Foto: © Thomas Fresia / pixelio.de

Schüler inszenieren die Oper Brundibár

Karin Garlich verwirklicht dank vieler Helferinnen und Helfer ein einmaliges Opernprojekt an der Gesamtschule – Unterstützt wird sie dabei unter anderem vom Musiktheater im Revier

Schermbeck - „Wie der Zufall es will“, ein Sprichwort, das Karin Garlich wohl wörtlich nehmen muss. Denn es war eine Reihe von Zufällen, die sie zu einem einmaligen Schulprojekt veranlasste, das nun in der Gesamtschule umgesetzt wird.

 

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Der Chor probt seit diesem Halbjahr eifrig. Die Solostimmen müssen noch festgelegt werden.
Foto: Gabriele Knafla

„Alles begann mit dem Buch ‚Die Mädchen aus dem Zimmer 28‘, das mir auf einem Trödelmarkt zufällig in die Hände fiel“, sagt Karin Garlich. Dieses erzählt die wahre Geschichte einer Gruppe von Mädchen, die im Konzentrationslager Theresienstadt aufwuchs. In dem Buch wird auch über die Kinderoper Brundibár berichtet. Und hier beginnt auch die Geschichte von Zufällen. Denn Karin Garlich war berührt von dieser Geschichte und das Interesse war bei der pensionierten Deutsch und Musiklehrerin umgehend geweckt. „Ich habe sofort gedacht, schade, dass ich nicht noch an der Schule tätig bin und diese Oper mit den Schülern inszenieren kann.“

Die Kinderoper in zwei Akten von Hans Krása (Komponist) und Adolf Hoffmeister (Librettist) wurde 1941 uraufgeführt. Nach der Deportation von Hans Krása in das KZ Theresienstadt schrieb der Komponist hier die Partitur aus dem Gedächtnis nieder und studierte sie mit den deportierten Kindern ein. Die verschiedenen Rollen mussten dabei immer wieder neu besetzt werden, da viele der Darsteller in Vernichtungslager gebracht wurden. So erzählt Brundibár nicht nur eine eigene Geschichte, sondern auch die Geschichte jüdischer Kinder im KZ. „Mir war es wichtig, diese Oper umzusetzen, aber ich wusste zum damaligen Zeitpunkt nicht wie.“
 

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Das fleißige Nähteam hat bereits Maß genommen und wird nun die Kostüme für die Oper anfertigen.
Foto: Gabriele Knafla

Doch wie es der Zufall wollte, kam Karin Garlich mit ihrer Nichte Nina Dudek ins Gespräch. „Sie ist Spielleiterin in der Budapester Staatsoper. Mit ihr unterhielt ich mich über die Oper und sie war sofort begeistert und fragte, ob wir diese nicht mit Schülern aus Schermbeck umsetzen wollen.“ Gesagt, getan! Unterstützt von Peter Grotendorst und Christina Spellerberg von der Gesamtschule Schermbeck nahm das Projekt „Oper Brundibár“ Formen an. „Schnell hatten wir viele Helfer zusammen, die sich einbringen“, freut sich Karin Garlich. So übernimmt Marie- Luise Derwing-Franz auch dieses Mal wieder das Bühnen- und Kostümbild. Schon bei zahlreichen anderen Produktionen von Karin Garlich und Schülern der Gesamtschule hat die engagierte Mutter diesen Part gerne übernommen. „Sie war es auch, die den Kontakt zu Kappellmeister Bernhard Stengel vom Gelsenkirchener Musiktheater im Revier knüpfte.“ Ein weiterer Zufall in dem Projekt. „Denn vorher stand nicht fest, wer überhaupt das Orchester leiten könnte.“ Mit Bernhard Stengel war nun auch dafür die beste Lösung gefunden. Er übernimmt mit Freuden die musikalische Leitung.
 

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Mit liebevollen Details sind die Kostüme gespickt und machen die Oper damit zu einem Hingucker.
Foto: Gabriele Knafla

„Nachdem das alles gesichert war, fehlte uns nur noch das Geld“, sagt Karin Garlich. Peter Grotendorst bemühte sich intensiv um Fördermittel. Ein finanzieller Grundstock ist nun gelegt. Vor allem durch das Landesprogramm „Kultur & Schule“ sowie die Unterstützung der Volksbank Schermbeck und der Provinzial konnten im neuen Schuljahr endlich die Proben zu dem einzigartigen Opernprojekt beginnen.

Unter der Leitung von Christina Spellerberg legte der Chor seine ersten Probestunden ein. „Die Auswahl der Solisten steht noch an“, sagt Karin Garlich. Trotzdem musste bei allen Kindern und Jugendlichen schon mal Maß genommen werden. Denn auch das Kostüm-Team hat losgelegt. Mütter und Großmütter von Schülern und ehemaligen Schülern haben sich zusammengetan und werden die Kostümideen von Marie-Luise Derwing-Franz umsetzen. Für rund 40 Chorkinder, acht Solisten und fünf Tänzer müssen Kostüme genäht werden. Dazu treffen sich die fleißigen Kostümnäherinnen nun jeden Dienstag in der Gesamtschule und nähen natürlich auch zu Hause weiter.
 

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Mehr als 80 Schülerinnen und Schüler sind an dem Opernprojekt beteiligt.
Foto: © Paul-Georg Meister / pixelio.de

Geprobt wird auch schon beim Orchester. Bernhard Stengel kommt dafür gerne nach Schermbeck. Intensive Proben stehen in der ersten Herbstferienwoche und in den Osterferien an. Bis dahin proben die Kinder und Jugendlichen immer dienstags nach dem Unterricht. „Am Dienstag findet kein Nachmittagsunterricht statt, daher passt dieser Termin für alle Jahrgangsstufen." Insgesamt sind über 80 Schülerinnen und Schüler aus den unterschiedlichsten Jahrgängen an dem Opernprojekt beteiligt.

Darüber hinaus wird das Thema „Kinder im KZ“ auch durch die Schüler der Oberstufe begleitet, die eine Info-Ausstellung planen. „Wir stehen außerdem in Kontakt mit einer Schule aus Budapest, die jiddische Musik, sogenanntes Klezmer, spielen“, sagt Karin Garlich. Auch die will man für ein Konzert gewinnen. „Wir suchen noch nach Sponsoren, damit wir den Schülern die Reise finanzieren können.“

Zudem verbindet die Schermbecker Gesamtschule eine Freundschaft mit der polnischen Stadt Lublin. „Wir würden uns freuen, wenn Lubliner Schüler unser Orchester verstärken würden“, sagt Peter Grotendorst. An diesen Plänen arbeiten die Initiatoren noch. Doch soviel steht fest: Die Aufführungen von Brundibár finden am 13., 14. und 15. April 2013 in der Aula der Gesamtschule statt. GK

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