Foto: Egon Maier

Gladbecks neue Appeltatenmajestät

Heike Maurer setzte sich bei der Apfelolympiade gegen ihre Mitstreiterinnen durch – Auch ihre Mutter Marietta Scheurer war schon Appeltatenmajestät

Gladbeck - Dass Mutter und Tochter zu Gladbecks Appeltaten­majestäten zählen ist neu. Bei Gladbecks aktueller Appeltatenmajestät Heike Maurer ist das der Fall, denn ihre Mutter Marietta Scheurer bestieg bereits im Jahr 2004 den Appeltatenthron. In diesem Jahr folgte Heike Maurer ihrem Beispiel. Ihr Talent zum Äpfel schälen kommt natürlich nicht von ungefähr.

Bei Heike Maurer und Marietta Scheurer stapeln sich draußen auf der Terrasse die Äpfel. Serviert wird hier frisch gebackener Apfelkuchen, wie es sich für die amtierende und eine ehemalige Appeltatenmajestät gehört. Schon vor dem Appeltatenfest wurden Äpfel hier in Hülle und Fülle verwertet, denn Heike Maurer übte fleißig das perfekte Schälen. Jetzt, wo sie es tatsächlich geschafft hat und Appeltatenmajestät geworden ist, bringen Nachbarn und Freunde die Äpfel ihrer Apfelbäume vorbei und auch im Garten der beiden Majestäten steht natürlich ein eigener Apfelbaum. Dass Heike Maurer heute Appeltatenmajestät 2015 ist, liegt vor allem an einer Person – an Ulrike Rodewald, der „Mutter aller Appeltatenmajestäten“, wie sie gerne bezeichnet wird. „Frau Rodewald war die treibende Kraft, dass ich überhaupt bei der Apfelolympiade mitgemacht habe“, erzählt Heike Mauer. Als ehemalige Appeltatenmajestät pflegt Marietta Scheurer eine freundschaftliche Beziehung zu Ulrike Rodewald und da Mutter und Tochter im gleichen Haus wohnen, kam von Ulrike Rodewald immer wieder die Frage: „Ist die Heike da?“ Über Jahre versuchte Ulrike Rodewald immer wieder Heike Maurer davon zu überzeugen, an der Apfelolympiade teilzunehmen, „Aber ich war durch berufliche Weiterbildungen zu sehr eingespannt“, erzählt die Lehrerin an einer Förderschule. „Als Ulrike Rodewald mitbekam, dass ich fertig bin, hat sie sich wieder gemeldet und da habe ich dann schließlich ja gesagt. Ich schäle“, erzählt die amtierende Appeltatenmajestät. Mit der Zusage kam dann aber auch das Herzklopfen.
 

9da07b12c633e67cbae2d0eb4962e409.png
Die Appeltatenmajestät 2014, Andrea Sommerfeld, verabschiedete sich, um Platz zu machen für die neue Majestät.
Foto: Egon Maier

Übung im Apfelspiralen schälen hatte Heike Maurer bereits. Denn seit ihre Mutter Appeltatenmajestät war, veranstalteten die Frauen immer wieder familiäre Wettbewerbe, bei denen Heike Maurers Sohn und Tochter mit ihnen um die Wette schälten. Außerdem ist es auch nicht Heike Maurers erster Königstitel. Im Urlaub auf Fehmarn wurde sie schon einmal Kartoffelkönigin. Als sie dann die Zusage zur Teilnahme an der Apfelolympiade gegeben hatte, ging es los mit dem Üben. „Es war nicht wenig Schale, aber auch noch nicht olympiareif“, erzählt Heike Maurer. Deshalb musste sie im Vorfeld fleißig weiter üben bis alles klebte und das ganze Haus in den Duft von Apfelkuchen gehüllt war.

