Gladbeck - „Unser Wunschergebnis wurde zwar nicht erreicht, aber Bund und Land bieten der Stadt Gladbeck gegenüber dem im Ratsbürgerentscheid abgelehnten Vorschlag spürbare Verbesserungen an.“ Das ist das Ergebnis der Gespräche vom 3. November zwischen Stadt, Land und Bund im Berliner Bundesverkehrsministerium.
Zwei Jahre nach dem Ratsbürgerentscheid hatten Bund und Land im Jahr 2014 erklärt, dass sie die B224 zwischen Bottrop und der A2 auf jeden Fall zur A 52 ausbauen wollen. Daraufhin hat es am 6. März 2015 ein erstes Gespräch zwischen Bund, Land und Stadt gegeben, dessen Grundlage der Bau eines 1,5 Kilometer langen Tunnels zwischen A2 und Graben-/Landstraße war. „Das neue Angebot von Bund und Land ist zweifellos eine Verbesserung gegenüber dem ursprünglichen Angebot, das im Ratsbürgerentscheid abgelehnt wurde“, so Bürgermeister Ulrich Roland. „Unserem Wunschergebnis, ein zwei Kilometer Tunnel oder ein Unter- statt Überflieger, entspricht es aber nicht. Von Bund und Land wurde allerdings sehr deutlich gemacht, dass weitere Verbesserungen nicht möglich seien.“ Der A-52-Tunnel auf Gladbecker Stadtgebiet wird also nicht länger. Diese Kröte muss Gladbeck nun schlucken. Dafür erhalten die Anwohner in Gladbeck-Ost und Butendorf einen deutlich verbesserten Lärmschutz, der weit über die Stadtgrenze mit Gelsenkirchen hinaus verlängert wird.
Auf Unverständnis stößt das Ergebnis beim Bürgerforum, deren Mitglieder weiterhin gegen den Ausbau sind und in ihrem „Plädoyer für eine bessere Mobilität“ alternative Ideen und Möglichkeiten aufgezeigt hatten. Die Initiative weist darin auf ein Bündel von Möglichkeiten zur Verkehrslenkung und begleitenden multimodalen Maßnahmen unter Einbeziehung von Bus, Bahn und (Elektro-) Fahrrad die Probleme auf der Nord-Süd-Achse durch die Region kurzfristig zu lösen sind. So könnten nicht nur Steuermittel in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro für wichtigere und baureife Verkehrsprojekte verwendet werden. Bedeutsamer sei, dass die Lebensqualität und Mobilität der Anwohner und die Interessen der heimischen Wirtschaft ohne Beeinträchtigungen des Fernverkehrs und unter Verbesserung der Situation von Gesundheit und Umwelt verbessert werden könnten. Doch für das Forum sieht es zurzeit schlecht aus. Der Abschnitt zwischen Bottrop und der A2 werde bei vorliegendem Planungsrecht definitiv gebaut, heißt es bei der Stadt. Wenn Gladbeck den Weiterbau bis zur Stadtgrenze ablehne, werde lediglich bis zum Autobahnkreuz gebaut. Wenn Gladbeck sich aber für einen Ausbau entscheide, sollen beide Bauabschnitte in einem Zug realisiert werden. Begonnen werde mit dem Bau erst, wenn die Finanzierung für beide Bauabschnitte durch den Bund gesichert ist. Gladbeck steht nun vor der schwierigen Situation, entweder den Komplettausbau zu akzeptieren oder den Teilausbau zwischen A2 und Stadtgrenze Gelsenkirchen abzulehnen und damit das große Risiko einzugehen, dass durch den Ausbau bis zur A2 künftig erheblich mehr Verkehr ins Gladbecker Stadtgebiet fließen wird. Bürgermeister Ulrich Roland: „Dies ist das bestmögliche Ergebnis, das wir erreichen konnten. Es ist ein spürbarer Fortschritt gegenüber der Lösung, die im Ratsbürgerentscheid 2012 zur Diskussion stand.“ SPD-Landtagsabgeordneter Michael Hübner und CDU-Fraktionsforsitzender Peter Rademacher schließen sich dieser Einschätzung ausdrücklich an.
Der Stadtplanungs- und Bauausschuss und dann der Rat werden sich in ihren nächsten Sitzungen mit dem neuen Angebot beschäftigen. Vertreter des Bundes- und Landesverkehrsministeriums werden das Angebot des Bundes in der Ratssitzung am 26. November vorstellen. Wenn der Rat einen entsprechenden Beschluss fasst, soll auf der Grundlage des jetzt vorliegenden Angebotes eine Vereinbarung zwischen Bund, Land und Stadt entwickelt werden, über die der Rat dann endgültig entscheiden wird. gj
