Schermbeck
Foto: Volksbank Schermbeck

Gute Nacht, Freunde: Abschiedsinterview mit Rainer Schwarz

… es wird Zeit für mich zu geh’n, singt Reinhard Mey in einem seiner berühmtesten Hits – Einen Abschied hat auch Rainer Schwarz hinter sich

Schermbeck -

Eine Verabschiedung in den wohlverdienten Ruhestand ist gleichzeitig ein Ende und ein Anfang. Im Fall von Bankenvorstand Rainer Schwarz das Ende einer fast 50-jährigen Karriere im Bankenwesen und ein Anfang mit mehr Zeit für die Familie und neuen Herausforderungen. Wir haben ein vorerst letztes Interview mit dem Urgestein der Volksbank Schermbeck geführt.

Rainer Schwarz hat in seinem Beruf viel erlebt: viele Meilensteine, viele Herausforderungen, viele Triumphe, aber auch schwierige Zeiten. Dabei begleitet haben ihn eine Vielzahl von Menschen. Und da Zahlen, Daten und Fakten in den vergangenen Jahrzehnten einen Großteil seines Lebens ausgemacht haben: 1976 begann er mit seiner Ausbildung zum Banker, arbeitet weitere zwei Jahre bei einer Nachbarbank, verrichtete seinen Wehrdienst und trat dann 1981 seine Stelle bei der Volksbank Schermbeck an. Bereits 1984 ernannte man ihn zum Abteilungsleiter, 1992 erwarb er seine Qualifikation zum diplomierten Bankbetriebswirt, wurde im selben Jahr Prokurist und trat schließlich 2001 in den Vorstand ein. Doch jetzt ist erst einmal Schluss mit Zahlen, Daten und Fakten, also: Was steckt eigentlich hinter der Fassade des erfolgreichen Bankenvorstandes?

Ein wenig Wehmut

Nach stolzen 22 Jahren scheidet Schwarz als Vorstand aus. In diesen Jahren hat auch er selbst zahlreiche Kollegen in den Ruhestand verabschiedet. Die Frage ist also keine unbekannte: Wie fühlt man sich? Gehen Sie klassisch mit gemischten Gefühlen, mit einem weinenden und einem lachenden Auge? „Sicherlich“, antwortet Rainer Schwarz prompt.

„Ich habe immer gerne gearbeitet und hatte ein erfülltes Berufsleben. Das kunden- und mitgliederorientierte Arbeiten hat mir immer Freude gemacht. Der Mensch stand immer im Mittelpunkt des Handels und das ist auch gut so. Ich liebe diese kleinteilige Struktur, wir sind 85 Köpfe in der Bank, man kennt jeden Mitarbeiter, jeden Auszubildenden. Dieses Miteinander ist etwas, was unsere Volksbank Schermbeck ausmacht, das werde ich auf jeden Fall vermissen. Das ist das, was uns auszeichnet und was mich immer stolz gemacht hat“, betont er und ergänzt: „Klar wird mir auch fehlen, dass das Thema Bankgeschäft als solches keine große Rolle mehr spielen wird – Aufgrund des Bankgeheimnisses bekomme ich selbstverständlich keine Informationen mehr, aber da das Thema über 48 Jahre eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt hat, muss ich jetzt lernen, ohne meine liebgewonnene tägliche Arbeit auszukommen.“

Im Kreise der Liebsten

Doch geht es um das lachende Auge, das vorfreudig in die Zukunft blickt, erklärt Schwarz einen passenden Zeitpunkt erwischt zu haben. Denn vor rund vier Monaten kam sein erstes Enkelkind Emma zur Welt und als frisch gebackener Großvater freut er sich jetzt ganz besonders, mehr Zeit für die Familie aufbringen zu können.

