Schermbeck
Fotos: Valerie Misz

Leuchtturmprojekt der Stiftung Lühlerheim

Ein Projekt mit Strahlkraft: Georg-Siemon-Haus und Archehof Lühlerheide wurden feierlich eröffnet

Schermbeck -

Schon seit 138 Jahren ist die Stiftung Lühlerheim ein Rückzugsort für Menschen in schwierigen Lebenslagen. Was als Arbeiterkolonie auf dem eindrucksvollen Grundstück an der Marienthaler Straße 10 in Schermbeck-Weselerwald begann, hat sich in der Vergangenheit stets weiterentwickelt. Kürzlich konnten in einem feierlichen Festakt zwei weitere Meilensteine in der Geschichte des Lühlerheims präsentiert werden.

Unter dem Leitziel „Lebens(h)ort Lühlerheim“ wurden in den vergangenen Jahren zwei Projekte vorangetrieben: Das Georg-Siemon-Haus als Wohnhaus für vormals wohnungslos gewesene Menschen sowie der Bio- und Archehof Lühlerheide. Für die Umsetzung gab es umfangreiche finanzielle Unterstützung vom Landschaftsverband Rheinland, der Bezirksregierung Düsseldorf, der Aktion Mensch sowie der Deutschen Postcode-Lotterie. Das Areal ist ein Ort der Begegnung und kommt den Menschen zugute. Es soll Notleidenden eine Perspektive für einen Neuanfang sein. „Den Menschen ohne Wohnung, die ins Lühlerheim kommen, bieten beide Projekte erweiterte Möglichkeiten für einen (Neu-)Start in ein selbstverantwortetes Leben außerhalb der Einrichtung“, erklärt Stiftungsvorstand Theo Lemken. Den Rahmen bildet das neue Wohnhaus, in dem die Aufrechterhaltung einer eigenen Wohnung neu erlernt und geübt werden kann. Vormals Wohnungslose können lernen, einkaufen zu gehen, den Haushalt zu bewältigen, zu kochen und erhalten nebenbei ein begleitetes Alltagstraining.

Für mehr Chancen

Um die Menschen nachhaltig auf ein selbstverantwortetes Leben vorzubereiten, haben sie außerdem die Möglichkeit zu arbeiten oder eine Ausbildung zu absolvieren; ob in der Küche, der Schreinerei oder Garten- und Landschaftspflege. Durch die Eröffnung des Archehofes erweitern sich die Chancen mit Praktika und Ausbildungsmöglichkeiten zum Landwirt oder landwirtschaftlichen Gehilfen. Das Konzept der „Sozialen Landwirtschaft“ ist in der Region einzigartig. „Hier wird Soziale Arbeit mit Land- und Gartenbau verbunden, als wirkungsvoller Ansatz für soziale, pädagogische und therapeutische Zielsetzungen“, führt Lemken aus. Am Lühlerheim kann sich zum Beispiel um die auf dem Hof lebenden Mutterkühe, deren Kälber, Ziegen, Esel und Hühner gekümmert werden. So sollen die Bewohner durch die Verbindung zur Natur wortwörtlich wieder „Boden unter ihren Füßen gewinnen“.

Menschen auf Augenhöhe begegnen

Bei einem Festakt am 23. Mai waren rund 100 Gäste geladen, die die Stiftung in den vergangenen Jahren auf die ein oder andere Weise bei der Projektumsetzung unterstützt oder begleitet haben. Besonders stolz sind die Verantwortlichen auf die unproblematische Umsetzung und Bauphase. „Wir haben den Zeitplan minimal überschritten und den Budget-Rahmen sogar unterschritten“, sagt der Stiftungsvorsitzende in seiner Begrüßungsrede. Und auch diese Phase war für die Bewohner vor Ort bereits ein Gewinn, schließlich haben zahlreiche Hände mitgeholfen und die Entwicklung mittendrin erlebt. Auch Düsseldorfs Regierungspräsident Thomas Schürmann fand lobende Worte: „Hier wurde etwas Besonderes geschaffen, mit großem Engagement zahlreicher Menschen.“ Schon seit zehn Jahren unterstützt die Bezirksregierung die Stiftung in Schermbeck. „Am Lühlerheim wird Heimat im besten Sinne mitgestaltet. Wir befinden uns hier an einem Ort mit historischer Bedeutung, an dem gleichzeitig die Zukunft gestaltet wird.

Das Projekt hat eine große Strahlkraft und verdient es, als Leuchtturm bezeichnet zu werden“, betont Schürmann. Andreas Zimmermann von der LVR-Wohnungslosenhilfe nutzte die Gelegenheit, am Tag des Grundgesetzes auf eben jenes aufmerksam zu machen: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Möglich sei dies dann, wenn sich die Menschen auf Augenhöhe begegnen. „Das geht nicht, wenn der andere krank oder hungrig ist, friert und keinen persönlichen Rückzugsort hat“, so Zimmermann. Eine der größten Herausforderung sei der fehlende bezahlbare Wohnraum, und zwar bundesweit. „Wir müssen anfangen, die Probleme ganzheitlich zu betrachten. Das macht es nämlich zu einem Problem unserer Gesellschaft, nicht nur der Politik“, betont er. Wohnheime wie das Georg-Siemen-Haus sind eine Möglichkeit, um Menschen vor dem elenden Leben auf der Straße zu bewahren.

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Valerie Misz

Valerie Misz

v.misz@aureus.de

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