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Harte Einschnitte für Kirchhellen

Ende des Jahres greift das Haushaltssanierungskonzept auch in Kirchhellen, denn dann sollen das Standesamt und auch die Rentenberatung nach Bottrop ziehen

Kirchhellen - Die Folgen des Haus­halts­sanierungskonzeptes werden wohl alle Bottroper Bürger zu spüren bekommen, auch die Kirchhellener. Denn das Jahr nähert sich seinem Ende und zum 31.12.2014 sollen die Sparmaßnahmen greifen.
 

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Ludger Schnieder setzt sich für den Erhalt des Standesamtes und der Rentenberatung in Kirchhellen ein.
Foto: Gabriele Schulte-Kemper

LebensArt berichtete bereits im vergangenen Jahr über die anstehenden Sparmaßnahmen der Stadt und ihre Auswirkungen auf den Bezirk Kirchhellen. So soll zum Ende des Jahres die Rentenstelle in Kirchhellen aufgelöst werden. Sie ist dann lediglich in Bottrop zu erreichen, ebenso wie das Kirchhellener Standesamt. Was damals noch in weiter Ferne lag, das rückt nun unaufhaltsam näher. Der entrüstete Aufschrei blieb damals aus, nun aber geht die Bezirksvertretung gegen die Sparmaßnahmen an. In einem offenen Brief an Oberbürgermeister Bernd Tischler stellte Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder seinen Unmut dar. „Die Bezirksvertretung sieht in diesem Vorgehen eine „Taktik der kleinen Schritte“ und befürchtet, dass mit der Verringerung der Dienstleistungen und Reduzierung des Personals eine Schließung der Bezirksverwaltungsstelle angestrebt wird“, heißt es in diesem offenen Brief. Und weiter: „Ein derartiges Vorgehen wird auf den politischen Widerstand der Bezirksvertretung Kirchhellen stoßen.“

Mit diesem offenen Brief wurde die Diskussion um das Haushaltssanierungskonzept neu angeregt. Oberbürgermeister Bernd Tischler wird das Thema erneut dem Rat zur Diskussion stellen. Denn hier muss laut Pressestelle der Stadt Stellung bezogen werden. „Aber auch der Rat kann nicht ohne Weiteres eine Entscheidung treffen, er muss diese vor der Bezirksregierung begründen“, sagt Pressesprecher Andreas Pläsken. Heißt also, selbst wenn der Rat dem Ansinnen der Bezirksvertretung nachkommt,  muss er seine Begründung der Bezirksregierung vorlegen. „Es gab schon Fälle, bei denen die Bezirksregierung die gewünschten Anträge nicht akzeptiert hat“, sagt Andreas Pläsken. Und nicht nur das, wenn man durch die genannten Forderungen vom Haushaltssanierungskonzept abweichen würde, müssten neue Wege der Einsparung gefunden werden. Denn fest steht, das Geld fehlt in der Kasse und das klaffende Loch muss gestopft werden, wenn nicht durch Einsparungen in Kirchhellen, dann durch andere Mittel und Wege. Dessen ist sich auch die Bezirksvertretung bewusst.

„Uns geht es nicht darum, Einsparungen zu kritisieren. Dass diese gemacht werden müssen, ist richtig. Uns geht es aber um die Umsetzung“, sagt der Kirchhellener Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder. Dass es aus Kirchhellen bisher keinerlei Regung gab, findet er traurig. Nichtsdestotrotz sieht er es als seinen Auftrag, zu retten, was zu retten ist. „Ich möchte es für die Bürger zumindest versuchen“, sagt er im Gespräch mit LebensArt. Und dabei hat er ganz konkrete Vorstellungen. „Ich richte mich mit dem offenen Brief klar an die Verwaltung und nicht an den Rat. Denn wie die Stellen innerhalb des Standesamtes verteilt werden, dass kann man doch flexibel lösen. So kann eine Lösung sein, das Standesamt in Kirchhellen an zwei Tagen zu besetzen.“ Gleiches stellt sich Ludger Schnieder für die Rentenberatung vor. Ähnlich wie die Bauberatung könnte diese einmal in der Woche vor Ort stattfinden. „In einer vernetzten Gesellschaft ist das doch alles möglich“, sagt Ludger Schnieder. Hier ist die Verwaltung gefragt, eine akzeptable Lösung für alle Seiten zu finden.

Noch gibt es in Bottrop und Kirchhellen zwei vollkommen eigenständige Standesämter, jedes für sich führt ein eigenes Register und ist für den eigenen Bezirk zuständig. Doch wenn die Sparpläne greifen, dann müssen die Kirchhellener um Aufgebote zu stellen oder Sterbefälle zu melden schon  nach Bottrop fahren. Gleiches gilt für diejenigen, die die Rentenstelle aufsuchen möchten. „Wir geben diese Aufgabe nicht auf, sondern zentralisieren sie in Bottrop“, sagt Magnus Thesing. Das heißt aber gleichzeitig weitere Wege für die Mitarbeiter und auch für die Kirchhellener Bürger.

Betonen möchte der Leiter der Bezirks­verwaltungsstelle außerdem, dass die Um­strukturierungen keine Kündigungen nach sich ziehen. Das Personal wird mit dem Amt nach Bottrop umziehen. Marita Hackfurth wird als Versicherungsälteste weiterhin Ansprechpartnerin sein. „Allerdings hat auch sie mehr Fahrzeit, Zeit, die an anderer Stelle einfach fehlt“, sagt Ludger Schnieder, „und wenn Sie sich mal die Zahlen ansehen, dann erkennt man, dass von 100 Rentenberatungen 40 in Kirchhellen stattfinden.“ Ein Grund mehr für den Standort Kirchhellen.

Die Angst vieler Kirchhellener, die Bezirks­verwaltungsstelle könne irgendwann ganz schließen, kann der Leiter der Bezirksverwaltung den Bürgern nehmen. „Laut Gemeindeverordnung muss eine Bezirksverwaltung in jedem eigenen Stadtbezirk vorhanden sein. Da Kirchhellen eben ein eigenständiger Stadtbezirk Bottrops ist, muss es auch hier eine Bezirksverwaltungsstelle geben.“ Dennoch – einen faden Beigeschmack hat das Ganze. gsk

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