Kirchhellen
Das f! Kinder- und Jugendhaus an der Kirchhellener Hackfurthstraße stellt das Freizeitangebot in den Corona-bedingten Schließungen auf ein digitales Angebot um.
Das f! wird digital - Kreativität und die Gemeinschaft bleiben erhalten.Foto: aureus GmbH - Julia Liekweg

Das Kirchhellener f! wird digi

Kreative Lösungen mussten her, als im Januar jegliche Freizeit- und Kultureinrichtungen geschlossen wurden – Und die Lösungen kamen

Kirchhellen -

Gemeinsamkeit, Gespräche, Spiele und Kreativität – dafür steht das f!. Momentan dürfen sie nicht öffnen, doch Alternativen gibt es bereits.

„Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir Mitte Februar nicht wieder öffnen dürfen. Zumindest nicht für unsere offene Tür. Da wir aber den Kontakt zu den Jugendlichen und Kindern, die uns regelmäßig im f! besuchen, nicht verlieren möchten, gibt es jetzt das f! digi“, erzählt Patrick Westermann, der Einrichtungsleiter des Kinder- und Jugendhauses an der Hackfurthstraße in Bottrop-Kirchhellen.

Unterstützung bei schulischen Aufgaben

„Die Situation des Distanzlernens in Schulen ist für viele Schüler immer noch ungewohnt. Dazu kommt, dass manche Familien vielleicht keinen Internetanschluss oder Drucker haben. Oder – wie es der Zufall so will – genau diese Dinge gerade kaputtgehen. Die Stadt Bottrop kam mit der Bitte auf uns zu, diese Unterstützung für Schüler möglich zu machen“, erzählt der Einrichtungsleiter weiter. Und diese Unterstützung ist für alle Schüler, die Hilfe im f! suchen, komplett kostenfrei. Patrick Westermann sagt außerdem: „Internet haben wir hier ja sowieso und einen Drucker und Papier auch. Die Stadt bietet bei Bedarf zwar auch finanzielle Unterstützung für die Kosten für Materialien, aber das ist momentan für uns nicht notwendig. Kosten für Material wie Blätter, aber auch Strom oder einfach die Toilettenspülung hätten wir ja auch gehabt, wenn wir geöffnet hätten.“ Er merkt aber auch eine positive Entwicklung in Sachen Umweltschutz an, denn seit dem digitalen Schulunterricht sei der insgesamte Verbrauch an ausgedruckten Arbeitsblättern zurückgegangen. „Besonders weiterführende Schulen merken jetzt, dass es auch ohne die Mengen an Papier funktionieren kann.“

Kinder und Jugendliche, die beispielsweise Schulaufgaben auf eine Online-Plattform hochladen müssen oder sich etwas für die Schule ausdrucken möchten, können sich vorab per Mail an info@dasf-re.de im Jugendhaus anmelden. Ein Mitglied des f!-Teams wird dann entweder an einem Dienstag- oder einem Donnerstagabend zwischen 17 und 18 Uhr vor Ort sein und mit Internet und Druckmaterial zur Seite stehen.

Corona-konforme Freizeitmöglichkeiten

Neben der Unterstützung bei schulischen Angelegenheiten bietet das f! aber auch ab sofort verschiedene Angebote, damit sich die Kinder und Jugendlichen untereinander sehen können. „Auch wir als Team haben einen guten Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen aufgebaut, den möchten wir nicht verlieren. Uns erreichen einige Anfragen, unter anderem von Eltern, dass die Kinder die Einrichtung vermissen“, berichtet Patrick Westermann. Kurzum haben Patrick Westermann, Anna Schmidt und Jan Laustroer sich überlegt, das f! digital zu machen. Immer mittwochs ab 16 Uhr gibt es eine Zoom-Konferenz, in der man sich zu guten Gesprächen und ein bisschen Gemeinsamkeit trifft. Auch hier bittet das Team, sich vorab per Mail an das Jugendhaus zu wenden, dann gibt es den Link zu der Zoom-Konferenz. „Wir spielen beispielsweise Spiele wie „Stadt, Land, Fluss“, das hervorragend über Zoom funktioniert“, hat der Einrichtungsleiter festgestellt. An jedem Donnerstag ab 16 Uhr wiederum trifft sich die Mädchengruppe mit Sozialarbeiterin Anna Schmidt. „Anna kam mit der Idee auf mich zu und ich fand sie sehr gut. Die Mädchengruppe ist inzwischen sehr zusammengewachsen und donnerstags können sie dann ein bisschen unter sich sein“, sagt Patrick Westermann.

