Foto: Julia Schmidt

Ein frischer Wind...

...weht den Kirchhellenern nun im Herbst entgegen – Eine Auffrischung bekamen aber auch die Kirchhellener Wälder zu spüren.

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Hier ist der Pilzbefall deutlich sichtbar, der Baum wird fallen, denn in ein paar Jahren wäre das Holz tot und unbrauchbar.


Die gesunden Bäume, im Fachjargon „Zukunftsbäume“ genannt, bekommen mehr Platz und werden eine breitere Krone und mehr Stammmasse entwickeln. Kräftigere, vitalere Bäume liefern ihren Beitrag zu einer gesunden Waldentwicklung. Zudem ist und bleibt Holz ein wichtiger Rohstoff. „Während zum Beispiel im Sauerland der Wald traditionell als Rohstofflieferant genutzt wird, sind die Menschen im Ballungsraum da eher skeptisch. Sie glauben, der Wald werde aus Profitgier abgeholzt“, das hört Markus Herber häufiger. Fakt ist zwar, dass auch im Ruhrgebiet das gefällte Holz verkauft wird. Aber für jeden Förster steht der Schutz des Waldes an erster Stelle. „Es wird generell nie mehr abgeholzt als nachwächst“, betont Markus Herber. Jeder Baumbestand, den er zum Fällen freigibt, geht durch eine intensive Prüfung. Denn ein Förster ist dem Natur- und Artenschutz verpflichtet. Sobald ein Baum trotz Krankheit noch eine wichtige Rolle im Ökosystem spielt, muss er stehen bleiben. „Totholzbäume mit Spechtlöchern bleiben grundsätzlich stehen. Die Löcher sind ein wichtiger Unterschlupf für zahlreiche Waldbewohner wie Fledermaus, Hohltaube oder Baummarder.“

Gerade mit Blick auf eben diese Waldbewohner ist daher eine nachhaltige und vernünftige Waldpflege sinnvoll. Es haben sich nämlich im Laufe der vergangenen Jahre wieder zahlreiche Tierarten in Kirchhellen eingefunden, die man lange vergeblich suchte. Fledermäuse fühlen sich hier ebenso wohl wie der Waldkauz und der Uhu und auch der Eisvogel wurde wieder gesichtet. „Diese Arten haben offenbar wieder die Bedingungen vorgefunden, die sie benötigen, denn die Verjüngung des Waldes hat auch das Nahrungsangebot verbessert“, erläutert Markus Herber. Verjüngung? „Wo einst kranke Bäume standen, wachsen nun kleine Eichen und Buchen heran. Denn durch die Baumfällung wurde das Baumkronendach ordentlich gelichtet und wo mehr Licht ist, kann auch endlich wieder etwas wachsen“, freut sich der Förster. Die Durchforstung der Wälder hat also dafür gesorgt, dass sich eine gesunde Mischung aus alten und neuen Bäumen entwickeln kann. Neben den Buchen, Eichen und Birken muss e i n gesunder Mischwald aber auch in den unteren Schichten Vielfalt aufweisen. Die „Stockwerke des Waldes“, das lernen bereits die ganz kleinen Kirchhellener, gehen von der Bodenschicht, über die Kraut- und Strauchschicht hoch zur Baumschicht. Doch war besagte Strauchschicht lange Zeit nur spärlich gesät, denn der Wald war schlicht zu dunkel.

Es wurde jahrelang kaum etwas in die Waldpflege investiert, man hat den Wald sich selbst überlassen, ein gesunder Mischwald war es damals jedenfalls nicht. „Seitdem aber mehr Licht auf den Boden trifft, wachsen am Wegesrand neben Gräsern und Farnen unter anderem auch Brombeer-, Himbeerund Holundersträucher, die vorher nicht genug Sonne zum Überleben vorfanden. Und auch zahlreiche Kräutersorten haben nun mehr Platz“, berichtet Markus Herber, der seitdem auch als Pflanzenkundler für die Spaziergänger fungiert. Schließlich können die meisten Waldbesucher die neuen Pflanzen gar nicht zuordnen. Sie kennen nur den dunklen Wald mit dichtem Baumbestand und müssen sich langsam daran gewöhnen, dass mit der Verjüngung des Waldes ein Prozess der Gesundung stattfindet, der Tieren, Menschen und auch dem Klima nicht schadet. Im Gegenteil: der Wald wird robuster und für kommende Generationen zukunftsfähig gemacht. So kann ein prächtig gewachsener vitaler Baum mehr Kohlendioxid aufnehmen und Sauerstoff produzieren als mehrere kranke Bäume mit ihren mickrigen Baumkronen.

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