Foto: Jessica Hellmann

Besuch aus der Dominikanischen Republik

St. Ludgerus pflegt eine langjährige Partnerschaft zur Gemeinde Nuestra Senora de la Paz – Vier Jugendliche aus San Cristobal waren im Juli zu Gast in Schermbeck

Schermbeck - Wer den Namen San Cristóbal hört, denkt sicher zunächst einmal an traumhaft schöne Strände, kristallklares Wasser und karibisches Flair. Die Stadt in der Dominikanischen Republik ist aber ebenso geprägt von Armut und Arbeitslosigkeit. Um den Menschen dort zu helfen, pflegt die Pfarrkirche St. Ludgerus eine Partnerschaft mit der Gemeinde Nuestra Señora de la Paz in San Cristóbal. Fester Bestandteil dieser Partnerschaft ist der regelmäßige Jugendaustausch. Im Juli waren wieder vier junge Menschen aus der Dominikanischen Republik zu Gast in Deutschland.
 

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Beim Aufbau der Pfarrkirche in San Cristobal leistete die Gemeinde St. Ludgerus finanzielle Unterstützung.
Foto: privat

„Wir fühlen uns hier wie Prinzen und Prinzessinen", sagt José aus San Cristóbal und lacht dabei herzlich. Zusammen mit seinen Landsleuten Néri, Leidy und Elizabeth kam er für zwei Wochen nach Deutschland. Dabei hatten die vier die Gelegenheit, Land und Leute ganz genau kennenzulernen. Auf dem Programm standen unter anderem Ausflüge nach Münster, zum Schrein des heiligen Ludgerus in Essen oder zum Tetraeder in Bottrop. Natürlich durfte auch ein Besuch in der Skihalle nicht fehlen – in ihrer Heimat San Cristóbal haben die vier nämlich noch nie Schnee gesehen. Auf die Frage, was ihnen am besten gefallen hat, sind sich alle einig: „Der Ausflug nach Köln". Vor allem der Dom habe sie begeistert. Ohnehin seien die Kirchen hier sehr schön und in gutem Zustand. Das kennt man aus der Heimat nicht. „Überrascht hat mich, die schöne Natur hier in Schermbeck", sagt Néri. Das hat sie sich ganz anders vorgestellt. „Die Straßen sind in Deutschland viel sauberer und alles ist besser organisiert", fügt Leidy hinzu. Dass es an jeder Ecke Straßenschilder gibt, sei in San Cristóbal nicht selbstverständlich. Vor allem würden sie sich darüber freuen, dass sie so gut aufgenommen wurden und ein wahrhaft familiäres Verhältnis herrsche. „Ich war sehr erstaunt, dass die Menschen ihren Glauben hier nicht so ausleben wie es in Amerika der Fall ist", meint José.
 

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An das einfache Leben in der Dominikanischen Republik müssen sich Besucher aus Schermbeck erst gewöhnen.
Foto: privat

Auch die Gottesdienste seien ganz anders. Der Jugendaustausch ist aber nur ein Teil der Partnerschaft zwischen den beiden Gemeinden. „Anlässlich des 75-jährigen Bestehens unserer Pfarrkirche wollten wir einer Gemeinde in der Dritten Welt finanzielle Hilfe beim Bau einer Kirche geben“, erzählt Diakon Ekkehard Liesmann. Über die bischöfliche Organisation ADVENIAT kam im Jahr 1989 schließlich der Kontakt zur Nuestra Señora de la Paz zustande. Mit einem Betrag von 50.000 DM konnte damals der Bau einer neuen Kirche ermöglicht werden. „Als sie fertig war, dachten wir: Warum sollen wir eigentlich aufhören?“ So entstand eine Partnerschaft, die nun schon viele Jahre anhält. Diese besteht in erster Linie aus drei Säulen. Zum einen gibt es das Gesundheitsprojekt: Im Gebäude der Partnergemeinde wird nämlich ein Gesundheitszentrum betrieben. „Das öffentliche Gesundheitswesen ist dort sehr marode und die medizinische Versorgung katastrophal“, so Ekkehard Liesmann. „Eigentlich geht man dort nur ins Krankenhaus, um zu sterben.“ Mithilfe eines festen Spenderstammes finanzieren die Schermbecker Medikamente und medizinische Geräte für das Gebäude in der Partnergemeinde.
 

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Dank der Unterstützung vieler Schermbecker können zahlreiche Kinder in San Christobal zur Schule gehen.
Foto: privat

Die zweite Säule bildet das Thema Schule: Mehr als 30 Schermbecker haben sich seit 1992 zu monatlichen Beiträgen verpflichtet, mit deren Hilfe zurzeit etwa 45 Kindern und Jugendlichen der Besuch der kirchlichen Grund- und weiterführenden Schule „Santa Rita“ ermöglicht wird. Sie gehört zu den fünf besten Schulen des Landes.
Und dann gibt es noch den Jugendaustausch. Bereits seit 1991 finden gegenseitige Besuche von Jugendlichen statt. Junge Schermbecker fahren regelmäßig für einen vierwöchigen Arbeitseinsatz nach San Cristóbal. „Dort machen sie aber keinen Urlaub, sondern tun Gutes“, erzählt Ekkehard Liesmann. „Sie halfen beispielsweise beim Bau kleiner ländlicher Kapellen, die gleichzeitig als Schutzräume bei Wetterkatastrophen dienen oder führen kleine Reparaturen in den Schulen vor Ort durch.“ Überrascht sind die jungen Schermbecker immer wieder über die einfachen Lebensbedingungen vor Ort. „Sie sehen dort zum Teil bittere Armut und erfahren, wie es ist, wenn man einige Stunden am Tag ohne Strom auskommen muss“, sagt der Schermbecker im Gespräch mit LebensArt. „Allerdings sagen wir den Jugendlichen vor der Reise ganz genau, was sie erwartet.“ Die vier Jugendlichen aus der Partnergemeinde hatten ganz verschiedene Gründe, nach Deutschland zu kommen. „Ich wollte gerne die deutsche Kultur kennenlernen", verrät Néri. „Mir geht es darum, das geschwisterliche Verhältnis zu unserer Partnergemeinde aufrecht zu erhalten und neue Menschen zu treffen", so Leidy. Mit der Verständigung klappt es auch sehr gut. Einige Gastgeber sprechen Spanisch, andere verständigen sich mit Händen und Füßen. „Uns geht es vor allem darum, zu zeigen, dass nicht alle Deutschen fremdenfeindlich sind, wie es im Ausland oft dargestellt wird“, sagt Ekkehard Liesmann. Mit der Herzlichkeit, mit der man in San Cristóbal aufgenommen werde, wolle man auch den Besuchern begegnen. „So ist die Partnerschaft keine Einbahnstraße. Durch die Jugendlichen bekommen wir wahnsinnig viel zurück." JH

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