Gladbeck
Wir stellen das breite Angebot der Musikschule der Stadt Gladbeck vor.
Die Musikschule der Stadt GladbeckFoto: aureus GmbH - Julia Liekweg

In die Tasten gehauen

Ein Besuch in der Musikschule der Stadt Gladbeck: Während das Klavier der Promi der Tasteninstrumente ist, muss das weniger bekannte Akkordeon ihm aber in nichts nachstehen

Gladbeck -

Dieses Mal durfte unsere Redaktion den Klavier- und Akkordeonunterricht an der Musikschule der Stadt Gladbeck besuchen. Während Klavier zu den gängigeren Tasteninstrumenten gehört, hat die Musikschule mit dem Akkordeon fast ein Alleinstellungsmerkmal. Klavierlehrerin Sin-Ae Jeong, Akkordeonlehrer Silvester Pece und ihre Schüler erzählen von ihren Instrumenten.

Luca ist 13 Jahre alt und stammt aus einer richtigen Musikerfamilie. Seine Eltern spielen Klavier, sein Vater war Organist in Gladbeck. Auch Lucas ältere und die jüngere Schwester sind musikalisch veranlagt: Beide nahmen Cellounterricht. Seit etwa sieben Jahren nimmt Luca Klavierunterricht bei Sin-Ae Jeong. „Bevor ich hier angefangen habe, hat meine Mutter mich unterrichtet“, berichtet der Teenager. Durch Corona läuft die Klavierstunde momentan ein wenig anders ab als gewohnt, doch Lehrerin und Schüler sind sich einig: Anders ist nicht immer schlechter. „Wir wahren den Abstand und spielen daher momentan mit zwei Klavieren. Das bietet aber auch viel mehr Möglichkeiten, als sich eine Klaviertastatur zu teilen“, berichtet die Klavierlehrerin. Auch Luca findet: „Das kann ruhig so bleiben. Auf dem zweiten Klavier höre ich, wie sich das Stück richtig anhört. Das motiviert mich.“ Musikschulleiter Rolf Hilgers ist von der Corona-bedingten Variante mit zwei Klavieren ebenfalls überzeugt: „Wir haben die Instrumente hier. Wieso sie also nicht auch nutzen?“

Alles andere als unmodern

Seit sieben Jahren nimmt Luca Klavierunterricht bei Lehrerin Sin-Ae Jeong
Foto: aureus GmbH - Julia Liekweg

Das Thema Digitalisierung hat wie in vielen Bereichen auch Einzug in den Klavierunterricht gehalten. Sin-Ae Jeong erzählt: „Aus Zufall habe ich mir im ersten Lockdown ein Tablet gekauft. Ich kann nicht jede Klavierlektüre besitzen. Mit dem Tablet kann ich die Noten jetzt fotografieren und auf den Notenständer stellen. So können wir auch mal neuere Stücke spielen.“ Luca und seine Lehrerin spielen anspruchsvolle Stücke wie den bekannten Pop-Hit Bohemian Rhapsody von Queen. „Klaviermelodien hören wir oft in Pop-Songs oder Rockballaden. Aber auch in Orchestern finden Klaviere ihren Platz“, weiß Rolf Hilgers. Ob Luca sich denn auch einmal vorstellen kann, in einem Orchester zu spielen? „Das weiß ich noch nicht“, antwortet er lachend. Ausschließen könne er es aber nicht.

Völlig in Vergessenheit geraten: Das Akkordeon

Das Klavier ist aber nicht das einzige Tasteninstrument, das an der Musikschule der Stadt Gladbeck unterrichtet wird. Silvester Pece ist Akkordeonlehrer und der zehnjährige Yannik einer seiner besten Schüler, wie der Lehrer erzählt. „Die Klänge eines Akkordeons werden häufig mit traditioneller Volksmusik in Verbindung gebracht. Dass es noch immer Akkordeon-Interessierte gibt, freut uns“, berichtet er weiter. In NRW und im Rest von Deutschland gebe es bloß wenige Hochschulen, an denen Akkordeonlehrer ausgebildet werden. „Mit Silvester Pece haben wir zum Glück einen fähigen und begeisterten Akkordeonlehrer gefunden“, lobt Rolf Hilgers. Silvester Pece ist gebürtiger Ungar und wollte nach dem Abitur an einem Musikgymnasium gerne Akkordeon studieren – das ging in seinem Heimatland aber nicht. In Deutschland schon: „Mit 19 habe ich meinen Eltern gesagt, dass ich für das Studium nach Deutschland gehe. Erst sagten sie: ‚Was machst du?‘, aber dann haben sie mich unterstützt. Ich stamme aus einer musikalischen Familie. Die Leidenschaft liegt bei uns im Blut“, erinnert sich der Lehrer lachend.

