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Mehr als Unterhaltung

Das Literaturbüro Ruhr fördert das Lesen und Schreiben im Revier – Die neue Veranstaltungsreihe „Café Schlaflos“ läuft noch bis November

Gladbeck - „Alle guten Worte dieser Welt stehen in Büchern“, besagt ein altes chinesisches Sprichwort. Wie viel Wahrheit darin steckt, stellt das Literaturbüro Ruhr immer wieder aufs Neue unter Beweis: Mit dem Ziel das Lesen und Schreiben zu fördern lädt der gemeinnützige Verein mit Sitz in Gladbeck regelmäßig zu Projektreihen oder Einzelveranstaltungen ein. Die zahlreichen Projekte und Angebote des Vereins richten sich dabei sowohl an Autoren als auch an Leseratten und alle, die es werden wollen. Zurzeit begeistert die Reihe „Café Schlaflos“ das Publikum.
 

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Praktikantin Tanja Utikal, Leiter Gerd Herholz und die wissenschaftliche Mitarbeiterin Verena Geiger fördern Literatur.
Foto: Jessica Hellmann

„Literatur soll nicht nur unterhalten, sondern im besten Fall auch berühren“, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Verena Geiger. „Mit unseren Veranstaltungen möchten wir beides erreichen.“ Bereits seit dem Gründungsjahr 1986 setzt sich das Literaturbüro Ruhr für die Förderung des geschriebenen Wortes ein. Beheimatet ist der Verein unter der Leitung von Gerd Herholz – wie sollte es auch anders sein – in der Stadtbibliothek an der Friedrich-Ebert-Straße. Die zahlreichen Veranstaltungen, die vom Literaturbüro inszeniert werden, finden aber im ganzen Ruhrgebiet statt.

Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Veranstaltungsreihen und Einzelveranstaltungen. Derzeit sorgt das „Café Schlaflos“ für positive Resonanz. An verschiedenen Orten im Ruhrgebiet finden noch bis Ende November Lesungen, Gespräche und Performances statt, die Themen in den Mittelpunkt stellen, die vor allem junge Leser beschäftigen. Mit von der Partie sind dabei sowohl bekannte TV-Gesichter wie Dietmar Bär und Bastian Pastewka als Rezitatoren, mehrfach ausgezeichnete Autoren wie zum Beispiel Christoph Ransmayr und David Wagner sowie vielversprechende junge Stimmen wie Katinka Buddenkotte und Meredith Haaf. Der Journalist Peter Henning wird am 14. November 2013 in der Stadtbücherei aus seinem Roman „Ein deutscher Sommer“ lesen, in dem er das Gladbecker Geiseldrama von 1988 in den Fokus stellt. Moderiert wird der Abend von Maria Lüning-Hyenrath, Leiterin der WAZ-Lokalredaktion Gladbeck, und Gerd Herholz.

An gleicher Stelle wird im Rahmen der Reihe die WDR-Moderatorin Asli Sevindim lesen und über ihre Kindheit in Duisburg-Marxloh, ihre Arbeit als Journalistin und Autorin sowie über ihr Engagement für Integration und interkulturelle Arbeit erzählen. „Wir möchten mit der Reihe ganz gezielt die junge Generation ansprechen. Deshalb haben wir Themen zusammengestellt, die sehr ak-tuell sind“, erzählt Verena Geiger. Grundsätzlich sind die Veranstaltungen des Literaturbüros aber für alle Generationen gleichermaßen interessant.

Gerne erinnert man sich im Ruhrgebiet noch an das Projekt „Mehr Licht! – Die europäische Aufklärung weiter gedacht“ anlässlich des Kulturhauptstadtjahres 2010 oder an den „PoesiePalast Ruhr“ im Jahr 2011, bei dem das Thema „Dichter und Rausch“ im Vordergrund stand. Im vergangenen Jahr hinterließ die Reihe „Kriegsbefangen – Literatur und die Gegenwart des Krieges“ einen bleibenden Eindruck. Bei den zahlreichen Veranstaltungen fällt es schwer, einen Höhepunkt auszuwählen. „Es gab so viele tolle Begegnungen in den vergangenen Jahren“, verrät Verena Geiger. „Zu den Highlights, an die ich persönlich spontan denken muss, gehört beispielsweise die Begegnung mit Literaturnobelpreisträger Günter Grass, der 2010 im Rahmen der Veranstaltung „Mehr Licht“ gelesen hat. Aber auch kleinere Lesungen wie die der Belgierin Miriam van Hee, die mit ihrer ausdrucksstarken Stimme wunderschöne Gedichte vorgetragen hat, haben mich sehr berührt.“

Das Literaturbüro unterhält aber nicht nur Leser und Zuhörer, sondern fördert auch Autoren und interessierte Laien. So werden für (angehende) Schriftsteller auch Weiterbildungsseminare angeboten, bei denen sie ihr persönliches Berufswissen erweitern können. Zu den Referenten zählen hier erfahrene Autoren, Wissenschaftler, Medien-Experten oder Verlagsprofis. Im Auftrag des Regionalverbandes Ruhr vergibt das Literaturbüro übrigens auch den renommierten Literaturpreis Ruhr. Dabei werden zwei Förderpreise, die jeweils mit 2.555 Euro dotiert sind, und ein Hauptpreis, der mit 10.000 Euro dotiert ist, vergeben. Zu den Aufgaben des Vereins zählt es aber nicht, Manuskripte zu vervielfältigen – das Literaturbüro Ruhr ist schließlich kein Verlag. „Es ist ein sehr spannender und abwechslungsreicher Job“, sagt Praktikantin Tanja Utikal, die das Zwei-Personen-Team zurzeit tatkräftig unterstützt.

Auch Verena Geiger wird es nicht langweilig. „Man entdeckt immer wieder etwas Neues beim Lesen und wird auf neue Autoren aufmerksam.“ Der Verein möchte aber in erster Linie einen Fokus auf gesellschaftlich wichtige Themen legen. „Deshalb suchen wir immer wieder nach Themen, die den Bürgern unter den Nägeln brennen“, so Geiger weiter. „Schließlich geht es auch darum, durch Literatur den Geist zu öffnen.“ jh

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