Kirchhellen
In seinem Atelier „Meilensteine" arbeitet Guido Hofmann an spannenden Projekten. Hier steht er neben einigen Bahnschwellen, die für die Installation „Totems" auf der Halde Haniel restauriert werden.Fotos: aureus GmbH - Valerie Misz

Guido Hofmann möchte bis ans „Ende seiner Tage“ Kunst machen

Der Bildhauer und Materialplastiker Guido Hofmann aus Kirchhellen ist voller Ideen und Tatendrang - Auch die Corona-Pandemie kann den Künstler nicht entmutigen

Kirchhellen -

Als ausgebildeter Steinmetz und Steinbildhauer verdiente Guido Hofmann sein erstes Geld auf dem Bau und durch die Herstellung von beispielsweise Arbeitsplatten für Küchen. Seinen ersten offiziellen künstlerischen Auftrag erhielt er im Jahr 1994 doch eher unerwartet.

„Ich machte einen Entwurf für die Verarbeitung dreier riesiger Sandsteinblöcke, die in den Stadtgarten Essen integriert werden sollten. Der Architekt war so begeistert, dass er mir den Auftrag erteilte“, erinnert sich Hofmann, „Nach Fertigstellung dieser Skulpturen, die auch heute im Stadtgarten Essen stehen, kam mir zum ersten Mal der Gedanke: Ich kann das und könnte auch Kunst machen.“

Drei Jahre später wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit und widmete sein Leben fortan der Kunst. Als der gebürtige Essener und seine Frau, mit der er heute fünf Kinder großgezogen hat, nach Grafenwald gezogen sind, war sofort klar, dass Kirchhellen sie in den Bann gezogen hat: „Wir wissen die Natur sowie Ruhe hier zu schätzen und wollten nie wieder weg.“ Heute blickt er auf 25 Jahre erfolgreiche Jahre als gefragter Bildhauer und Materialplastiker zurück. Seit beinahe 15 Jahren pflegt er auch schon sein Atelier „Meilensteine“ an der Bottroper Straße 141, direkt neben dem Gartencenter Fockenberg Kirchhellen.

Kunst und Kultur im „Töfflinger Wald“

Er pflegt ein gutes Verhältnis zu vielen Kirchhellenern, wie auch Johannes Fockenberg, der das Grundstück, auf dem sich Hofmann sein Atelier aufbaute, zur Verfügung stellt. Gemeinsam haben die beiden in den vergangenen Jahren schon einige Projekte ins Leben gerufen. So auch den „Töfflinger Wald“, der sich an der gleichnamigen Straße befindet und an das Gelände des Gartencenters anschließt. Seit einigen Jahren schon ist dieser für die Öffentlichkeit zugänglich und bietet neben einer vielfältigen Pflanzenwelt auch Skulpturen, die von Hofmann und befreundeten Künstlern angefertigt und im Wald installiert worden sind.

Die Skulptur in Form einer Schleife ist aus altem Förderband von Prosper Haniel hergestellt. Der Künstler betont, dass seine Kunst zum Anfassen und Erleben da ist.

Dieser Wald mit Gehwegen, einem Teich, Sitzgelegenheiten und lehrreichen Informationen über die verschiedenen Pflanzenarten wird auch regelmäßig für Veranstaltungen genutzt. Beispielsweise haben Fockenberg und sein Nachbar Hofmann schon Ausstellungen mit Nachwuchsbildhauern organisiert. Auch für das laufende Jahr möchte der Bildhauer wieder den Zauber des Waldes während der Sommermonate nutzen, um jungen Talenten die Gelegenheit zu geben, ihre Werke auszustellen. „Vielleicht sogar in Begleitung einer Lesung und Live-Musik“, träumt Hofmann, „Inwiefern sich das alles realisieren lässt, hängt natürlich von der Entwicklung der Pandemielage ab.“

Durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie lässt sich Hofmann übrigens nicht verunsichern: „In der Selbstständigkeit bin ich Risiken gewohnt. Schon früh habe ich gelernt, dass es unverzichtbar ist, sich breit aufzustellen und hin und wieder an allen Rädern zu drehen.“ Erst vergangenen September hatte er das große Glück, eine Ausstellung zu veranstalten und mit einer großen Vernissage eröffnen zu können. „Solche Veranstaltungen bieten auch immer die Gelegenheit, Skulpturen und Kunstwerke zu verkaufen“, betont er.

Hofmann hat eine enge Verbindung zum Ruhrgebiet

In seiner Zeit als Künstler konnte er schon zahlreiche Stadt- und Landmarken in ganz Europa verwirklichen. Am liebsten arbeitet er mit Materialien aus dem Ruhrgebiet: Stein, Beton, Holz, Stahl, Bronze und auch Kunststoff. „Rückblickend waren da natürliche einige Höhepunkte dabei. Mein Traum wäre es jedoch mal eine Halde mit einer Landmarke zu bestücken“, sagt Hofmann. Und an der Verwirklichung arbeitet er auch schon seit mehreren Jahren mit seinem Projekt „Wellenbrecher“.

Hofmann arbeitet oft mit schweren, massiven Materialien. Aktuell fertigt er den Sockel für eine 3,60 Meter hohe Skulptur aus einer alten Platane an.

Ganz unbekannt sind ihm die Halden nämlich nicht. Sein Lehrmeister war und ist Augustin Ibarrola, der die Installation „Totems“ (Bahnschwellen) auf der Halde Haniel errichtet hat. Hofmann selbst ist seit mehreren Jahren vom Regionalverband Ruhr mit der Restaurierung dieser betraut. Auch seine Kinder hat er in den Prozess einbezogen, damit diese seine Arbeit im Sinne Ibarrolas fortführen könnten: „Jedes Totem hat einen eigenen Charakter. Die besonderen Eigenschaften dieser Installation zu erhalten, bedeutet mir viel. Die Totems sind nur ein Beispiel dafür, welch positiven Einfluss die Haldenkunst auf den Strukturwandel im Ruhrgebiet hat.“

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Valerie Misz

Valerie Misz

v.misz@aureus.de

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