Foto: privat

Häuser, die verschwinden

„Häuser und Schatten“ in der Neuen Galerie mit einer künstlerischen Rezeption des Gladbecker Geiseldramas

Markus Draper zeigt in der Einzelausstellung „Häuser und Schatten“ noch bis zum 15. Januar 2012 in der „Neuen Galerie Gladbeck“ eine Auswahl von Arbeiten zu Häusern, die verschwunden sind oder kurz vor dem Verschwinden stehen.

Stellvertretend für negative Vorkommnisse überhaupt thematisiert der Künstler anhand seiner Installationen Ereignisse, an die niemand erinnert werden möchte und die dennoch unwiderruflich mit ihrem Standort verknüpft sind. Teil der Ausstellung ist Markus Drapers aktuellste Arbeit „Rentfort-Nord“, die sich mit dem als Gladbecker Geiseldrama bekanntgewordenen Ereignissen von 1988 auseinandersetzt. Fünf der markantesten Stationen des Geiseldramas werden in Drapers Installation „Rentfort-Nord“ als Hintergrundfolie genutzt, um Räume der Bundesrepublik kurz vor dem Mauerfall zu beschreiben: Eine Bank. Eine Bushaltestelle. Eine Raststätte. Eine Fußgängerzone. Eine Autobahn. Für „Rentfort-Nord“ spürt Draper jene urbanen Nicht-Orte auf, die sich im Verlauf der Geiseldramas als die markan-testen Handlungsräume herausgebildet hatten.

In ihrer Profanität stehen diese dem Exzess eines gleichermaßen von Gewalt und lustvoller Neugier bestimmten Vorfalls entgegen, der vom Künstler charakteristisch für die jüngere bundesrepublikanische Geschichte gelesen wird. Markus Draper erinnert durch kulissenhafte Inszenierung, filmische Dramatisierung und Fragmente des Original-Tons auf einer abstrakten Ebene an die Dinge, die sich damals ereignet haben. Dabei ermöglicht er es dem Zuschauer, in einer abstrakten Form in das Geschehen einzutauchen, wobei das Konkrete des Tons auf die signifikante Unbeschriebenheit der Orte trifft.

Auch der zweite Teil der Ausstellung „Häuser und Schatten“ handelt vom Scheitern von Utopien. Markus Drapers „Windsor Tower“ (2007) bezieht sich auf das gleichnamige Gebäude in Madrid, der als eines der höchsten Häuser Spaniens galt und nach einen Kurzschlussbrand während der Rekonstruktionsarbeiten im Jahr 2005 teilweise in sich zusammenstürzte – während der Baukran auf der Spitze des Hochhauses stehenblieb. Die Videoinstallation „Portrait as a Building“ (2008/2009) setzt ebenso auf der Rückseite der Utopie an und filmt geradewegs in den Nebel der Erosion. Es lassen sich weder Anfang und Ende, geschweige denn Ursache oder Konsequenz der Zertörung ausmachen.

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