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Immer Richtung Norden

Aufgrund der guten Lage von Kirchhellen bietet sich eine Reise entlang der A 31 geradezu an – Ob Reken, Gronau oder Ostfriesland, es gibt viel zu entdecken

Ein Grund nach Kirchhellen zu ziehen ist für viele Neubürger sicherlich die schnelle Anbindung an die Autobahnen, die in die Metropolen Nordrhein- Westfalens führen. Der A 31 sei Dank, dass man flugs in den anderen Ruhrgebietsstädten oder in Düsseldorf und Köln landet. Doch lohnt auch der Weg nach Norden – und das nicht nur, um zur Nordsee zu fahren. Wer die A 31 das erste Mal in Richtung Emden befährt, empfindet die Strecke oft als monoton und glaubt, dass rechts und links der Hund begraben liegt. Weit gefehlt! Angefangen beim Tagesausflug bis zum Erholungswochenende gibt es entlang der A 31 zwischen Kirchhellen und Emden einiges zu entdecken. Unsere Fahrt beginnt an der Anschlussstelle Kirchhellen-Nord. Erster Haltepunkt ist die Abfahrt Reken. Die westmünsterländische Gemeinde hat etwa 14.500 Einwohner und bietet Gästen zahlreiche Ausflugs- und  reizeitmöglichkeiten. Vielleicht kennen Sie ja die Windmühle von Reken bereits? Das gut erhaltene Bauwerk dient seit den 1970-er Jahren als Heimatmuseum und mit dem Trauzimmer seit einiger Zeit auch als Hochzeitskulisse. Daneben finden sich weitere traditionelle Handwerksgebäude wie zum Beispiel das „Backhus“. Wer jetzt schon seine Zelte aufschlagen möchte, kann sich beispielsweise auf dem familienbetriebenen Campingplatz Brockmühle in Maria Veen niederlassen. Neben Dauergästen finden hier auch Kurzurlauber einen schönen Zeltplatz oder eine voll ausgestattete Wohnwagenparzelle. Die Inhaber des Campingplatzes bieten Ausritte und Fahrradtouren in die nahegelegenen Naturschutzparks an. Die Dülmener Wildpferde grasen beispielsweise nur ein paar Kilometer entfernt im Merfelder Bruch und auch die Vogelschutzgebiete eignen sich für eine naturkundliche Wanderung. Verbunden mit einer Runde „Geocashing“ wird die Wanderung zum Erlebnis. Die Schatzsuche via GPS weckt auch beim letzten Naturmuffel den sportlichen Ehrgeiz. Für Kinder gibt es ebenfalls genügend Angebote: beim Ponyreiten oder im Streichelzoo auf dem Campingplatz kommen sie voll auf ihre Kosten. Zudem befindet sich direkt hinter der Abfahrt Reken der Wildpark Frankenhof, der mit großer Tiervielfalt, Abenteuerspielplatz und Märchenwald Groß und Klein begeistert.
 

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Die Turmwindmühle in Groß Reken ist nicht nur Sitz des Heimatmuseums. Dort darf man sich auch das Ja-Wort geben.
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Und weiter geht die ungewöhnliche Reise entlang der Autobahn 31, wir überspringen fünf Abfahrten und verlassen die A 31 an der Ausfahrt Gronau/Ochtrup. Östlich der Strecke liegt Ochtrup, westlich Gronau. Das westfälische Städtchen Gronau ist nicht nur durch das seit 1989 jährlich stattfindende Jazzfest bekannt, sondern in seiner jüngeren Geschichte auch durch das Rock'n'Popmuseum, das 2004 eröffnet wurde. Denn kein anderer als Rocklegende Udo Lindenberg ist in Gronau geboren, der Beiname Musikstadt ist in Gronau also Programm. Speziell zum Thema Udo Lindenberg und Gronau wird regelmäßig ein „panikhistorischer Rundgang“ angeboten, der am Rock'n'Popmuseum startet. In unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof gelegen kann man den Museumsbesuch auch mit einem Spaziergang durch die Innenstadt verbinden. Hier entzückt das Rathaus im neugotischen Stil. Im schönen Rathausturm, der als einziger Gebäudeteil im Zweiten Weltkrieg verschont geblieben war, hat das Drilandmuseum zur Geschichte der Region seinen Platz gefunden. Als ehemalige Enklave von Steinfurter und Bentheimer Grafen mit niederländischem Einfluss und katholischer Prägung aus dem Münsterland erweist sich die Gronauer Geschichte als äußerst spannend und so entstand auch die vielseitige Kultur des Städtchen. Epe, seit 1975 Ortsteil von Gronau, lockt im September mit den legendären Eper Musiknächten gefolgt vom Michaelismarkt – ein Muss für alle Ortsansässigen, aber auch für viele Gäste aus dem Umland. Die Landschaft um Gronau, Epe und Ochtrup bietet sich für den Radtourismus geradezu an. Interessant ist vor allem die Dinkelstein-Route, deren Name auf den nahe gelegenen Fluss Dinkel in Verbindung mit den riesigen, den Weg säumenden Steinskulpturen zurückgeht. Die Route führt bis ins niederländische Losser. Die riesigen Steinskultpuren aus Sandstein – eben Dinkelsteine – empfangen die Radfahrer nach jedem Streckenkilometer. Wer daher länger in Gronau verweilen möchte, findet in einem der vielen Hotels und Gasthöfe oder aber in Ferienwohnungen und auf Campingplätzen eine passende Unterkunft.
 