So gut vorbereitet ging es für Heike Maurer dann zur Apfelolympiade. „Mein Ziel war es nicht zu gewinnen, sondern mich an das Versprechen zu halten, das ich Frau Rodewald gegeben hatte“, sagt Heike Maurer. Und dann verlief die Apfelolympiade plötzlich unerwartet gut für die Gladbeckerin. „Ich wurde Tagessiegerin und damit hatte ich quasi Apfelsaft geleckt und mein Ehrgeiz, es unter die ersten Drei zu schaffen, war geweckt“, erklärt die 50-Jährige.
 

48f5977bdded88780c897539d7337a80.png
Die neue Appeltatenmajaestät Heike Maurer wird von Bürgermeister Ulrich Roland begleitet.
Foto: Egon Maier

Am Finaltag der Apfelolympiade startete sie zunächst mit einem guten Gefühl. „Aber das hielt nicht lange an, denn beim Schälen merkte ich, dass der Apfel, den ich mir ausgesucht hatte, Druckstellen hatte, die ich übersehen hatte“, erzählt Heike Maurer. Ihre Mutter zitterte im Publikum. „Ich sagte mir nur immer wieder auf, du musst weiter schälen, du musst weiter schälen. Ich habe kein Publikum mehr gesehen, keine Mitstreiterinnen, nur noch meinen Apfel und seine Macken. Ich war so konzentriert und die Zeit rannte mir davon.“ Mit dem Schälen wurde Heike Maurer nicht ganz fertig, aber die Apfelspirale konnte sich sehen lassen und nach einigem Bangen war klar, mit 3,98 Metern lag sie vorne. Die Freude darüber war erst einmal groß, aber die Ernüchterung kam prompt beim Minigolf. Denn dabei lief für Heike Maurer alles schief. „Ich brauchte vier Schläge, um den Ball ins Loch zu spielen und war damit die Schlechteste beim Minigolf“, erzählt die Lehrerin. „Dann kam der Druck. Den ersten Platz hatte ich sowieso schon abgeschrieben, aber ich wollte zumindest unter die ersten Drei kommen.“ Beim Armbrustschießen gab sie noch einmal alles und zielte immer auf die Nase. „Das hat geholfen, denn ich habe drei Mal den Kopf getroffen“, freut sich Heike Maurer. Bei der Verkündung des Ergebnisses wurde es spannend, denn längst hatte sie den Überblick verloren. Aber als dann Platz drei und Platz zwei bekannt gegeben wurden und ihr Name nicht fiel, wurde es ihr langsam klar: Sie hatte gewonnen! Das Ergebnis war klar, aber knapp, denn mit nur einem Punkt Vorsprung sicherte sie sich den ersten Platz. Ulrike Rodewald konnte an diesem Tag leider nicht dabei sein, da sie zuvor einen Unfall hatte und im Krankenhaus war. „Wir haben sie wirklich sehr vermisst“, betont Marietta Scheurer. Denn es fehlte niemand geringeres als die Mutter aller Appeltatenmajestäten und das auch am Tag der Krönung. Dieser Tag war für Heike Maurer ein ganz besonderer Tag. Das Haus wurde geschmückt und Freunde und Nachbarn trafen ein, um mit ihr zu feiern. „Als meine Mutter mir das Ornat umgehängt hat, war das fast wie ein Hochzeitskleid und ich war so gerührt, dass Tränen flossen.“ Ihre Mutter begleitete sie auch in der Kutsche. Dieses Erlebnis ist wohl für jede Appeltatenmajestät unvergesslich. „Kinder liefen neben der Kutsche und viele Menschen haben mir zugewunken.“ In Empfang genommen wurde sie von Bürgermeister Ulrich Roland, der ihr mit seiner beruhigenden Austrahlung viel von ihrer Nervosität nahm. Viel ist in den vergangenen Wochen passiert in Heike Maurers Leben, aber im kommenden Jahr werden dazu noch unzählige Ereignisse hinzu kommen, denn als Appeltatnemajestät nimmt man an den Stadtfesten teil und engagiert sich für soziale Zwecke. Aber, was auf sie zukommt, weiß Heike Maurer bereits von ihrer Mutter. go

Zurück