„Familie kam immer zu kurz“, betont er, doch sei er glücklich sagen zu können, dass es immer auch etwas anderes als Arbeit in seinem Leben gab. Das Privatleben mitsamt seinen zahlreichen Interessen verlor er nie aus dem Blick. „Ich habe immer viel gearbeitet, ganz klar, aber dadurch, dass ich auch im Ort wohne, hat man eine ganz andere Einstellung auch zur Arbeit bekommen können. Die Nähe ist schon ein Zeitgewinn im Privaten, den ich immer zu schätzen wusste“, erklärt er. „In all den Jahren habe ich viele Ehrenämter ausgeübt. Zuletzt war ich zum Beispiel fünf Jahre lang Schöffe beim Landgericht Duisburg. Auch jetzt habe ich zahlreiche Angebote bekommen. Doch ich möchte die Möglichkeiten nicht alle bereits zu Anfang angehen. Ich habe zwar kein Fenster wirklich zugeschlagen, jedoch alle erst einmal angelehnt.“

Langeweile gibt es nicht

Denn in Sachen Freizeit wird sich der scheidende Bankvorstand sicherlich zu beschäftigen wissen. Hält ihn seine Enkeltochter nicht gerade auf Trapp, hat er schon zahlreiche Ideen. „Ich habe schon immer viel Sport gemacht: Sehr lange waren Fußball und dann Tennis ein Thema, übrigens auch immer in Schermbecker Vereinen, dann Leichtathletik und nun spiele ich seit einigen Jahren gemeinsam mit meiner Frau Golf“, erklärt er. Jedoch entgegen dem Klischee ist er kein klassischer Clubgolfer, sondern genießt den Sonnenaufgang in den frühen Morgenstunden inmitten der Natur auf dem Golfplatz. Dafür nun mehr Zeit zu haben, freut ihn sehr. In den starren Strukturen des Arbeitsalltages möchte er nicht unbedingt verharren: „Ich bin auch Genussmensch und freue mich darauf, auch das ein oder andere Mal etwas länger schlafen zu können“, schwärmt Schwarz.

Nachdem sich die Reisepläne für Borneo zuletzt zerschlagen haben, möchte der abenteuerlustige Banker diesen Urlaub auf jeden Fall nachholen. Zu seinen Zielen gehörten in der Vergangenheit unter anderem der Kilimandscharo, Nepal, die Amazonasquelle und Ost-Tibet. Klassische Touristen sind er und seine Frau nicht. Den Urlaub, den er sich im Jahr nehmen konnte, verbrachte er stets in Übersee. „Dabei haben wir uns immer auf Expeditionen, Höhenwanderungen und Erkundungen begeben“, erklärt er. Nun haben beide mehr Zeit, all die sehenswerten Flecken unserer Erde zu bereisen.

Blick in die Zukunft

Bei der Nachfrage, ob seine Kollegen in der Zukunft mit einer Stippvisite zu rechnen haben, beginnt Schwarz zu lachen: „Wenn ich mit einer Sache abgeschlossen habe, dann bin ich da auch konsequent. Das war immer so in meinem Leben. Würde man mich um Rat bitten, zum Beispiel bei Fragen nach weit zurückliegenden Fällen, bin ich natürlich immer erreichbar“, verspricht er. „Dafür hat die Bank mir zu viel gegeben, doch mich in irgendwelche Themen einzumischen, liegt mir fern.“

Sein größter Wunsch für die die Zukunft der Volksbank Schermbeck ist, dass die Struktur einer Ortsbank – die letzte im Kreis Wesel – möglichst lange aufrechterhalten wird. „Wohlwissend, dass es nicht unbedingt eine einfache Aufgabe sein wird“, sagt er, doch in das Team setzt er großes Vertrauen: „Ich komme vom Mannschaftssport und war immer ein Teamplayer. Meine Einstellung ist, dass ein Team zusammenarbeitet und sich schließlich auch gemeinsam über Erfolge freuen kann. Dafür wünsche ich auch in Zukunft gutes Gelingen!“

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Aileen Kurkowiak

Aileen Kurkowiak

aileen.kurkowiak@aureus.de

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