Foto: Daniel Böhm

„Gladbeck ist sportlich“ - Akrobatik pur

Wir haben eine Gladbecker Parkour-Gruppe besucht – Die jungen Talente haben uns erzählt, was die Trendsportart so besonders macht

Der Traceur Niklas springt mit einem Speed über ein Geländer. Foto: Daniel Böhm

Gladbeck - Spätestens seit dem Daniel Craig in dem Bond-Film „Casino Royale“ leichtfüßig von einem Hochhausdach zum nächsten gesprungen ist, sich mit einem Satz über Mauern, Dächer und Treppen geschwungen und so seine Verfolger elegant hinter sich gelassen hat, ist die Trendsportart Parkour in aller Munde. Und auch in Gladbeck wird die besondere Sportart immer beliebter. Rund 40 junge Talente trainieren wöchentlich gemeinsam und gehen dabei immer wieder an ihr Limit. Für unsere Serie „Gladbeck ist sportlich“ haben wir ein Training begleitet.

Bewegung an frischer Luft mit akrobatischen Einlagen – so könnte man die Trendsportart Parkour kurz und knapp beschreiben. „Bei Parkour wird immer versucht, allen Hindernissen zum Trotz, den schnellsten und vor allem den effektivsten Weg zu finden“, erklärt Trainer Daniel Böhm. Dazu gehört eben auch über Mauern und Absperrungen zu klettern, Mülltonnen, Tische, Bänke, Papierkörbe und Blumentöpfe zu überspringen, zwischen Hochhäusern zu klettern und auf schmalen Simsen zu balancieren oder sie mit einem einzigen Sprung zu überwinden.

Die Gladbecker Parkour-Gruppe, die bereits seit 15 Jahren besteht, ist selbst oft in der Innenstadt anzutreffen. Und auch der Parkour-Park in Gladbeck, der 2010 als erster seiner Art Eröffnung feierte, wird gerne als Trainingsstätte genutzt. „Darüber hinaus unternehmen wir gemeinsam auch gerne Ausflüge in die umliegenden Städte oder fahren zu anderen Parkour-Parks“, erzählt Daniel.

Basistraining in der Halle

Doch nicht bei jedem Training geht es für die Gladbecker Traceure (so nennen sich die Parkour-Sportler) nach draußen in den Stadtdschungel. Teilweise trainieren sie auch in der Halle wichtige Grundübungen. „In der Halle haben wir Matten und viele Sportgeräte. Das ist besonders für Anfänger einfacher und auch wenn Fortgeschrittene neue Übungen ausprobieren, kann das am Anfang Sicherheit geben“, erlärt der 19-jährige Trainer Marvin. Ingsgesamt gibt es in der Parkour-Gruppe fünf Trainer, die den Sportlern wichtige Grundübungen zeigen und Hilfestellungen geben.

Denn beim Parkour spielt die Sicherheit eine wichtige Rolle, jede Bewegung und jeder Sprung müssen nachhaltig trainiert werden. Um Verletzungen zu vermeiden, sollte der Körper vor dem Training gut aufgewärmt werden. „Wir beginnen das Training meist mit einem gemeinsamen Aufwärmspiel. Danach müssen die Anfänger ihr Abrollen üben und dann geht es an die Geräte, um die Basissprünge zu perfektionieren“, erzählt Daniel. Während sich einige Parkour-Anfänger erstmals an den Grundvariationen wie Monkey, Speed und Lazy probieren, sind die Fortgeschrittenen bereits dabei mit Back- und Frontflips die Hindernisse zu überwinden. „Die meisten Traceure bei uns sind zwischen zwölf und 17 Jahren. Je nachdem wie lange sie bereits dabei sind, haben sie ein ganz unterschiedliches Level. Doch unser Training ist sehr frei gestaltet, das jeder auf seine Kosten kommt“, weiß der Parkour-Trainer.

Foto: Daniel Böhm

Ein Mädchen unter vielen Jungs

„Bis jetzt sind wir fast ausschließlich Jungs in der Gruppe. Wir würden uns freuen, wenn wir auch mehr Mädchen ansprechen könnten“, erklärt Daniel. Die Schülerin Matilda ist das einzige Mädchen in der gesamten Gruppe. Doch das macht ihr persönlich gar nichts aus. „Seit einem halben Jahr traininere ich Parkour und mir gefällt die Herausforderung sehr gut. Es kostet mich immer wieder Überwindung, aber wenn man es schafft, ist es ein tolles Gefühlt“, erzählt Matilda begeistert. Für die Schülerin ist das Beste an dem Sport die Menschen. „Es ist eine tolle Truppe, mit der ich traininere. Da macht es noch mehr Spaß“, betont Matilda.

Die ganze Stadt ein Spielplatz

Wer sich in Parkour versuchen will, der sollte über eine gewisse Körperbeherrschung und Kraft verfügen, denn bei dieser Trendsportart kommt es nicht immer nur auf Schnelligkeit an. „Durch Parkour wird der eigene Körper gefordert und traininert. Kraft, Beweglichkeit, Ausdauer, Koordination und Geschicklichkeit werden geschult“, betont Marvin, der bereits seit sechs Jahren den Sport ausübt und die Gruppe seit einem Jahr trainiert. „Man entwickelt im Laufe der Zeit eine andere Sicht auf die Stadt und alles was in ihr ist. Mauern, Geländer und Stangen wandeln sich von Alltagsgegenständen zu potenziellen Trainingsmöglichkeiten“, verrät Trainer Marvin.

Wer selbst einmal die Herausforderung „Parkour“ annehmen möchte, kann sich gerne mit der Gladbecker Gruppe in Verbindung setzen. Neue Mitglieder empfängt die Gruppe immer sehr gerne freitags um 17.30 Uhr an der Werner-von-Siemens-Realschule in Gladbeck (Kortestraße 10, 45964 Gladbeck). kb


Le Parkour

Bei Parkour handelt es sich um eine noch recht junge Sportart, bei der es darum geht, möglichst schnell von A nach B zu kommen. Anders als bei bisherigen Laufarten kommt es hier darauf an, viele Hindernisse einzubauen und kreativ zu überwinden. Die Trendsportart wurde von dem Franzosen David Belle entwickelt und hat weltweit Anhänger gefunden. Die Hindernisse sollen mit akrobatischen Einlagen überwunden werden. Ursprünglich wurde Parkour nicht in installiertem Gelände ausgeübt, sondern in den Städten. Die Definition von Parkour besagt: Eine Disziplin, die Bewegungskunst und Technik verbindet und der einige philosophische Elemente zugrunde liegen. Dabei springen die Traceure (Parkour - Läufer) zum Beispiel über Mauern, Treppen, Häuser und Hochhausschluchten per Salto, Schraube oder anderen Figuren. Das Gelände darf dabei nicht verändert werden, da die Herausforderung darin liegt, die vorhandenen Elemente zu nutzen und elegant zu meistern.

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