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Unverkennbar ist das Konterfei auf gelbem Grund an der Fenstergalerie des Rock'n'Popmuseums in Gronau: Lindenberg.
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Wenn wir nun wieder aufbrechen und uns weitere Kilometer auf der A 31 bewegen, passieren wir die nordrhein- westfälisch-niedersächsische Grenze und die Ortsnamen enden vermehrt auf „en“ und „um“, denn das beschauliche Emsland erwartet uns. Emsbüren, Lingen/Ems, Meppen und Haren/Ems lassen wir genauso hinter uns wie Sustrum, Walchum und Dersum, bis wir Heede erreichen. Das Naherholungsgebiet rund um den Heeder See befindet sich direkt hinter der Ausfahrt Dörpen. Dort kann man sich beim Wasserski und Windsurfen so richtig austoben. Wer gut zu Fuß ist, probiert sich am Moorlehrpfad durch das renaturierte Heeder Moor. Im Naturschutzgebiet Achterberge kommen Angler voll auf ihre Kosten, ein Altarm der Ems beherbergt nicht nur zahlreiche heimische Fischarten, sondern prägt auch die Landschaft der Umgebung. Unterkünfte gibt es direkt am Heeder See, zum Beispiel auf dem Zeltplatz oder in Feriendörfern. Ein Ausflug ins 20 Kilometer entfernte Papenburg mitsamt Besichtigung der Meyer Werft empfiehlt sich, wenn noch Zeit ist. Vor der Kulisse der Werft findet im September das NDR 2 Papenburg Festival mit namhaften Bands wie den Scorpions, Sunrise Avenue und Reamonn statt. 2014 erwartet Papenburg mit der Landesgartenschau tausende Gäste.
 

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Die Evenburg im ostfriesischen Leer beeindruckt als architektonisches Goldstück im eugotischen Stil.
© Frank Ammermann / pixelio.de

Wir verlassen Heede und Papenburg und bewegen uns weitere 20 Kilometer nach Norden. Jetzt grüßen uns die Ostfriesen. In Leer, dem Tor Ostfrieslands, wird Halt gemacht. Hier wird „Moin Moin“ gesagt und der Tee mit Milch getrunken, aber – man höre und staune – die Ostfriesen sprechen Hochdeutsch, tragen eher selten gelbe Gummistiefel und weiß-blau gestreifte Ostfriesenhemden. „Aurich ist schaurig, aber Leer noch mehr“ – die große ostfriesische Klappe ist deutlich zu spüren. Aber das kann sich wohl nur auf die Unwissenheit der Bewohner des Städtchens Aurich zurückführen lassen. Als Bewohner der an den Flüssen Ems und Leda liegenden wichtigsten Handelsstadt in Ostfriesland können die Leeraner – oder Niederdeutsch Leerders – auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurückblicken. Hier hatten einst ostfriesische Häuptlinge das Sagen, sie etablierten den Handel und den Seehafen, verbündeten sich aber auch gerne mit Seeräubern. Im 16. Jahrhundert bemühte man sich um die Stärkung des ostfriesischen Ortes, denn nicht weit entfernt machte Groningen Leer den Ruf als Handelszentrum streitig. Heute ist Leer nicht nur der Sitz zahlreicher Reedereien, sondern auch ostfriesisches Zentrum des Einzelhandels. In der aufwendig sanierten historischen Altstadt kann man in Ruhe bummeln und einkaufen. Das Rathaus und die Waage sollten nicht ausgelassen werden. In Seitenstraßen um die Altstadt findet man fußläufig zahlreiche architektonische Goldstücke, sanierte Bürgerhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert sowie Kirchen und Burgen. Die Evenburg, ein Wasserschloss, das um 1650 erbaut und im 19. Jahrhundert im Stile der Neugotik umgebaut wurde, erreicht man ebenfalls von der Innenstadt aus. Ein Spaziergang durch den Englischen Landschaftspark, der die Burg umschließt, lohnt sich allemal.

Die A 31 macht hinter Leer noch einen Bogen und endet schließlich in Emden. Hier soll nun auch unsere kleine Autobahnreise enden, es sei denn, es soll doch die Nordsee werden. Dann heißt es weiter in Richtung Norden, bis einem der Nordseewind um die Ohren weht und die Möwen kreischen. Dann ist man meist in Norden angekommen, einer der ältesten ostfriesischen Städte mit dem Fährhafen nach Juist und Norderney. Wer auf dem Festland bleiben möchte, ist in den Nordseeheilbädern Norddeich und Westermarsch – beides Stadtteile von Norden – gut aufgehoben. Ob gut essen, im Strandkorb faulenzen, Drachen steigen lassen oder Surfen, die Nordseeküste bietet Urlaubern eine erholsame Zeit.

Für solch abwechslungsreiche Urlaubslandschaften hat der Kirchhellener den Ferienschnellweg namens A 31 direkt vor der Haustür. js

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