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Mehr Raum fürs Rad in Kirchhellen

Die Stadt Bottrop möchte die bestehende Fahrradstraße in Kirchhellen erweitern – trotz einiger Kritikpunkte

Kirchhellen - Im Oktober 2015 kam die erste Fahrradstraße nach Kirchhellen: Im Bereich Gregorstraße/Burgstraße/Im Wiedau geben seitdem Radfahrer das Tempo vor, Kraftfahrzeuge müssen sich anpassen. Als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NRW wollte die Stadt Bottrop damit die Fahrradinfrastruktur kontinuierlich ausweiten. Eine Maßnahme, mit der das Stadtplanungsamt die Attraktivität des Radverkehrs steigern möchte, der nahe der Gregorgrundschule bekanntermaßen hoch ist. Nun soll es außerdem eine zweite Fahrradstraße für Kirchhellen geben. Die Parteien sind sich jedoch uneinig über Sinn und Zweck des Ganzen.

Verbindung von Kirchhellen und Grafenwald

Bisher sind drei Fahrradstraßen im Bottroper Stadtgebiet zu finden – zunächst gedacht als Teststrecken, um zu prüfen, wie die Bürger und vor allem Radler damit zurechtkommen. Grundüberlegung bei den ersten Planungen zu Fahrradstraßen war der Gedanke, den Radverkehr auf bereits stärker frequentierten Radverkehrsverbindungen weiter zu unterstützen. Nun soll das Konzept weiter ausgebaut werden. Im Hinblick auf den Nutzen von Fahrradstraßen beim Schließen von Netzlücken hat auch der aktuelle Verkehrsentwicklungsplan (VEP) für Bottrop, das „Klimaschutzteilkonzept Mobilität“, welches 2015 von der Politik verabschiedet wurde, die Ausweisung weiterer Fahrradstraßen empfohlen. Für Kirchhellen bedeutet das eine Fahrradstraßen-Achse zwischen Grafenwald und Kirchhellen Nord zur besseren Vernetzung der Ortsteile.

Mehr Sicherheit

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Bei diesen Bemühungen soll das Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel und als echte Alternative zum motorisierten Individualverkehr (MIV) positioniert werden. Neben zahlreichen Aktionen in der Bewusstseinsbildung und in der Öffentlichkeitsarbeit soll dies auch mittels zielgerichteter Investitionen in die Infrastruktur erreicht werden. Fahrradstraßen sollen in erster Linie für mehr Sicherheit sorgen und dazu führen, häufiger das Auto stehen zu lassen – also auch einen Beitrag zum Umweltbewusstsein leisten. Für Fahrzeuge gilt in Fahrradstraßen eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h, die, wenn notwendig, weiter verringert wird. Radfahrer sind bevorrechtigte Verkehrsteilnehmer und dürfen ausdrücklich nebeneinander fahren. Im Übrigen gelten die straßenverkehrsrechtlichen Vorschriften über die Fahrbahnbenutzung und über die Vorfahrt.

Von Schulstraße bis Heimersfeld

Das aktuelle Vorhaben zur Einführung einer weiteren Fahrradstraße sah zunächst wie folgt aus: Beginnen sollte sie im Bereich Schulstraße zwischen Pels- und Kirchstraße und weiterführen zur Burgstraße zwischen Oberhofstraße und In der Koppel. Auch eingeschlossen werden sollte die Straße Am Schleitkamp zwischen der Bottroper Straße und Heimersfeld sowie der Bereich zwischen Am Schleitkamp und Schneiderstraße. Auf diese Weise verspach sich die Stadt eine direkte und schnelle Radverkehrsverbindung zwischen Kirchhellen und Grafenwald. Zudem sollte die Fahrradstraße damit Bestandteil der geplanten Regionalen Radhauptroute Oberhausen Osterfeld, Kirchhellen und Dorsten sein. Ebenfalls als großen Vorteil sah die Stadt die direkte Anbindung an die weiterführenden Schulen in Kirchhellen und reagierte auf den Wunsch aus der Bevölkerung, die bereits existierende Fahrradstraße zu verlängern.

Verkehr muss fließen

In der Bezirksvertretung wurde das Thema heiß diskutiert und als grundsätzlich problematisch eingestuft. Generell gebe es in Kirchhellen eine Welle des Zuzuges und damit eine steigende Zahl an Personen und Fahrzeugen. Da es ohnehin viele Tempo 30-Zonen und -Straßen gebe, sei es schwierig, den Verkehr vernünftig fließen zu lassen. In Kirchhellen sei man zudem auf das Auto angewiesen, da fährt niemand mit dem Rad in eine umliegende Stadt, um einzukaufen. Die Mitglieder waren sich einig, dass das Konzept Fahrradstraße für und um das Dorf nicht funktionieren kann. Im Gegenteil, die Wegführung könnte zukünftige Projekte infrage stellen: So soll am Heimersfeld nahe der Feuerwache ein Wohngebiet entstehen, das zahlreiche Bewohner und Fahrzeuge auf einer Fläche zusammenbringt. Wenn von dort der Kfz-Verkehr täglich über eine gut genutzte Fahrradstraße abfließen müsse, gerate alles ins Stocken.

Ja zur Fahrradstraße

Auch stand die Anregung im Raum, zunächst die bestehenden Radwege im Ort zu sanieren und wieder instand zu setzen, um daraufhin zu beobachten, ob diese mehr genutzt werden. Denn oftmals behindern Unkraut und Schlaglöcher die Radfahrer, was dazu führt, dass stattdessen das Auto zum Einsatz kommt – und das wird auch künftig ein wichtiges Fortbewegungsmittel bleiben, weil zunächst in Großstädten auf das Fahrrad als Fortbewegungsmittel der Zukunft gesetzt wird, denn dort macht es Sinn. Diese Argumente führten auch dazu, dass der Vorschlag einer erweiterten Fahrradstraße in Kirchhellen abgelehnt wurde und weiter in den Bau- und Verkehrsausschuss ging. Auch in diesem Gremium starteten Diskussionen, unterschiedliche Lager bildeten sich, doch schließlich gab es ein Ergebnis: Die Schulstraße bleibt, wie sie ist, hier wird es vorerst kein Modell der Fahrradstraße geben, schon allein, weil die Freiwillige Feuerwehr hier ansässig ist und zügig zu ihren Einsätzen aufbrechen muss. Vorrangig gestellte Fahrradfahrer würden eine Behinderung darstellen. Kurz war daraufhin die Straße An St. Johannes als Alternative zur Schulstraße im Gespräch, doch schnell wieder verworfen. Schlussendlich war die Mehrheit für eine Erweiterung der bestehenden Fahrradstraße ab der Burgstraße über Wiedau und Brabecker Weg. Mittels einer Querungshilfe über die Bottroper Straße soll diese weiter bis zum Schleitkamp und der Straße Heimersfeld führen – trotz eines potenziellen Baugebietes, welches im Nachgang zu Problemen führen könnte. Wann mit dem Ausbau begonnen werden kann, hängt nun davon ab, wie schnell die bereits beantragten Fördergelder in Anspruch genommen werden können. Grundsätzlich ist ein Baubeginn noch in diesem Jahr möglich. ko

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