Spaß erhöhen, Bildschirmzeiten verringern

Trotz der mittlerweile guten Lösung, per Zoom – oder auch ähnlicher Videokonferenz-Anbieter – immerhin ein bisschen Kontakt zu halten, ist der Sozialarbeiter im Jugendhaus aber auch der Meinung: „Wir möchten die Kinder nicht noch mehr in Videokonferenzen zwingen. Gerade an Schultagen sitzen sie ohnehin so viel vor dem Bildschirm, da wollen wir auch andere analoge Freizeitangebote stellen.“ Da die Nachfrage so hoch sei und auch das f!-Team merke, dass einigen Jugendlichen die Bewegung fehlt, seien sportliche Angebote in Planung. Konzepte für Tanzen oder andere Möglichkeiten, sich zu bewegen, sollten bald stehen.

Beliebt im f! waren auch immer die Kochangebote. Auch hier feilt das Team schon an der Umsetzung, sei es in Form von kleinen Videos oder Anleitungen für kindgerechte Rezepte, die sie dann zuhause nachkochen können. „Anna ist der kreativer Kopf im Team und hat auch im Jugendhaus immer viel mit den Kindern gestaltet. Hier werden wir schauen, dass wir kleine Care-Pakete zusammenstellen können oder Anregungen geben, damit die Kinder zuhause so kreativ werden können wie sie es bei uns waren“, verrät Patrick Westermann weiter.

Ein wichtiges Thema: Der Kinderschutzauftrag

Neben der Freizeitgestaltungen, die alle Einrichtungen für Kinder und Jugendliche bieten, haben sie natürlich auch den Auftrag, die Kinder „im Auge zu behalten“, wie der Sozialarbeiter erklärt. „Es ist nicht wegzudiskutieren, dass es Familien mit hohem Gewaltpotenzial zuhause gibt. Und Kinder aus solchen Familien haben jetzt keine Fluchtmöglichkeiten mehr, weder durch die Schule noch durch Freizeiteinrichtungen. Möglichkeiten wie Zoom-Konferenz haben wenigstens auch den Effekt, dass Sozialarbeiter in den Einrichtungen wenigstens einen kleinen Eindruck von den Kindern noch behalten können.“ Das habe man im Kirchhellener Kinder- und Jugendhaus zwar bislang so nicht erfahren, aber Patrick Westermann weiß eben auch, dass viele Einrichtungen mit solchen Problemen und familiären Hintergründen konfrontiert sind.

Kita nutzt die Jugendhausräume

Da momentan der Betrieb im Jugendhaus still liegt, nutzt eine Kita die Räumlichkeiten für ihre Notbetreuung. Der Einrichtungsleiter sagt: „Wir hatten ja ohnehin von Anfang an die Idee, dass andere Einrichtungen oder Vereine unsere Räume für Gruppentreffen oder Ähnliches nutzen dürfen. Von daher ist das ein guter Anfang. Außerdem kann die Kita so weiter ihre Notbetreuung für die Kinder sicherstellen und das ist ja auch wichtig.“

 

Schon jetzt stehen aber auch schon Pläne für kleinere Renovierungsarbeiten an. Jetzt schon? Ihr seid doch erst neu eingezogen? „Ja, ich weiß“, lacht Patrick Westermann. Aber hier und da sollen kleine Farbtupfen die Räume noch ein wenig freundlicher und einladender gestalten. Doch man habe Zeit, denn die Öffnung der Freizeiteinrichtungen sei ungewiss und erst einmal sei ja auch noch die Kita-Notbetreuung dort. „Aber bald wollen wir anfangen“, verspricht er.

Wann und wenn ja, unter welchen Auflagen, das Jugendhaus wieder öffnen darf, ist noch nicht sicher. Patrick Westermann und sein Team warten jetzt auch auf den 14. Februar 2021 und auf die Entscheidungen, die dann durch Bund und Land gefällt werden.

Zurück

Julia Liekweg

Julia Liekweg

julia.liekweg@aureus.de

Diesen Artikel teilen