Kirchhellen
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Kirchhellener Pastor nimmt Stellung zur Missbrauchsstudie

Über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren legte ein Team der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster eine Studie zum Thema Missbrauch im Bistum an – ein Statement von Pastor Potowski

Kirchhellen -

Ein fünfköpfiges Team von Geschichtswissenschaftlern der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Großbölting untersuchte in einer auf zweieinhalb Jahre angelegten Studie die Fälle von sexuellem Missbrauch durch katholische Priester und andere Amtsträger im Bistum Münster. Das Projekt, das den Zeitraum von 1945 bis 2018 umfasst, begann 2019 – das Ergebnis wurde jetzt veröffentlicht.

Exemplarisch werden darin verschiedene Fälle von sexuellem Missbrauch aufgearbeitet. Die Dunkelziffer Betroffener bleibt ungewiss. Dass allerdings eine solche Studie, die durch das Bistum Münster finanziell gefördert wurde, die Thematik nicht nur näher beleuchtet, sondern eben auch längt überfällige Kritik äußert, ist für viele ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung – vor allem für direkt Betroffene.

Der aktuelle Bischof des Bistums Münster sagt nach der Veröffentlichung der Studie: „Selbstverständlich übernehme ich die Verantwortung für die Fehler, die ich im Umgang mit sexuellem Missbrauch gemacht habe. Ich war und bin Teil des Systems, das sexuellen Missbrauch möglich gemacht hat.“ Auch die örtlichen Priester haben auf die wissenschaftliche Arbeit reagiert und Statements abgegeben. Der Kirchhellener Pastor der Gemeinde St. Johannes der Täufer, Pastor Christoph Potowski, hat eine klare Meinung zu der Thematik.

„Der Fokus muss auf den Betroffenen liegen“

„In dieser Studie werden leider nur exemplarische Fälle aufbereitet. Wir wissen tatsächlich nicht, wie hoch die reale Zahl ist“, bedauert Christoph Potowski. „Diese Studie wird leider nichts wieder gut machen können. Das geht einfach nicht. Aber meine Hoffnung ist, dass es eben dazu beiträgt, dass auch in der Kirchenleitung klar wird: Ein ‚weiter so‘ kann und darf es nicht geben.“

Um den betroffenen Menschen Hilfe anzubieten, hat sich die Gemeinde etwas überlegt: „Was wir im Moment tun, ist, Menschen zu ermutigen, dass sie sich hier vor Ort bei uns melden können. Im Pfarrbüro und auf unserer Homepage bieten wir auch Informationen zu unabhängigen Stellen, wo sich Betroffene gerne melden können. Da ist die Hemmschwelle wahrscheinlich niedriger. Wir setzen uns dafür ein, dass dieses Schweigen, was die Täter ja schützt, unterbrochen wird. Es geht nicht darum, die Kirche zu schützen oder Rücksicht zu nehmen, sondern, dass der Fokus auf den Betroffenen liegt. Wir müssen die Offenheit dafür signalisieren, dass sie sich melden und darüber sprechen können.“

Kritisch sieht er, dass alle Studien der Bistümer zu unterschiedlichen Zeitpunkten veröffentlicht werden: „In den nächsten Monaten müssen Betroffene immer wieder die Zeitung aufschlagen und werden mit diesen schrecklichen Neuigkeiten konfrontiert. Ich stelle mir die Frage, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, da einen gemeinsamen Termin zu finden, aber das ist vermutlich utopisch.“

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Aileen Kurkowiak

Aileen Kurkowiak

aileen.kurkowiak@aureus.de

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