Und ich liebe diese Gruppe dafür! Für jemanden, der kaum die Wohnung verlassen kann, ist es wirklich eine tolle Möglichkeit, sich dazugehörig zu fühlen. Nur leider, wie so oft bei Dingen, die ich absolut bedingungslos liebe, hat diese Gruppe ein paar wirklich kritische Red-Flags.
Spätestens bei dem allsommerlichen „Wer hat hier seinen Pferdehaufen nicht vom Gehweg geräumt“-Posting, bietet die Kommentarleiste Entertainment auf Spielfilm-Niveau. Ein schon fast traditionsreicher Gruppenanlass, der die unterschiedlichsten Kirchellener Bewohner zusammenführt, ist, über das altbeliebte Thema „Landleben und seine Vor- und Nachteile“ zu diskutieren. Hier trifft man auf die Kirchellener alte Schule, die jedes Jahr aufs Neue über den Tumult überrascht ist, denn... Guter Rosendünger ist eigentlich kein Anlass zur Beschwerde. In der gegnerischen Ecke die Kirchhellener Fraktion, die nicht verstehen kann, wie man als Tierbesitzer die Hinterlassenschaften seines Vierbeiners nicht beseitigen kann.... spätestens hier kann man dann auch schon die ersten Anwälte und treuen Gesetzeshüter antreffen, die ihr Wissen mit der Gemeinschaft teilen... Und natürlich der schon beinahe eskalierende Kommentar-Krieg über Tierfutter, der einfach nicht fehlen darf! Der übrigens nur fast eskaliert, weil einer der Kommentierenden seinen virtuellen Gegenüber nicht gesiezt hat während der Diskussion.
Ich bin immer wieder zutiefst fasziniert davon, wie vielen studierten Menschen Kirchhellen ein Zuhause bietet! Wenn man sich unter manchen Beiträgen die Kommentare durchliest, muss mindestens die Hälfte der Kirchhellener Anwälte sein und die restliche Hälfte teilt sich auf in Mediziner, Profi-Sportler und Veterinärmediziner! Da wird man als kleine Kolumnistin schon wirklich demütig!
Aber zur allgemeinen Verteidigung muss man jetzt auch mal festhalten: Bei so manch einem Post kann man auch nur die Hände über den Kopf zusammenschlagen und denken „oh Schatz... dein erster Tag im Dorf!?“Aber an dieser Stelle möchte ich mich einmal in Namen aller planlosen Kirchhellener bei dem armen Tropf bedanken, der sich jedes Jahr als Sündenbock, pünktlich am 24. Dezember opfert und fragt, wo man über die Feiertage frische Brötchen im Dorf kaufen kann. Die Kommentare unter diesem Post werden gefühlt jedes Jahr ein kleines bisschen unfreundlicher und genervter. Generell lese ich manchmal Beiträge, bei denen ich mir im ersten Moment denke: „Oh wow, gut, dass jemand fragt, würde mich auch mal interessieren.“ Nur, um mir dann die Kommentare durchzulesen und zu denken „Gott sei Dank habe ich das nicht gefragt!“ Im ersten Moment denkt man dann vielleicht noch darüber nach, den Post-Ersteller in Schutz zu nehmen! Aber dann kneift man doch, weil... wie soll ich mich kleine Kolumnistin gegen all die Anwälte überhaupt durchsetzen können!?
Es gibt eben einfach Themen, die in dieser Gruppe so triggernd sind wie die berühmte Frolic-Diskussion in Hundegruppen oder die Folgemilch Debatte in Muttergruppen. Wer in Kirchhellen einen virtuellen Bürgerkrieg losbrechen möchte, fragt einfach mal gemütlich in die Runde, wo eigentlich der Unterschied zwischen Kirchhellen und Grafenwald liegt, weil es „ja eigentlich dasselbe ist“, wer danach noch nicht seinen offiziellen „Kirchhellen-Status“ verloren hat, kann seinen Post noch ergänzen mit „Landwirte fand ich eigentlich schon immer völlig überbewertet“, spätestens dann wird irgendein Kirchhellener Einwohner einem die Arbeit einer offiziellen Abmeldung im Bürgerbüro schon abnehmen...Fortsetzung folgt...
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