Gladbeck
Die Neue Galerie ist als Museum in Gladbeck hart von dem anhaltenden Corona-Lockdown getroffen.
Warten auf die Öffnung: Das Team der Neuen Galerie Gladbeck.Foto: Privat - Neue Galerie Gladbeck

Neue Galerie Gladbeck – Eine Corona-Bilanz

Das Auf und Ab der Corona-Zeit trifft auch die Gladbecker Kunst- und Kulturszene hart – Ein Ende der Schließungen ist nicht in Sicht

Gladbeck -

Gerd Weggel, Ausstellungsplaner der Neuen Galerie, erzählt uns von den vergangenen Monaten.

Seine Bilanz: „Es ist eine unendliche Geschichte. Wir wissen nicht, wann wir wieder öffnen dürfen und wenn ja, wie. Unsere Ausstellungen sind eigentlich immer zwei Jahre im Voraus geplant und die Zeitpläne sind eng.“

„Die Auflagen der Politik wurden gerade im vergangenen Jahr so schnell geändert, dass wir teilweise mit der Organisation nicht hinterherkamen. „Wir präsentieren international agierende Kunstschaffende, die entsprechend nachgefragt sind. Die Arbeiten werden weitgehend für unsere Räume und für die Ausstellungen gefertigt. Weitere Werke kommen eher selten aus den persönlichen Ateliers der Künstlerinnen und Künstler, sondern befinden sich zumeist in privaten oder auch öffentlichen Sammlungen. Es müssen also Leihverträge und Versicherungslisten erstellt werden, aber auch Zustandsprotokolle. Anzeigen werden geschaltet, Transporte koordiniert und vieles mehr braucht es für eine Ausstellung”, erklärt Gerd Weggel die umfangreiche Planung. Und die Kunstschaffenden haben natürlich ihre eigenen Zeitpläne. „Verschieben geht da nicht mal eben so.“ Seine Bilanz aus 2020 zeigt das Auf und Ab in der Neuen Galerie: Ende März vergangenen Jahres sollte Tim Eitel, einer der bekanntesten figurativen Maler Deutschland mit Wohn- und Arbeitssitz in Paris, in der Neuen Galerie seine Werke präsentieren. „Die Ausstellung konnten wir gar nicht erst eröffnen“, kommentiert Gerd Weggel. Man wollte Arbeiten ausschließlich aus diversen privaten Sammlungen. Der Transport sei deswegen umso schwieriger, da die Kunstwerke von unterschiedlichen Orten geholt werden mussten. „Teilweise konnten die Lieferungen gar nicht in Deutschland ankommen“, erinnert sich der Ausstellungsplaner. Die Neue Galerie arbeite zwar schon seit langer Zeit mit vertrauten Transportfirmen zusammen, doch auch die beste Zusammenarbeit nütze nichts, wenn die Corona-Regeln Transporte und Einreisen verbieten.

"Wir brauchen den Austausch"

Die Werke der Künstlerin Cadida Höfer über monumentale Bibliotheken in der Neuen Galerie Gladbeck.
Foto: Privat - Hanne Brandt

„Danach waren wir aber froh, dass wir zumindest die Ausstellung über monumentale Bibliotheken der Künstlerin Candida Höfer eröffnen durften. Zwar unter Auflagen, aber immerhin“, sagt er weiter. 42 Personen durften sich gleichzeitig in dem Museum aufhalten, dem großen Ausstellungsraum sei Dank. „Wir haben die Außentür im hinteren Ausstellungsraum geöffnet, sodass wir einen separaten Ein- und Ausgang hatten. Die Besucherinnen und Besucher kamen wie gewohnt durch den Haupteingang ins Museum und verließen es durch die zweite Tür.“ Eine Vernissage mit Austausch, Vorträgen und Gesprächen, wie die Neue Galerie sie üblicherweise veranstaltet, konnte aber nicht in gewohnter Form stattfinden. Gerd Weggel erzählt weiter: „Doch auch hier hatten wir Glück. Durch unseren Außenbereich konnten wir einige Besucherinnen und Besucher empfangen und die Abstände einhalten. Aber unsere Ausstellungseröffnungen und die Abschlussveranstaltungen leben von den regen Gesprächen, dem Austausch und dem Zusammensein. Dass das alles ausfallen musste, raubt dem Museumsbesuch einiges.“

Keine Besserung seit dem Jahreswechsel 2021

Die Skulpturen von Paul Schwer und die Leinwände von Johanna Flammer in der Neuen Galerie Gladbeck.
Foto: Privat - Hanne Brandt

Noch immer ist nicht klar, zu welchem Zeitpunkt und unter welchen Auflagen das Gladbecker Museum wieder öffnen darf. Gerd Weggel berichtet: „Wir sind immer auf alles vorbereitet. Die Ausstellung, die seit November 2020 nur digital zu sehen ist und bereits zweimal bis in dieses Jahr hinein verlängert wurde, sind die Skulpturen von Paul Schwer und die Leinwände von Johanna Flammer. Hier hatten wir auch unseren regionalen Bezug wiederhergestellt, denn Paul Schwer ist mit seiner Kunst in Gladbeck bekannt.“ Doch auch diese Ausstellung hat bisher noch kein Besuchergesicht gesehen. Die Installationen von Paul Schwer seien zwar im hinteren Ausstellungsraum komplett aufgebaut, die Türen bleiben aber weiterhin geschlossen.

Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen im Museum

„Wir versuchen, auch unsere Kunst und die Begegnungen der Besucher in den digitalen Raum zu transportieren. Aber gerade unsere Kunst lebt von der analogen Begegnung. Stattdessen haben wir mit einem Kamerateam 15-minütige Interviews vor den Kunstwerken aufzeichnen lassen, die wir dann online gestellt haben“, erzählt Gerd Weggel.

Der Ausstellungsplaner hofft auf eine baldige Öffnung der Kultureinrichtungen. Vielleicht Ende März, überlegt er. Sicher sei das aber nicht. „Man darf auch nicht vergessen, dass die Neue Galerie in Gladbeck besonders einen gesellschaftlichen und einen pädagogischen Zweck erfüllt. Wir nehmen keinen Eintritt, wir arbeiten mit Schulen zusammen. Wir stehen für Kunst und Kultur in Gladbeck und können diesem Zweck einfach nicht nachkommen“, sagt er weiter. Er kritisiert außerdem die Vorgehensweise der bundesweiten Schließungen: „Es wird keine Rücksicht darauf genommen, welches Konzept ein Museum verfolgt oder umsetzt. Die Einrichtungen werden einfach kategorisch geschlossen und das, obwohl wir mit einem Personen- und Hygienekonzept alle erforderlichen Maßnahmen sogar übertroffen haben.“

Lobende Worte findet Gerd Weggel allerdings für das gesamte Team der Neuen Galerie. „Wir arbeiten fast ausschließlich mit ehrenamtlich Tätigen zusammen. Die Motivation ist bislang noch so hoch und das freut mich persönlich natürlich sehr. Auch, wenn es gerade nicht leicht ist“, weiß er.

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Julia Liekweg

Julia Liekweg

julia.liekweg@aureus.de

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