Kirchhellen
Die 45-jährige Gelsenkirchenerin Silke Margowski lebt in Gladbeck und träumt schon lange von einer Tätigkeit im sozialen Bereich. Inzwischen konnte sie schon mit einigen Kirchhellenern ins Gespräch kommen.Fotos: aureus GmbH - Aileen Kurkowiak

Kirchhellen hat endlich eine neue Streetworkerin

Das ist sie also – Die 45-jährige Gelsenkirchenerin Silke Margowski ist Kirchhellens neue Streetworkerin und soll sich zukünftig um die Brennpunkte im Dorf kümmern

Kirchhellen -

Gemeinsam mit allen Kooperationspartnern lud die Pfarrgemeinde St. Johannes jetzt ein, um Silke Margowski vorzustellen. Beteiligt an der geschaffenen Stelle der aufsuchenden Jugendarbeit sind die Stadt Bottrop, der Verein Philipp Neri, die Stiftung Heilige Familie Grafenwald sowie St. Johannes als Träger. Zunächst befristet auf drei Jahre soll Silke Margowski für die Jugendlichen in Kirchhellen, Grafenwald und Feldhausen da sein. Nachdem sie die Stelle im Juni antrat, stellte sie jetzt ihr Konzept für die nächste Zeit vor.

Angekommen im Wunschbereich

25 Jahre war Silke Margowski im Bereich Grafikdesign tätig, bis in ihr immer stärker der Wunsch wuchs, etwas Soziales zu tun. In den vergangenen zwei Jahren war sie in der Eingliederungshilfe beschäftigt und konnte dort erste Erfahrungen im Bereich soziale Arbeit sammeln. Letztendlich führte sie ihr Weg über den Tipp eines Freundes zur ausgeschriebenen Stelle nach Kirchhellen.

„Das ist mein Wunschbereich, in den ich immer gehen wollte“, sagt sie und hat schon jetzt klare Vorstellungen und ein konkretes Konzept, wie sie die Arbeit in Kirchhellen angehen möchte. An erster Stelle stand für sie herauszufinden, mit welcher Zielgruppe sie es überhaupt genau in Kirchhellen zu tun hat. Es stellte sich heraus, dass im Fokus Jugendliche im Alter ab 14 Jahren stehen werden. Eben jene, für die das bestehende Angebot noch keine optimale Lösung bietet. Zwar gibt es vor Ort einige Angebote für Jugendliche und Kinder, doch ein Streetworker soll genau dieses Angebot noch abrunden und diejenigen erreichen, die diese Möglichkeiten sonst nicht wahrnehmen würden.

Um ihr das Dorf näherzubringen, führte sie Pastor Christoph Potowski in Kirchhellen herum, um ihr auch die Orte zu zeigen, die für sie in den kommenden drei Jahren eine wichtige Rolle spielen werden. „Hier gibt es wie überall sonst auch Orte, an denen es nicht so rund läuft“, sagt der Pastor. Gemeint ist zum Beispiel die Skateranlage, der Parkplatz an der Schulze-Delitsch-Straße, die Tiefgarage bei Rossmann, der Bereich hinter dem Brauhaus und die kleine Parkanlage am St. Antonius Hospital. „Wir forcieren ganz explizit die aufsuchende Jugendarbeit“, so Potowski.

Ihr Hauptarbeitsplatz wird draußen sein

Ziel sei nicht, Jugendliche zu vertreiben, sondern mit ihnen ins Gespräch zu kommen, Kontakt aufzubauen, sich kennenzulernen und herauszufinden, woran es den Jugendlichen fehlt – vor allem in den Wintermonaten und wenn es regnet. „Ich will sicherlich kein Sheriff im Dorf werden“, sagt Margowski. „In meinen ersten Wochen hier bin ich bereits mit einigen ins Gespräch gekommen und habe erfahren, dass es hauptsächlich an Räumen fehlt, an denen man sich auch innerhalb eines Hauses aufhalten kann. Entsprechend bieten wir jetzt als ersten Schritt einmal pro Woche jeweils einmal in Grafenwald und einmal in Kirchhellen einen offenen Treff und zusätzlich eine offene Sprechstunde an.“ Um herauszufinden, was die Jugendlichen wirklich wollen, hat die Streetworkerin einen Fragebogen und einen Flyer entwickelt.

Mit Fragebogen und Flyer möchte die neue Streetworkerin ihre Botschaft verbreiten.

Doch grundsätzlich soll sich Margowskis Arbeit dort abspielen, wo die Jugendlichen auch wirklich sind – eben an den bekannten Plätzen. Sie möchte eine Gesprächspartnerin darstellen, an die man sich jederzeit wenden kann. „Und die ersten Gespräche haben mir gezeigt, dass der Bedarf da ist“, sagt sie. Dr. Michael Schlagheck vom Verein Philipp Neri unterstützt die Jugendarbeit in Kirchhellen schon lange, blickt auf die insgesamt vier Vorgänger von Silke Margowski zurück und stellt fest: „Wir blicken auf so viele Jahre Erfahrung als gemeinsame Initiatoren von Streetworking in Kirchhellen zurück, sodass wir wissen, dass das funktioniert. Mir gefällt an Frau Margowski der Ansatz, das Rad nicht neu erfinden zu wollen, sondern einfach ins Gespräch zu kommen, ohne den Aufpasser zu spielen. An den Orten präsent zu sein, finde ich klasse und auch, dass die Kooperation gemeinsam mit Stadt und Gemeinde wieder möglich wird.“

Nächste Schritte werden frei gestaltet

Was auf die aufsuchende Arbeit folgt, kann noch frei gestaltet werden. „Natürlich gibt es auch einen zweiten und dritten Schritt – zum Beispiel Kooperationen und Aktionen mit ansässigen Institutionen sowie die Schaffung gezielter Angebote, aber das muss sich entwickeln und vor allem aus den Bedürfnissen der Jugendlichen herauswachsen“, sagt die Streetworkerin.

Für Dr. Schlagheck ist klar: „Kirchhellen ist nicht Dortmund, Kirchhellen ist aber auch nicht die heile Welt.“ Und Drogenumschlagpunkte gibt es auch in Kirchhellen, das weiß auch Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder. „Das zu verhindern ist definitiv nicht die Aufgabe eines Streetworkers, aber einen offenen Gesprächspartner zu haben oder Beratungsangebote an die Hand zu bekommen, kann ja schon ein Schritt in die richtige Richtung sein“, meint er und ergänzt: „Allemal sind wir froh endlich jemanden für den Job gefunden zu haben – Kirchhellen hat auf Sie gewartet, möchte man meinen.“

Die Botschaft aller Beteiligten lautet: „Ihr dürft draußen sein!“ Doch um ein friedliches Miteinander von Jugendlichen und Erwachsenen zu schaffen, ist ab sofort eine neue Streetworkerin unterwegs, um den Jugendlichen ein offenes Ohr zu bieten und bei Problemen zu helfen.

Der offene Treff im Pfarrheim der Gemeinde St. Johannes ist immer dienstags von 15 bis 20 Uhr und in Pfarrheim Grafenwald mittwochs von 15 bis 20 Uhr.

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Aileen Kurkowiak

Aileen Kurkowiak

aileen.kurkowiak@aureus.de

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