Kirchhellen
Fotos: aureus GmbH - Valerie Misz

Schützenvogel „Heinz“ bereit für den Abschuss

Nach einem Besuch bei der Tischlerei Bellendorf wurde der Vogel abgenickt und im Anschluss traditionell in das Schaufenster des Schuhhaus Möller gebracht

Kirchhellen -

Rund um den Vogel, der auf dem Kirchhellener Schützenfest abgeschossen wird, gibt es viele schöne Traditionen. Es heißt: „Wer ihn kaputt geschossen hat, der besorgt auch einen neuen.“ So fertigt die Tischlerei Bellendorf, die Jürgen Bellendorf vor 20 Jahren von seinem Vater Hermann übernahm, bereits in vierter Generation den Vogel.

König Burkhard und Königin Sara haben den Vogel beauftragt und am Montagabend (14. August) gemeinsam mit dem geschäftsführenden Vorstand sowie Lieblichkeit und Prinzgemahl in der Schreinerei besichtigt. Einer der wichtigsten Termine für die Majestäten so kurz vor dem Fest. An diesem Abend kann man schon von „andächtigem Anstarren“ sprechen.

Die große Enthüllung

Als Jürgen Bellendorf den Vogel enthüllt, herrscht nämlich erst einmal Sprachlosigkeit. Wochenlang musste er ihn in der Werkstatt verstecken. Denn erst, wenn er fertig ist, darf er von anderen als der Familie Bellendorf, die ihn gemeinschaftlich gefertigt hat, gesehen werden. „So würde ich auch gerne angehimmelt werden“, scherzt Vorstandsmitglied Clemens Brauckmann in seiner Dankesrede.

Mit einer Spannweite von 1,25 Meter und einem Gewicht von 19 Kilogramm haben Vater Hermann sowie Sohn Jürgen und Tochter Beatrix Keizers einen besonderen Prachtvogel geschaffen. Damit die verschiedenen Insignien, Flügel und der Vogel selbst auch in der richtigen Reihenfolge fallen, gibt es nicht nur beim Schießen einiges zu beachten.

Ein Gespür für den Vogel

„Insgesamt wurde er aus vier verschiedenen Materialien angefertigt“, erklärt Jürgen Bellendorf. Ganze 70 Arbeitsstunden sind in das Projekt geflossen. Für seinen Vater ist dies bereits der 26. Schützenvogel: „Den Großteil davon habe ich für die Kirchhellener gebaut. Mit der Zeit bekommt man ein besonderes Gespür für den Vogel und wann er fallen wird.“

Am Mittwochabend wurde er zum Schuhhaus Möller gebracht, dort befindet sich sein „Nest“ für die letzten Tage bis zum Fest. Seit beinahe 80 Jahren wird er bei Familie Möller ausgestellt. „Mein Großvater wurde damals gefragt, dann wurde es zur Tradition“, sagt Susanne Breit. Als ihr Vater dann General bei den Schützen war, ist das Event gewachsen.

Der Vogel wird getauft

Neben dem Thron und dem Vorstand kamen nämlich auch die Hauptmänner der Kompanien sowie einige Schaulustige am Abend zusammen. Mit Snacks und einigen Getränken wurde der Akt feierlich begangen. Ehrfürchtiges Raunen ging durch die Runden. „So nah kommen wir dem Vogel nie wieder“, sagt ein Schütze.

Bevor der Vogel in sein Nest gesetzt wurde, hat König Burkhard ihn noch getauft, und zwar auf den Namen „Heinz“. Eigentlich schon zu schade, ihn abzuschießen, sind sich alle einig. Auch die Vogelwache war mit von der Partie. Die Herren und ihre Lieblichkeit sind aber in inoffizieller Funktion dort.

Heinz wird bewacht

„Vor 18 Jahren kam General Rudi Möller auf die Idee. Er und seine Tochter Susanne fragten sich, wieso es Wachen für das Königspaar gibt, aber nicht für den Vogel“, erzählt „Wachmann“ Markus Trockel. Kurzerhand fand sich eine Truppe, die seither den Vogel bewacht.

Natürlich stehen sie jetzt aber nicht zwei Wochen lang vor dem Schaufenster. Sie sind dabei, wenn der Vogel ausgestellt wird und stehen am Schützenfest-Montag morgens ab 6.30 Uhr stramm und halten Wache.

Fertig zum Abschuss

Am 4. September richtet die Familie Möller dann ein Frühstück aus und der Vogel wird von den Schützen um 9 Uhr abgeholt. „Die Offiziere tragen ihn zur Festwiese. Es gibt kein extra Gefährt. Da ist dann auch die Blaskapelle mit dabei“, erzählt Clemens Brauckmann.

Dann wird er aufgestellt, bevor das große Vogelschießen losgeht und Heinz der Festlichkeit zum Opfer fällt. Neben den Insignien, Flügeln und natürlich dem Stück, das der neue König mit nach Hause nimmt, bewahrt auch die Familie Bellendorf von all den Schützenvögeln der vergangenen Jahrzehnte ein Stück auf.

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Valerie Misz

Valerie Misz

v.misz@aureus.de

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