Foto: Katharina Boll

Neue Wohnräume für Flüchtlinge

In Kirchhellen sollen bald acht Holzhäuser das neue Zuhause für etwa 30 Flüchtlinge werden – Für den Bau der Unterkünfte sind freiwillige Helfer sehr willkommen

Kirchhellen - Hinter der Tagesklinik in Kirchhellen, auf dem Gelände der katholischen Kirchengemeinde, sollen sie entstehen: die Blockhäuser, in denen aus ihrer Heimat geflohene Familien Schutz vor Krieg und Zerstörung finden. Die Vorarbeiten starten noch in diesem Jahr, Anfang des Jahres 2016 soll der Aufbau beginnen. Ein Zeitplan, der die Mithilfe der Kirchhellener Bürger auf den Plan ruft.
 

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Kirchhellen packt an und beschließt neue Wohnräume für Flüchtlinge zu erbauen.
Foto: © Tim Reckmann / pixelio.de

In Bottrop sind in den vergangenen Monaten bereits 1.200 Flüchtlinge untergebracht worden, nun steht auch Kirchhellen in der Verantwortung und muss Raum für Flüchtlinge bereitstellen. Zu diesem Thema luden am 20. Oktober Bezirksbürgermeister Ludger Schnieder sowie Sozialamtsleiter Peter Sommer zu einer Informationsveranstaltung ins Pfarrheim St. Johannes ein. Unter dem Motto „Flüchtlingshilfe Kirchhellen“ war die Idee zur Raumbeschaffung schnell erklärt: „Es ist nicht tolerierbar, Turnhallen zu schließen und umzufunktionieren, auch Zeltstädte möchten wir möglichst nicht errichten“, erläuterte Schnieder. Da Mietförderungen ebenfalls keine Lösung darstellen, weil sie für Kirchhellener Mietpreisverhältnisse zu gering sind, sollen Holzhäuser her.
Platz dafür stellt die katholische Kirchengemeinde St. Johannes zur Verfügung: Hinter der Tagesklinik steht ein etwa 650 Quadratmeter großes Grundstück bereit, auf das die Häuser in Reihe platziert werden können. Diese bieten dann jeweils 36 Quadratmeter, auf denen sich zwei Schlafzimmer, ein Aufenthaltsraum sowie eine Toilette verteilen. Zudem sollen separate Sanitäranlagen entstehen, die alle Bewohner nutzen können. Bis zu 35 Menschen, kleine Familien mit Kindern, haben damit die Möglichkeit, in Deutschland ein Stück Lebensqualität zurück zu gewinnen. Zudem bietet die Unterkunft den Grundstein für eine gelungene Integration.
Ludger Schnieder geht davon aus, dass in dieser Unterkunft Menschen einziehen, die bereits die Genehmigung für einen dauerhaften Aufenthalt in Deutschland haben, betont jedoch, dass es sich dennoch um eine Notunterkunft handele: „Das heißt, dass die Personen, die hier einziehen, wahrscheinlich nicht dort wohnen bleiben. Sobald für sie eine Wohnung gefunden ist, werden andere Menschen der Unterkunft zugewiesen.“
Die Stadt Bottrop hat bereits die Baugenehmigung erteilt. Für den Bau wurde die Zimmerei Grewer ins Boot geholt. Zimmermeister Reinhold Grewer hat bereits sehr gute Erfahrungen mit den Holzkonstruktionen gemacht, die für Saisonarbeiter auf dem Hof Schmücker  ebenfalls als Wohnraum zur Verfügung stehen. In der Zimmerei an der Raiffeisenstraße sollen die Häuser vorgefertigt und anschließend mit der Hilfe Freiwilliger an der Bredde aufgebaut werden. Schon jetzt haben einige Helfer ihre Zusage dafür gegeben: Das DRK, die Freiwillige Feuerwehr, die Kolpingsfamilie sowie weitere Kirchhellener Vereine und Institutionen werden gemeinsam ihr handwerkliches Geschick unter Beweis stellen.
Der Bezirksbürgermeister hofft natürlich auf noch mehr Muskelkraft, freut sich aber schon jetzt über das hohe soziale Engagement und die positive Aufnahme der Pläne. „Die Kirchhellener packen eben einfach mit an. Das ist vorbildlich und sicher nicht überall in dieser Form denkbar“, so Schnieder.
Der Zeitplan sieht folgendermaßen aus: Die Stadt benötigt zunächst ein weiteres, vergleichbares Angebot für den Bau der Holzhäuser, bevor der Zuschlag erteilt werden kann. Aufgrund der hohen Eigenleistung ist jedoch davon auszugehen, dass das Kirchhellener Unternehmen diesen auch tatsächlich bekommt. Dann gilt es, das Material zu beschaffen, was etwa drei Wochen dauern kann. Nochmal drei Wochen plant Grewer für die Vorfertigung. Auch der Boden des Geländes muss entsprechend angepasst werden, sprich Schotter und Gehplatten müssen her. Ab der zweiten Januarwoche kann – Stand heute – mit den Aufbauarbeiten begonnen werden.
Jeder, der sich berufen fühlt, mit anzupacken, ist herzlich willkommen, dies zu tun. Um die vielen helfenden Hände zu organisieren und die Manpower effektiv zu nutzen, hat Magnus Thesing, Leiter der Bezirksverwaltungsstelle Kirchhellen, die Projekt-Koordination übernommen und erklärt: „Es geht im ersten Schritt natürlich um den Aufbau der Häuser, es müssen im Anschluss daran aber auch weitere Angebote bereitgestellt werden, um die Integration der Familien voranzutreiben.“ Gemeint sind Betreuungsangebote für die Kinder, zudem müssen Sprachkurse oder Hilfe bei Behördengängen organisiert werden. Der VfB Kirchhellen lädt beispielsweise die Kinder der Flüchtlingsfamilien dazu ein, bei sich mit zu trainieren. Auch die Nähe zur Pfarrei stellt Möglichkeiten zur Zusammenarbeit und für Freizeitangebote dar. Schnieder: „Es ist noch viel zu tun. Und ich finde es toll, dass trotz gewisser Ängste, die aufgrund der Flüchtlingsthematik aufkommen und für mich auch nachvollziehbar sind, die Hilfsbereitschaft überwiegt.“
Eine Koordinierungsgruppe für mögliche Hilfsangebote befindet sich derzeit im Aufbau, bis dahin ist Magnus Thesing zentraler Ansprechpartner für jeden freiwilligen Helfer und zu erreichen unter magnus.thesing@bottrop.de oder (02045) 962926. ko

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