Kirchhellen
Die Regisseure Bernd und Claudia Hollender, der Vorsitzende des Heimatvereins Peter Pawliczek sowie Kurator Willi Stein freuen sich auf die Eröffnung.Fotos: aureus GmbH - Valerie Misz

Neue Ausstellung im Heimathaus: 100 Jahre Plattdeutsches Theater

Im Jahr 1923 führte die Laienspielschar der Kirchhellener Kolpingsfamilie erstmals ein Stück auf Platt auf - Die 100-jährige Tradition soll nun gewürdigt werden

Kirchhellen -

Auch wenn es in den vergangenen Jahren Pandemiebedingt ruhig wurde um das plattdeutsche Kolping-Theater, ist die langjährige Tradition nach wie vor in den Köpfen der Kirchhellener Theater-Fans präsent. Bereits ein Jahr nach Gründung der Kolpingsfamilie Ende 1900 fingen die Mitglieder des damaligen „Katholischen Gesellenvereins“ mit dem Theaterspiel an.

Die ersten Stücke wurden noch in hochdeutscher Sprache aufgeführt, bis man 1923 mit Plattdeutsch anfing, was auf großes Interesse bei den Besuchern stieß. Seit einem Jahrhundert schreibt die Laienspielschar Geschichte im Dorf. Und diese Geschichte wird jetzt vom Heimatverein und der Kolpingsfamilie gewürdigt. Eröffnet wird die Ausstellung im Heimathaus am Kulturzentrum Hof Jünger am Sonntag, 16. April um 11 Uhr. Willi Stein vom Heimatverein hat auch diese Ausstellung mit viel Liebe zum Detail erstellt. Dabei bediente er sich an der Sammlung des langjährigen Regisseurs und Theater-Mitglieds Bernd Hollender, der das Amt vor einigen Jahren an Tochter Claudia übergab. Zu sehen sind Fotos, Eintrittskarten, Plakate, Requisiten und vieles mehr aus der Zeit von 1947 bis heute.

Nazis verboten das Theaterspiel

In dem Jahrhundert musste das Theater lediglich zweimal pausieren. Zum letzten Mal vor Beginn des Zweiten Weltkriegs konnte die Kolpingsfamilie 1937 das plattdeutsche Stück „Frieda Brommelkamp“ noch aufführen. Die Stimmung litt allerdings bereits unter der Polizeiaufsicht und dem zunehmenden politischen Druck. Erst nach Kriegsende nahm die Spielschar ihre Arbeit wieder auf, kam mit einem großen Knall zurück: Knapp 3.000 Besucherinnen und Besucher erschienen zu der Comeback-Aufführung in der damaligen Gaststätte Schulte-Wieschen.

In all den Jahrzehnten konnte die Kolpingsfamilie mit den Reinerlösen der Theater-Aufführungen viel Gutes tun. Während der großen Inflation Anfang der 1920er Jahre konnten die Laienschauspieler um die 180.000 Mark einnehmen, um Notleidenden in Kirchhellen zu helfen. Einer der beiden Abende sollte auch noch lange in Erinnerung bleiben, da sie das Stück wegen belgischen Besatzungssoldaten, die die Aufführung störten, nicht zu Ende spielen konnten.

Comeback nächstes Jahr

Die zweite Pause begann auf Grund der Corona-Pandemie im Jahr 2020 und hält bis heute an. Dabei liegt das Stück mit dem Titel „Den ledigen Baugrund“ bereits seit geraumer Zeit fertig in der Schublade. „Unsere Stamm-Spieler sind uns trotz der langen Pause erhalten geblieben. Wir sind fest entschlossen, im kommenden Jahr wieder aufzutreten“, freut sich Regisseurin Claudia Hollender. „Wer Interesse hat, mitzuwirken, kann sich gerne melden.“

Bis zum 11. Juni ist die Ausstellung sonntags von 11 bis 14 Uhr geöffnet. Führungen außerhalb der Öffnungszeiten können beim Vorsitzenden des Heimatvereins Peter Pawliczek unter (02045) 2215 erfragt werden.

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Valerie Misz

Valerie Misz

v.misz@aureus.de

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