Ein Künstler, der die Erinnerungen malt

Wolfgang Helmes malt aus der Inspiration heraus und kann aus einem großen Schatz an Skizzen und Erinnerungen schöpfen

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Vor allem Landschaften malt der 78-Jährige gerne und oft.

Wenn Wolfgang Helmes den Pinsel in die Hand nimmt, vergisst er die Welt um sich herum. „Es kann schon mal sein, dass ich stundenlang male und mich gestört fühle, wenn meine Frau zum Essen ruft“, schmunzelt der 78-Jährige. Seit fast vier Jahren wohnt er gemeinsam mit seiner Frau in der Servicewohnanlage für Senioren am August-Wessendorf-Weg und seitdem hat er seine Farben, Pinsel und Leinwände wieder hervorgeholt.

Geboren wurde Wolfgang Helmes in Gelsenkirchen und verbrachte dort seine Jugend. Mit der Heirat zog es ihn nach Gladbeck, wo er zehn Jahre auf Zeche Graf Moltke als Elektriker arbeitete. „Als Willi Brandt damals vom blauen Himmel über dem Ruhrgebiet sprach, wusste ich, ich muss die Zeche verlassen.“ Nach der Schließung von Graf Moltke arbeitete er 38 Jahre lang beim RWE. „Ich bin durch die gesamte Region um Gladbeck umher gefahren und kenne mich da gut aus.“

Die Leidenschaft für das Malen jedoch begann schon in der Kindheit. Sobald ein Stück Kreide oder Kohle irgendwo herumlag, zeichnete Wolfgang Helmes damit. Doch die Eltern hatten kein Verständnis für die Kunst und gaben ihm wenig Entfaltungsmöglichkeiten für die Malerei. „Dann ließ ich es halt irgendwann sein, obwohl ich mich immer für Kunst interessiert habe.“ In den Jahren der Berufstätigkeit war oftmals keine Zeit für kreative Phasen und so beschränkte sich seine künstlerische Arbeit darauf, im Urlaub Skizzen von Landschaften, Städten und Pflanzen zu zeichnen. Heute nimmt er diese Skizzen und seine Erinnerungen als Basis für seine Bilder.
 

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Wolfgang Helmes malt jedes seiner Bilder mit viel Leidenschaft.

Unterstützt wird er dabei von der Leiterin der Wohnanlage, Cornelia Domann-Introp, die in seiner Wohnung viele Zeichnungen und Bilder aus früheren Zeiten entdeckt hat und ihn ermuntert und motiviert hat, wieder mit dem Malen zu beginnen. Seitdem ist er gerne auf dem Balkon und vertieft sich in die Landschaften und Umgebungen, die er auf zahlreichen Reisen durch Europa gesehen hat. Seit rund drei Jahren ist Wolfgang Helmes auf den Rollstuhl angewiesen und nicht mehr so mobil. Seinem Hobby geht er deshalb nur bei gutem Wetter auf dem Balkon nach. „In der Wohnung ist es zu eng und das Licht ist nicht gut fürs Malen.“ Doch nicht nur der Kunst hat er sich verschrieben.

Geografie und Geschichte sind wichtige Themen im Leben des Rentners. Mit dem Finger auf der Landkarte besucht er sämtliche Städte Europas und liest sich das dazugehörige Wissen an. „Von mir aus könnten 24 Stunden am Tag Tier- und Naturfilme oder Dokumentationen über Städte und Landstriche im Fernsehen laufen. Die Schönheiten unserer Erde können gar nicht oft genug gezeigt werden.“ Danzig ist seine Lieblingsstadt – da war er auch wirklich. Genau wie in Südtirol auf dem Ortler und anderen Dreitausendern in Österreich und Italien. „Ganz schön anstrengend der Aufstieg, aber wunderschön.“

Aber auch in Geschichte ist er top: „Was Herr Helmes alles weiß, ist wirklich unglaublich“, bestätigt Cornelia Domann-Introp das große Wissen von Wolfgang Helmes. Die Beschäftigung mit der Malerei und viel Lesen hält ihn geistig fit. „Ich bin ja nicht mobil und komme nicht mehr überall hin. Da fehlen mir dann schon auch mal Gesprächspartner. Mein guter Freund wohnt in Herten, das ist auch nicht mal so eben um die Ecke.“ Cornelia Domann-Introp war es auch, die seine Bilder im gesamten Wohngebäude der Servicewohnanlage aufgehängt hat. „Es gab sogar einmal eine kleine Vernissage, aber leider wurde nur ein Bild verkauft.“ Das ist für Wolfgang Helmes unter anderem deshalb ärgerlich, weil er neben der Zeit und der Leidenschaft auch Geld in seine Bilder investiert.

„Klar wäre es schön, wenn die Anerkennung der Kunst auch in Bares umgesetzt würde. Vor allem die Leinwände und Rahmen kosten Geld. „Vielleicht sind ja auch andere Institutionen an meinen Bildern interessiert. Ich würde wohl eins verkaufen“, sagt er und schmunzelt ein wenig. gj

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