Foto: Katharina Boll

Deutschkurse für Flüchtlinge

Seit Mai 2015 bietet die Volkshochschule Gladbeck Deutschkurse für Flüchtlinge an – Das Projekt kann nur realisiert werden durch Spendengelder

Gladbeck - Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Ohne eine Sprache zu beherrschen, könnten wir die alltäglichsten Situationen nicht meistern. Doch viele Flüchtlinge bekommen nicht die Chance, unsere Sprache direkt zu erlernen. Oftmals fehlt das nötige Geld. Doch wie können sich die Menschen integrieren, wenn sie keine Möglichkeit haben, das Grundlegenste zu lernen? Diese Problematik ist sich auch die Volkshochschule Gladbeck bewusst und hat das Problem nun angepackt. Mit Hilfe der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde und dem Rotary Club Gladbeck-Kirchhellen können sie Deutschkurse für Flüchtlinge anbieten.

„Im Mai konnten wir nun unseren ersten Deutschkurs speziell für Flüchtlinge anbieten.  Bis zu diesem Frühjahr gab es keine öffentlichen Gelder für Sprachkurse für Asylbewerber“, erklärt Karin Hornig-Bilo, Fachbereichsleiterin an der VHS Gladbeck. Durch Landesmittel konnte in diesem Jahr ein Sprachkurs finanziert werden. Doch der VHS war bewusst, dass es mehr Bedarf an Deutschkursen gibt. Und so kam es zu einer Kooperation zwischen der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde und der VHS Gladbeck.
„Für die evangelische Kirchengemeinde und insbesonder Pfarrerin Reile Hildbrandt-Junge-Wentrup ist das Thema Flüchtlinge schon seit Jahren präsent. Doch nun ist es durch die vielen Bilder, die uns ereilen, ein öffentliches Thema geworden“, sagt VHS-Leiter Dietrich Pollmann. Pfarrerin Reile Hildbrandt-Junge-Wentrup kennt viele Asylbewerber durch ihre Integrationsarbeit persönlich. Sie weiß, dass die Männer und Frauen nach Deutschland gekommen sind, um sich zu bilden. „Ein Asylverfahren dauert durchschnittlich neun Monate. Jedoch können es auch mal zwei Jahre werden, in denen die Bewerber meist keine Chance haben, etwas Produktives zu tun. Sie wollen lernen und sich integrieren“, erklärt die Gladbecker Pfarrerin.
Superintendent Dietmar Chudaska, ebenfalls von der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde, kennt aus eigener Erfahrung die Schwierigkeit, sich in einem fremden Land zu integrieren. Er hat selbst fünf Jahre in Afrika gelebt und gearbeitet. „Es gibt einen Unterschied zwischen einer Aufnahme und der Integration. Es ist ein weiter Weg zu einer gelungenen Integration und die Sprache ist die Schlüsselqualifikation dazu. Es ist immer harte Arbeit, wenn viele Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zusammenkommen“, erklärt Dietmar Chudaska. Doch Dank der Spenden aus dem Kirchenkreis und der evangelischen Stiftung Stellwerk konnten weitere drei Deutschkurse für Flüchtlinge finanziert werden. „Der erste Kurs wurde bereits erfolgreich abgeschlossen und die Teilnehmer erhielten ihr Zertifikat. In diesem Jahr konnten durch die finanzielle Unterstützung sieben Kurse angeboten werden. Darunter ist auch ein Fortgeschrittenenkurs, für die, die ihre Deutschkenntnisse noch vertiefen möchten“, erzählt Karin Hornig-Bilo.
Neben der evangelischen Kirchengemeinde stellte auch der Rotary Club Gladbeck-Kirchhellen Spenden zur Verfügung und unterstützten drei Kurse mit jeweils 1.000 Euro. „Wir haben uns Mitte des Jahres die Frage gestellt: was können wir für Flüchtlinge tun? Und wir sind sehr dankbar, dass die VHS mit dem ersten Deutschkurs für Flüchtlinge einen Stein ins Wasser geworfen hat. Wir wollen nun erreichen, dass der Stein hohe Wellen schlägt“, sagt Dr. Gerhard Hartfeld, Rotary Club Präsident.
Die Deutschkurse werden zu 80 Prozent von Männern zwischen 18 und 30 Jahren besucht. „Es ist ein langer Weg, den wir mit den Teilnehmern gehen. Dabei müssen wir aufpassen, dass wir sie nicht überfordern. Wir möchten zunächst die Kommunikation in Alltagssituationen beibringen. Außerdem zeigen wir den Teilnehmern die wichtigsten Orte in Gladbeck“, erzählt Karin Hornig-Bilo. 120 Unterrichtsstunden lang ist ein Anfängerkurs für Flüchtlinge. In Zukunft sollen die Kurse vom Bund gefördert werden. kb

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