Ein Instrument für den hohen Anspruch

Seit zwei Jahren spielt Yannik Akkordeon - und ist begeistert von dem anspruchsvollen Instrument.
Foto: aureus GmbH - Julia Liekweg

Yannik spielt nun auch schon seit gut zwei Jahren das Akkordeon. „Es ist ein schwieriges Instrument, das mich fordert. Ich muss die Tasten für die Melodie auf der rechten Seite mit den Tasten für die Bässe auf der linken Seite miteinander kombinieren und über den Luftbalg in der Mitte Töne erzeugen.“ Und das klappt bislang sehr gut. Die Akkordeon-Musik liegt zwar nicht wie bei Luca in Yanniks Familie, das Instrument ist ihm aber dennoch nicht fremd. „Meine Oma hatte ein Akkordeon. Da habe ich das schon einmal gesehen“, erzählt der Schüler. Auch im Akkordeon-Unterricht kann alles ohne direkten Körperkontakt erfolgen, denn sowohl Silvester Pece als auch Yannik spielen auf einem eigenen Instrument. Weil Yannik aber kleinere Hände hat, spielt er auch auf einem kleineren Instrument als sein Lehrer. Für interessierte Kinder, die im Rahmen des JeKits-Programms Akkordeon lernen, gibt es sogar eine noch mal kleinere Version.

Musik mit und ohne Strom

„Der Vorteil bei einem Akkordeon ist, dass man es ohne Strom spielen kann. Es gibt zwar eine elektronische Variante des Instrumentes, die Elektronium heißt, aber wir unterrichten hier die akustische Variante“, sagt Silvester Pece. Obwohl das Akkordeon im Vergleich zum Klavier ein eher ungewöhnliches Instrument ist, dass Schülerinnen und Schüler lernen möchten, gibt es an der Musikschule der Stadt Gladbeck trotzdem ein Akkordeon-Ensemble. „Wir dürfen zwar momentan nicht zusammen proben, aber unser Akkordeon- Ensemble besteht aus neun Mitgliedern“, freut sich der Akkordeon-Lehrer, der das Ensemble auch leitet.

Weihnachten in der Musikschule

Die gesamte Corona-Zeit war für die Musikschule der Stadt Gladbeck ein einziges Auf und Ab. Jüngst wurde erst mit Novemberbeginn entschieden, dass Musikschulen bundesweit von den Schließungen des Lockdowns „light“ betroffen sind. Kurz darauf wurde die Entscheidung widerrufen. „Wir waren natürlich froh, dass die Musikschule wieder öffnen konnte. Jetzt hoffen wir, dass wir traditionell an Weihnachten auftreten können – wenn auch in etwas anderer Form“, sagt Musikschulleiter Rolf Hilgers. Sofern keine anderen Regelungen nach aktuellem Stand (28. November) eintreten, wird es an drei Adventssonntagen kleinere Auftritte im Rahmen der Wortgottesdienste in der Lambertikirche, Kirchplatz 6, ab 18 Uhr geben. Am 6. Dezember wird das Blechbläserensemble unter der Leitung von Rolf Hilgers für musikalische mitwirken, am 13. Dezember soll das Kammerorchester unter der Leitung des stellvertretenden Musikschulleiters Ernst Hesse auftreten. Am vierten Advent, 20. Dezember soll dann noch der Kammerchor unter der Leitung von Diana Petrova den Wortgottesdienst ergänzen. Für die Auftritte in der Lambertikirche wird es ein Corona-bedingtes Ticketsystem geben, das Interessierte unter www.gladbeck-feiert-weihnachten.de finden. Zusätzlich ist geplant, dass die Blockflötisten unter der Leitung von Birgit Engelmann am Samstag, 5. Dezember in der Kirche St. Franziskus, Schwechater Straße 44, ab 17 Uhr auftreten. Auch an den anderen Adventssamstagen wollen weitere Schüler ab 18 Uhr in St. Johannes, Bülser Straße 4, spielen. Das jährliche Turmblasen am 23. Dezember wird in diesem Jahr nicht in herkömmlicher Form stattfinden, aber auch hierfür soll ein Alternativ-Angebot auf die Beine gestellt werden. Infos hierzu werden zeitnah über die Website der Stadt Gladbeck bekanntgegeben.

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Julia Liekweg

Julia Liekweg

julia.liekweg@aureus.de

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