Kirchhellen
Als der Grafenwälder Dorfkern, wie man ihn heute kennt, noch nicht existierte, wurde im Umfeld der Kirche Getreide angebaut.Fotos: grafenwald.de

125 Jahre Kirche in Grafenwald: Die Geschichte der „Heiligen Familie“

Am 24. Oktober 1899 wurde die Kirche in Grafenwald nach einem mühsamen Weg eingeweiht - Anlässlich dieses Jubiläums gibt es einen Vortrag

Kirchhellen -

Eine Kirche planen, bauen und finanzieren war im 19. Jahrhundert eine große Herausforderung. Insbesondere dann, wenn es gerade einmal 500 Menschen sind, die in dem Ort leben, in dem eine Kirche entstehen soll. Doch die Menschen damals waren fromm, mit fest verwurzeltem Glauben und voller Ausdauer.

Zu dem Schluss kam auch die Grafenwälder Arbeitsgruppe des hiesigen Heimatvereins, die sich in gleich zwei Bänden der Schriftenreihe mit der langen Historie der Grafenwälder Kirche beschäftigte. Die Anfänge lassen sich bereits auf die frühen 1880er Jahre zurückführen. 1893 wurde die Idee, eine Kirche im südlichen Teil der Bauernschaft Holthausen zu bauen, erstmals öffentlich besprochen.

Von da an dauerte es noch fünf Jahre bis zur Grundsteinlegung. Ein Grund für die lange Verzögerung waren tatsächlich die Kirchhellener, denn die fürchteten, eine Kaplaneistelle könnte nach Grafenwald verlegt werden. „Ohne Ersatz hätte die Streichung zur Folge gehabt, dass in der Pfarrkirche die dritte Messe an Sonn- und Feiertagen ausgefallen wäre“, steht in der Schriftenreihe.

Die Gemeinde packt selbst an

Und natürlich brauchten die Menschen auch Geld, um den Bau finanzieren zu können. So gründete sich ein Kapellenbauverein, der regelmäßig Hauskollekten im damals sehr überschaubaren Grafenwald einsammelte. Auch die Kirchhellener zeigten sich großzügig. Innerhalb eines Jahres kamen rund 20.000 Mark zusammen.

Für das Auftreiben der mehr als doppelt so hohen Summe für den Kappellenbau konnten die Gemeindemitglieder auf keine Unterstützung zählen. Das Geld mussten sie selbst beschaffen. Kein Wunder also, dass sei auch selbst Hand anlegten, als der Bau im Jahr 1898 endlich begann. Rastlos steckten Bauern, Forstarbeiter, Handwerker und auch Bergarbeiter nach getaner Arbeit weitere Stunden in die Baustelle.

Anfang der 1970er Jahre wurde die neue Kirche direkt neben der alten gebaut, bevor diese dann abgerissen wurde. Foto: grafenwald.de

Am 24. Oktober 1899 wurde die Kirche durch Bischof Hermann Dingelstad eingeweiht. Was der Kirche zu dem Zeitpunkt noch an Prunk und Anmut fehlte, wurde durch die Grafenwälder wett gemacht – mit unzähligen Triumphbögen, Girlanden, Kränzen und Flaggen. Und sie stellten als erste Gemeinde in der Diözese ihr Gotteshaus unter den Schutz der Heiligen Familie: Jesus, Maria und Josef.

Abriss und Neubau

Der Zweite Weltkrieg, Bergbausenkungen, steigende Einwohnerzahlen und mehr bedingten folgende Erkenntnis: Ein Abriss und Neubau sind unvermeidbar. Nachdem die „alte Kirche“ 72 Jahre lang ein Zufluchtsort und Mittelpunkt der Gemeinde war, übernahm fortan die „neue Kirche“ diese Aufgabe.

Das Jubiläum nimmt die Grafenwälder Arbeitsgruppe zum Anlass, einen umfangreichen Vortrag zu halten. Am Donnerstag, 24. Oktober um 18 Uhr im Pfarrsaal der katholischen Kirche Heilige Familie werden die Referenten rund um Dr. Peter Scheidgen über die langjährige Geschichte und Entwicklung im Ort berichten. Der Vortrag ist für alle interessierten Bürger kostenlos.

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Valerie Misz

Valerie Misz

v.misz@aureus.de

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