Gladbeck - Seit vergangenem Jahr gehen auch in Gladbeck immer mehr Kinder aus Flüchtlingsfamilien zur Schule. Vor allem in den Grundschulen wird deutlich, dass einige dieser Kinder durch die teilweise monate- oder jahrelange Flucht besondere Probleme und traumatische Erfahrungen haben. Diese Kinder brauchen besondere Zuwendung und Förderung, um anzukommen. Aber auch Kinder aus dem europäischen Umland, die als Zuwanderer nach Gladbeck kommen bedürfen in der Schule eine besondere Betreuung.

Foto: Katharina Boll
Das Projekt „Sprechzeit“ soll insbesondere diese Mädchen und Jungen fördern. „Das Wortspiel beinhaltet nicht nur das Erlernen der Sprache, vielmehr gilt es, den Kindern die Möglichkeit zu geben, sich auszusprechen, Probleme zu benennen, Zuhörer zu finden und Fragen zu stellen“, erklärt Bettina Weist, Leiterin des Amtes für Bildung und Erziehung. „Sprechzeit“ startet am 1. Februar 2016 an vier Gladbecker Grundschulen (Lambertischule, Wilhelmschule, Wittringer Schule und Mosaikschule) und ist ein Kooperationsprojekt der Stadt Gladbeck, der evangelischen Flüchtlingshilfe und des Kommunalen Integrationszentrums des Kreises Recklinghausen. Ziel des Projektes, das unter dem Dach des „Gladbecker Bündnis für Familie – Erziehung, Bildung, Zukunft“ läuft, ist die intensive Förderung von Grundschulkindern mit Flucht- und Zuwanderungserfahrung durch eine konstante Bezugsperson. Jutta Arlt, Projektkoordinatorin: „Zurzeit sind es 144 Kinder aus 26 Nationen, die als so genannte Seiteneinsteiger in Gladbecker Schulen kommen. Das muss ganz unterschiedlich unterstützt werden. Die Schulen stehen in engem Kontakt mit uns und teilen uns ihren Bedarf mit.“
Finanziell unterstützt wird es vom Lions Club Gladbeck mit einer Spende von 10.000 Euro aus dem Erlös des Adventskalenderverkaufs. Bernd Walter, Präsident des Lions Club in Gladbeck, freut sich, gerade dieses Projekt zu unterstützen: „Wir möchten mit unseren Zuwendungen nachhaltige Dinge anstoßen und finanzieren. Sprechzeit halten wir aufgrund des vorraussichtlich fortlaufenden Bedarfs für eine sehr gute Sache. Deshalb möchten wir es jetzt und in Zukunft mitfinanzieren.“
Mit der Finanzspritze konnten die Materialien, die im Schulungskonzept der Stadtbildungskonferenz angedacht waren, angschafft werden. „Ein Bildungskoffer, der für alle Betreuer zugänglich ist, gehört zum Beispiel dazu. Außerdem erhalten die Ehrenamtlichen eine Kostenpauschale für die Aufwendungen“, sagt Bettina Weist.
Die evangelische Flüchtlingshilfe konnte bei der Suche nach Ehrenamtlichen unterstützen, so dass bereits auf zehn Mitarbeiter zurückgegriffen werden kann, die diese Betreuung übernehmen möchten. Sie werden fachlich qualifiziert und begleitet. Die Betreuung findet im Vormittagsbereich außerhalb des Klassenverbandes statt und erfolgt zweimal wöchentlich. In der Betreuungszeit erhalten die Kinder einerseits eine Sprachförderung, Zeit zum „Sprechen“ und „Lernen“ der deutschen Sprache. Andererseits nehmen sich die „Paten“ insbesondere Zeit für die Flüchtlings- und Zuwandererkinder mit ihren besonderen Problemlagen und Lebensumständen. gj