Seit dem 1. Januar gehört also die Gemeinde St. Johannes zu einem sogenannten „Raum“ mit den Dorstener Gemeinden. Eine individuelle Lösung war damals nicht möglich, da zwischen Kirchhellen und Alt-Bottrop die Grenze zwischen den Bistümern Essen und Münster verläuft. Damit scheinen sich die Akteure der Dorstener, Bottroper und Kirchhellener Kirchen bereits abgefunden zu haben. Schließlich sind sie Vorreiter in dem Entwicklungsprozess und schon seit zwei Jahren im regen Austausch.
Bewegung im Hintergrund
Nach außen hin sei seit Jahresbeginn keine Veränderung sichtbar. „Aber im Hintergrund passiert eine Menge“, betont Pastor Christoph Potowski, Pfarrer der Kirchhellener Pfarrei St. Johannes der Täufer. Die Gemeinden müssen sich darauf einstellen, dass innerhalb des Pastoralen Raumes Dorsten-Kirchhellen bis spätestens 2040 nur noch sechs Seelsorgende vor Ort sind. „Zählt man alle Pastoren, Pastoralreferenten und Diakone zusammen, kommen wir momentan auf mehr als 30 Seelsorger“, sagt der Wulfener Pfarreiratsvorsitzende Franz-Hermann Lürken, um den drastischen Unterschied zu unterstreichen.
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Trotz des Zusammenschlusses der einzelnen Gemeinden, bleibt jede Pfarrei rechtlich und finanziell eigenständig. Dennoch müssen zum Beispiel die Immobilienentwicklung und Personalfragen über den gesamten Raum betrachtet werden. Die Gemeinden sind alle sehr unterschiedlich, so auch ihre Bedürfnisse. „Überall sollen sich die Menschen vor Ort treffen können. Es soll kein Ballungsgebiet entstehen“, führt Lürken aus.
Unmut in den Gemeinden
Pastor Potowski, Lürken sowie Claudia Esser von der Dorstener Pfarrei St. Agatha sind Teil des 15-köpfigen Koordinierungsteams des Pastoralen Raumes. Die Kirche wird sich verändern müssen, um dem gesellschaftlichen Wandel standzuhalten. „Traditionen müssen gebrochen werden. Das sorgt auch für Unmut“, so Esser. Auf das Engagement der Gemeindemitglieder kann künftig nicht verzichtet werden, um die Seelsorge aufrecht zu erhalten.
Es braucht ehrenamtliche Hilfe, um beispielsweise Wortgottesdienste, Frühschichten sowie Kreuzwege abzuhalten, Alternativen zu den regulären Messen zu schaffen oder Beerdigungen zu begleiten. „Dabei stellen wir uns nicht die Frage: Darf die Person das? Sondern: Wie können wir das umsetzen und die nötigen Voraussetzungen schaffen?“, betont Pastor Potowski. Viele solcher Fragen beschäftigen die Haupt- und Ehrenamtlichen in den Kirchen.
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Den Ehrenamtlichen wird mehr Verantwortung innerhalb der Gemeinden übertragen. Um die Gemeindemitglieder dazu zu befähigen, stehen die Hauptamtlichen unterstützend zur Seite. „Das läuft an vielen Stellen bereits sehr gut. Wir legen Wert darauf, dass wir alle auf Augenhöhe zusammenarbeiten“, sagt Claudia Esser.
Erfolgreiche Zusammenarbeit
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass sich die Katholiken auf einen großen Wandel einstellen müssen. „Und dieser Wandel wird an den einzelnen Kirchtürmen anders aussehen. Es gibt keinen Masterplan“, sagt Christoph Potowski. Schrittweise finden mehrere Prozesse gleichzeitig statt. Deshalb sei die Zusammenarbeit so wichtig. Und die funktioniert im Raum Dorsten-Kirchhellen bereits sehr gut.
Schon jetzt hilft man sich über die Grenzen hinaus zum Beispiel bei Krankheitsständen aus oder plant gemeinsame Wallfahrten. „Und solange noch Menschen da sind, die sich in der Kirche engagieren wollen, wird es sie auch geben“, macht Claudia Esser Hoffnung. Sie alle sind dankbar für die Offenheit, die doch überwiegend in den Gemeinden vorherrscht.