniebox gehört. Dass er sich darüber freut, zeigt er durch ein Lächeln, mehr kann der schwerstbehinderte Junge nicht.
Ehrenamtliche Begleiter
Sie hatte vor 11 Jahren in der Zeitung vom ambulanten Kinderhospiz gelesen, sich informiert und anschließend den Kurs in Recklinghausen gemacht. Als das ambulante Kinderhospiz vor zehn Jahren in Gladbeck eröffnet wurde, wechselte sie dort hin. Ihr Ehemann Rainer tat es ihr nach und ließ sich ebenfalls zum Begleiter ausbilden. Sein „Kind“ ist der 18-jährige Philippe aus Zweckel.
Philippe ist durch einen Schlaganfall vor der Geburt geistig behindert und auf den Rollstuhl angewiesen. Doch das mindert seine Lebensfreude nicht. Auf die wöchentlichen Aktivitäten mit dem 64-jährigen Rainer Lenz freut er sich immer riesig. Für seine Mutter Nicole sind diese Stunden eine große Erleichterung in ihrem Alltag. Der 18-jährige geht in Dorsten zur Schule und wird jeden Donnerstag von Rainer Lenz dort abgeholt. Oft fahren die beiden anschließend in den schönen Garten von Rainer und dann wird erst mal zünftig gegrillt. Danach arbeiten die zwei ein wenig gemeinsam im Garten, unternehmen Spaziergänge oder besuchen den Zoo. Manchmal schauen sie auch einfach Fernsehen, denn Philippe ist ein wahrer Serienexperte und weiß genau, was er sehen möchte.
Abwechslung vom Alltag
Der Tod ist ein ständiger Begleiter bei der Arbeit der Ehrenamtler, jedoch nicht allgegenwärtig. Zwar sind in diesem Jahr bereits drei begleitete Kinder verstorben, aber das ist eher nicht der Normalfall. „Das Thema macht einfach vielen Menschen Angst, keiner spricht gerne darüber. Dabei muss sich ja jeder irgendwann mal selbst mit dem Thema beschäftigen, so traurig das auch ist“, so Rainer Lenz realistisch. Aber auch über den Tod hinaus, werden die Familien weiter betreut und aufgefangen. Denn Unterstützung ist gerade in der ersten Zeit der Trauer enorm wichtig. Dennoch ist das Thema Tod für das Ehepaar Lenz nicht im Vordergrund, sondern die positive Erfahrung mit den begleiteten Kindern, „was wir zusammen erleben, dass kann uns keiner mehr nehmen.“
Wer sich für die Arbeit des ambulanten Kinderhospiz informieren möchte oder sich für eine ehrenamtliche Tätigkeit interessiert kann das unter
Ambulanter Kinder- und Jugendhospiz Emscher-Lippe
Kirchstr. 5
45964 Gladbeck
Tel.: 02043/9872740