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Es sollte ein Stadtfest für die ganze Familie werden, doch was sich am Rande von Gladbeck Total ereignete, wirft einen großen Schatten über die Stadt. „Unsere Stadt, Kevins Familie, ein ganzer Sportverein, wir alle sind von dem brutalen Überfall traumatisiert und ich empfinde auch ganz persönlich eine große Betroffenheit“, sagt Bürgermeister Ulrich Roland. Auch Tage nach dem brutalen Überfall auf einen 21-jährigen Fußballspieler des BV Rentfort sind viele Gladbecker fassungslos. Vermutlich befand sich der Gladbecker auf dem Weg nach Hause, als er von einer Gruppe Jugendlicher hinter dem Rathaus in Höhe der Stadthalle überfallen und brutal zusammengeschlagen wurde und mit schweren Kopfverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Noch immer schwebt er in Lebensgefahr.*
Und er ist nicht das einzige Opfer roher Gewalt. Ein weiterer Überfall ereignete sich ebenfalls am Rande des Stadtfestes. Szenen, die an den ebenso brutalen Überfall in einem Berliner U-Bahnhof erinnern. Wie kann es zu einer solchen Gewalt kommen? Und wie kann man sie vermeiden? Fragen, die sich nicht nur die Stadtspitze derzeit stellt. Bereits am Montag nach dem Stadtfest hatte Bürgermeister Ulrich Roland alle beteiligten Ämter und Verantwortlichen an einen runden Tisch geladen. Konsequenzen sollen folgen, schon im Hinblick auf das kommende Appeltatenfest. „Wir werden dazu intensive Gespräche und Diskussionen führen“, kündigt Ulrich Roland an.
Für Veranstalter, Polizei und Stadt war das Fest Gladbeck Total bis auf die beiden Überfälle ein normales Stadtfest, ohne besondere Vorkommnisse. Dass sich der Platz hinter dem Rathaus seit Jahren an den Festtagen zu einem Treffpunkt für Jugendliche etabliert, ist allen Verantwortlichen bekannt. Und dieses ist auch durchaus erwünscht. „Denn hier haben wir noch Kontrolle über die Jugendlichen“, sagt Stadtpressesprecher Peter Breßer-Barnebeck. Eingesetzte Jugendschutzstreifen sollen Ansprechpartner sein, gehen aber auch direkt auf die Jugendlichen zu und reden mit ihnen über Alkohol und Gewalt“, sagt Rainer Weichelt, Leiter des Sozialdezernats, „wenn unsere Mitarbeiter dabei Minderjährige erwischen, die Alkohol trinken, wird dieser konfisziert. Bei über 18-Jährigen können wir aber nichts machen.“

Und auch rohe Gewalt könne man nicht kontrollieren und damit auch nicht verhindern. Eine Absperrung des Bereiches hinter dem Rathaus habe man intensiv diskutiert. „Das hätte aber den Effekt, dass wir die Jugendlichen von hier verdrängen. Ähnliche Erfahrungen haben wir Jahre zuvor im Bereich des Marktplatzes gemacht. Wir wollen aber genau das nicht, die Jugendliche sollen nicht an einen Ort verdrängt werden, der dann möglicherweise noch weniger kontrollierbar wäre“, sagt Peter Breßer-Barnebeck.
Das gesamtgesellschaftliche Problem des Alkoholmissbrauchs könne man nicht lösen. Nicht mit Zäunen, nicht mit Kontrollen und auch nicht damit, dass man gar kein Stadtfest mehr feiern würde. „Die Verantwortung für ein friedvolles Fest tragen alle Beteiligten. Jeder Bürger, jedes Elternhaus, jede Schule, jede Kaufmannschaft, eben jeder, der bei einem solchen Fest mitfeiert“, sagt Bürgermeister Ulrich Roland. Momentan ermittelt die Staatsanwaltschaft über den genauen Tathergang zum Fall Kevin. Ein Verdächtiger hatte sich bereits bei der Polizei gemeldet und auch der mutmaßliche Täter konnte von der Polizei gefasst werden. Die Ermittlungen dauern zur Zeit an. Fest steht aber schon jetzt: Anlass mag das Stadtfest gewesen sein, aber nicht die Ursache. Wie man in Zukunft jedoch an die Ursachen anknüpfen und eine solche Eskalation von Gewalt verhindern kann, darüber wird es im Rathaus in den kommenden Wochen viele Gespräche geben.
„Wir werden mit einem anderen Bewusstsein in das Appeltatenfest gehen, aber wir werden eine 100-prozentige Sicherheit nicht organisieren können“, sagt Bürgermeister Ulrich Roland.
gk
*Stand bei Redaktionsschluss am Dienstag, 17. Mai 2011.