Gladbeck
Foto: Nicole Gruschinski

Endgültiges Aus bei INEOS Phenol

Sehr hohen Energiekosten in Europa und die bestrafende europäische CO2-Steuerpolitik sind laut Werk Gründe für das Aus – Schon seit Monaten herrschte bei den Mitarbeitern Ungewissheit über ihre Zukunft

Gladbeck -

INEOS Phenol, der weltweit größte Hersteller von Phenol und Aceton, gab heute seine Absicht bekannt, die Produktion im Gladbecker Werk dauerhaft einzustellen. Die sehr hohen Energiekosten in Europa und die bestrafende europäische CO2-Steuerpolitik haben dazu geführt, dass Europa im Hinblick auf importierte chinesische Erzeugnisse und das weltweite Überangebot nicht mehr wettbewerbsfähig ist. Bisher war in den vergangenen Monaten immer nur von einer vorübergehenden Schließung die Rede. Bis zum Schluss waren die Mitarbeiter nicht informiert.

„Das Chemieunternehmen Ineos Phenol ist ein wichtiger Arbeitgeber für unsere Stadt, hier sind hochspezialisierte Arbeitskräfte beschäftigt. Besonders für die rund 280 Mitarbeiter
am Standort und ihre Familien bedeutet diese Nachricht große Verunsicherung. In diesen schwierigen Zeiten hoffe ich, dass diese Maßnahme keinen Verlust von Arbeitsplätzen nach
sich zieht“, betonte Bürgermeisterin Bettina Weist als die vorübergehende Schließung im November letzten Jahres bekannt wurde. Umso härter nun die Nachricht der dauerhaften Schließung in Zweckel.

Wichtiger Arbeitgeber

Auf der Webseite des Unternehmens ist aktuell zu lesen: „Nach einer eingehenden strategischen Überprüfung beabsichtigt der Geschäftsbereich, den Standort Gladbeck zu einem noch zu bestätigenden Zeitpunkt dauerhaft zu schließen. Die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit Europas hat bereits dazu geführt, dass mehrere nachgelagerte Verbraucher von Phenol und Aceton aus dem Markt ausgestiegen sind, sodass die lokale Nachfrage den Betrieb des Standorts Gladbeck, der aus dem Jahr 1954 stammt und erhebliche Zukunftsinvestitionen erfordert, nicht mehr trägt.“

Sir Jim Ratcliffe, Chairman von INEOS sagte in einer Stellungnahme: „Dies ist die Folge der völlig fehlenden Wettbewerbsfähigkeit Europas im Energiesektor und der blinden Hingabe an die CO2-Besteuerung, die zu einer massiven Deindustrialisierung des Kontinents führt. Gladbeck ist nicht der erste und wird definitiv nicht der letzte Fall sein, sofern die Politik nicht aufwacht und entsprechende Maßnahmen ergreift.“

INEOS Phenol nimmt nun Gespräche mit dem Betriebsrat, den Beschäftigten, Kunden und Lieferanten auf, um den Standort "auf sichere, verantwortungsvolle und vorschriftsmäßige Weise zu schließen."

Was ist INEOS Phenol?

Der Betrieb von INEOS Phenol in Gladbeck hat eine Produktionskapazität von 650.000 Tonnen pro Jahr und ist weltweit damit eine der größten Anlagen ihrer Art. Am Standort Gladbeck sind 279 Menschen direkt beschäftigt und indirekt werden mehr als 1.500 Arbeitsplätze unterstützt. Das hier produzierte Phenol und Aceton findet eine Vielzahl an Verwendungsmöglichkeiten:

  • Front- und Heckleuchten für Kraftfahrzeuge
  • Harze, die für Platinen und die Herstellung von Windturbinenflügeln unverzichtbar sind
  • Harze für die Herstellung von Bremsbelägen für Kraftfahrzeuge
  • Lösungsmittel für den Einsatz in der gesamten verarbeitenden Industrie

 

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Nicole Gruschinski

Nicole Gruschinski

n.gruschinski@aureus.de

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